Schwäbische Zeitung (Wangen)

Verkehrsbe­trieb mit drei Millionen Verlust

Schlechte Zahlen lassen Streit ums Parken schon wieder aufflammen

- Von Frank Hautumm

- Die Ravensburg­er Verkehrs- und Versorgung­sbetriebe (RVV), also die früheren Stadtwerke, entwickeln sich für die Stadt zu einem „Dauerverlu­stbetrieb“. Drei Millionen Euro Minus schlugen 2021 zu Buche, drei Millionen Euro Miese werden die RVV auch in diesem Jahr wohl wieder einfahren. Das kann so nicht weitergehe­n, darüber sind sich alle Fraktionen des Gemeindera­tes einig. Mit der Einigkeit schnell vorbei war es aber, als es an die Ursachenfo­rschung ging. Der Streit landete am Mittwoch im Ausschuss mal wieder beim Thema Parken.

Der Grund: Alleine aus dem Topf Parkgebühr­en fehlen der Stadt am Jahresende wohl mehr als 450 000 Euro an Einnahmen.

Das liegt unter anderem daran, dass der Gemeindera­t im Dezember beschlosse­n hatte, die erste Stunde Parken in der Marienplat­zgarage bis Ende Februar kostenlos anzubieten. Die Initiative war von der CDU ausgegange­n, die damit die Ravensburg­er Händler in der Corona-pandemie unterstütz­en wollte.„wir wissen, woher die schlechten Zahlen bei unserem Eigenbetri­eb kommen. Wenn man Parken monatelang kostenlos macht, dann schlägt sich das unmittelba­r im Ergebnis nieder“, so Bürgermeis­ter Dirk Bastin. „Das ist insgesamt eine Herausford­erung, der wir uns unbedingt stellen müssen.“

Die Ravensburg­er Verkehrs- und Versorgung­sbetriebe sind zuständig für die Bäder, die Eissportha­lle, die Parkhäuser, den Busverkehr, die BOB-BAHN und den Betrieb der Breitbandk­abel – Zuschussbe­triebe fast allesamt. Alleine die Bäder haben 2021 wieder einen Verlust von 1,2 Millionen Euro verbucht.

Maria Weithmann von den Grünen war sauer: „Wie oft haben wir hier darüber gesprochen, dass wir beim Parken die Einnahmen verbessern müssen? Im Ausschuss sind wir uns immer einig, entschiede­n wird dann aber immer anders.“

Die Grünen-chefin erinnerte noch einmal an das „Gewürge um das Parkkonzep­t“auf der Kuppelnau. „Dieses Jahreserge­bnis ist in großen Teilen unseren politische­n Beschlüsse­n geschuldet.“Maria Weithmann forderte eine Neuausrich­tung mit einer Priorisier­ung, der sich andere Interessen

Dirk Bastin

unterordne­n müssten: „Es kann nicht sein, dass die Stadt jedes Jahr höhere Verluste ausgleiche­n muss.“In vielen Bereichen, für die die RVV zuständig sind, ist das möglich, bei den Parkplätze­n nicht.

„Die Zahlen sind erschrecke­nd“, meinte auch Markus Brunner von der CDU.

Brunner verwies aber auch auf das Defizit im Busverkehr: „Aber die Fahrkarten sollen am liebsten gar nichts kosten. Es bringt nichts, wenn wir immer nur beim Parken draufhauen. Wir müssen das Thema von allen Seiten betrachten.“

Zustimmung von Jürgen Hutterer („Bürger für Ravensburg“): „Das driftet schon wieder in ein Autofahrer-bashing ab. Uns muss klar sein: Wer hier parkt, der kauft auch hier ein.“Hutterer will vor allem die Ausgabense­ite genauer betrachten.

Joachim Arnegger von den Freien Wählern warnte: „Wenn wir die Parkgebühr­en einfach erhöhen, ist die Innenstadt tot. Wir müssen den Busverkehr günstiger machen, uns wäre kostenlos am liebsten.

Die Zahlen sind zwar negativ, aber wir wussten, dass das so kommt.“Markus Waidmann (FDP): „Wir brauchen mehr Nutzer in den Parkhäuser­n und mehr Busfahrgäs­te.“

In einer Klausurtag­ung wollen die Stadträte zusammen mit der Verwaltung jetzt den Abwärtstre­nd stoppen.

„Wenn man Parken monatelang kostenlos macht, dann schlägt sich das unmittelba­r im Ergebnis nieder.“

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