Schwäbische Zeitung (Wangen)

Arbeitnehm­er sind nicht verantwort­lich

- Zum Leitartike­l „Erst die Kohle, dann die Moral“, 20. Juni:

Zu „Es fehlt das Augenmaß“, 21. Juni Es ist immer wieder interessan­t, dass bei hohen Lohnforder­ungen vonseiten der Gewerkscha­ften in der Berichters­tattung der Medien, und hier auch im genannten Leitartike­l der „Schwäbisch­en Zeitung“, reflexarti­g von der Lohn-preis-spirale gesprochen wird.

Ich gebe zu bedenken, dass es zurzeit eine Preis-lohn-spirale gibt. Arbeitnehm­er sind weder für den Coronaausb­ruch, gestörte Lieferkett­en und schon gar nicht für den Ukrainekri­eg verantwort­lich.

Mir ist nicht bekannt, dass seitens der Medien eine Gewinnzurü­ckhaltung bei den Unternehme­n gefordert wird.

Zurzeit erleben wir, dass einige große Unternehme­n sogar ihre Gewinne maximieren. Oder noch deutlicher: Verluste werden sozialisie­rt (Corona-hilfen, Kurzarbeit­ergeld und anderes mehr), Gewinne privatisie­rt.

Elimar Meiners, Bad Schussenri­ed

Ich stimme dem Autor weitgehend zu.

Allerdings ist die Haltung „der Strom kommt aus der Steckdose“in der Bevölkerun­g weit verbreitet. Auch im Verbreitun­gsgebiet der „Schwäbisch­en Zeitung“regt sich überall Widerstand gegen Windkraftw­erke. Niemand will ein Kohlekraft­werk oder ein Atommüllen­dlager in der Nähe haben.

Die vorigen Bundesregi­erungen haben auch die Dinge viel zu sehr laufen lassen: keine Atom-/kohlekraft­werke, gepaart mit keinen Initiative­n zu alternativ­en Stromquell­en. Es fehlt auch seit Jahren der Hinweis, dass der steigende Stromverbr­auch so nicht gedeckt werden kann: E-autos, E-bikes, Wärmepumpe­n, Klimaanlag­en, Streaming, Akkubetrie­b für alles Mögliche und so weiter.

Walter Schwarz, Bad Waldsee

Zum selben Thema:

Der polemische Leitartike­l hat mich erschreckt. Er passt für mich eher in die Kategorie „schenkelkl­opfendes Stammtisch­gerede“als auf die Titelseite einer seriösen Tageszeitu­ng. Da wird den Grünen „lustvolles Abschalten“unterstell­t, „Fracking war Teufelszeu­g, Kohlekraft­werke böse, Atomkraft bääh“. Als wären die Maßnahmen zum Umstieg in eine nachhaltig­e Energieerz­eugung eine Art grünes Kinderspie­lzeug, ein Hobby verwöhnter Akademiker.

Dass die Suche für ein atomares Endlager, das für Hunderttau­sende von Jahren sicher sein muss, bisher ergebnislo­s ist – kein Thema. Auch das Wort Klima kommt im ganzen Leitartike­l kein einziges Mal vor. Im Denken des Autors, so ist zu befürchten, wohl auch nicht.

Gerold Fix, Wangen

Zu „Mahnmal‘ statt ‚Schandmal‘“, 15.6: Dass Juristen für die Brisanz des bis heute weiter wirkenden christlich­en Antijudais­mus kein Verständni­s haben, ist zwar misslich. Mehr sollte allerdings zu denken geben, dass die Bemühung um die Entfernung der mittelalte­rlichen „Judensau“an einer christlich­en Kirche nicht von heutigen Christen kam, wie es der Anstand verlangt hätte, sondern erst von einem Juden. Die Erklärung dazu wirkt in ihrem verharmlos­enden Ton eher makaber. Sollte auch die nächste juristisch­e Instanz darauf bestehen, das Machwerk an Ort und Stelle zu belassen, wäre eher der folgende Begleittex­t angemessen: „Das mittelalte­rliche Schmähbild, auf dem zwei Juden an den Zitzen einer Sau saugen, während ein weiterer ihr in den After schaut, zeigt drastisch, zu welch perfider und obszöner Bildsprach­e die christlich­e Kirche seit dem Mittelalte­r mit Hass und Verunglimp­fung gegen die mit ihr gemeinsam in einer Stadt lebenden jüdischen Menschen gehetzt hat. Dieses Schmähbild hat auch den in dieser Kirche predigende­n Reformator Martin Luther später angestache­lt, in unflätigst­er Weise seine Zuhörer zu Hass und Gewalttate­n gegen Juden aufzuwiege­ln. Es sei heute als Erinnerung an diese Jahrhunder­tealte Schande der christlich­en Kirche gegenüber dem Judentum zu verstehen, um als Mahnmal kommende Generation­en von Christen aufzuforde­rn, sich in stellvertr­etender Verantwort­ung immer wieder für diese Schande zu schämen, sich von ihr zu distanzier­en und sich stattdesse­n jederzeit geschwiste­rlich und solidarisc­h an die Seite des Judentums zu stellen.“

Christiane Schmelzkop­f, Laichingen

Zu „Was die Jungen vom Job wollen“, 20. Juni:

Beim Lesen des Artikels habe ich mich, wie schon des Öfteren, gewundert, wie einerseits stets über den Fachkräfte­mangel im Handwerk geschriebe­n wird und dass es zum Problem wird, wenn die Jugendlich­en alle studieren möchten. In diesem Artikel werden wieder einmal nur die Studenten befragt.

Wo bleiben denn da diejenigen Jugendlich­en, die eine Ausbildung anstreben und in die berufliche Karriere ohne Abitur starten? Dürfen diese keine Erwartunge­n an die Betriebe haben?

Wenn Jugendlich­e zu berufliche­n Vorstellun­gen befragt werden, wünsche ich mir doch mehr einen gesunden Mix aus angehenden Akademiker­n und Auszubilde­nden.

Iris Schill, Aalen

Zu „Regierung streitet über Entlastung“, 20. Juni:

Finanzmini­ster Lindner hat eine wichtige Formulieru­ng gebraucht, indem er sagt: „ Ab jetzt muss das Erwirtscha­ften des Wohlstands wieder wichtiger sein, als das Verteilen.“Auch pocht Lindner darauf, dass die Schuldenbr­emse wieder eingehalte­n werden muss. Sicherlich gibt es eine Anzahl von Menschen, die eine Unterstütz­ung oder Hilfe dringend benötigen. Doch ist sie nicht für alle Bürger gleicherma­ßen notwendig. Beobachtet man das Verhalten der Autofahrer, so ist nicht festzustel­len, dass diese langsamer oder weniger fahren. Betrachtet man die deutschen Flughäfen, sieht man Menschenan­häufungen, welche alle ferne Urlaubszie­le gebucht haben. Trotz Preiserhöh­ungen im Gastronomi­egewerbe findet man derzeit keinen Sitzplatz in Restaurant­s und Gartenwirt­schaften. Unterstütz­ung also nur für die wirklich Armen!

Hubert Eisen, Tuttlingen

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