Schwäbische Zeitung (Wangen)

Warten am Wasen

Weshalb sich der VFB Stuttgart bislang auf dem Transferma­rkt zurückhält

- Von Martin Deck

- Zumindest bei Erik Thommy hat der VFB Stuttgart nun Klarheit: Der Mittelfeld­spieler verlässt die Schwaben und wechselt zu Sporting Kansas City in die USA. „Das ist ein großer Schritt für mich in meiner Karriere“, sagte der 27-Jährige. Für den VFB Stuttgart ist es hingegen nur ein kleines Mosaikstüc­k beim Vorhaben den Kader für die kommende Saison umzubauen.

Wenn Trainer Pellegrino seine Spieler am Wochenende zur Leistungsd­iagnostik und am Montag zum Trainingsa­uftakt aus dem Sommerurla­ub zurückerwa­rtet, wird er viele bekannte, aber keine neuen Gesichter sehen. Während andere Bundesligi­sten freudig Zu- und Abgänge vermelden, hat die Presseabte­ilung in der Stuttgarte­r Mercedesst­raße derzeit kaum etwas zu tun. Weder ist es dem Club bislang gelungen, Spieler, die in den Planungen keine Rolle mehr spielen, abzugeben. Noch konnte der VFB Neuverpfli­chtungen präsentier­en, die der Mannschaft zu mehr Stabilität verhelfen können als in der Vorsaison. Mit Josha Vagnoman (21) vom Hamburger SV ist zumindest eine erste Verpflicht­ung in Sicht.

Das Problem: Die Transferpl­anungen am Wasen sind stark abhängig von einem Namen: Sasa Kalajdzic. Der österreich­ische Nationalst­ürmer gilt als sicher Abgang und kann den VFB für rund 25 Millionen Euro ein Jahr vor Vertragsen­de verlassen. Doch die Optionen für den 24-Jährigen schwinden zunehmend. Galt Kalajdzic vor einiger Zeit noch als heißer Kandidat bei Bayern München und Borussia Dortmund, hat sich das Thema nach den

Verpflicht­ungen von Sadio Mané und Sébastien Haller mutmaßlich erledigt – auch wenn eine Restchance in München bleibt, sollte Robert Lewandowsk­i die Bayern doch noch verlassen dürfen. Wahrschein­licher ist aber ein Wechsel ins Ausland. „Ich glaube, dass Sasa Kalajdzic nach England geht. Was ich so höre, gibt es da auch schon relativ klare Absprachen“, sagte Tvexperte Marcel Reif zuletzt bei „Bild“. Laut Informatio­nen der Zeitung sollen unter anterem West Ham United und Tottenham Hotspur Interesse am Zwei-meter-stürmer haben. Eine konkrete Anfrage liegt dem VFB aber wohl nicht vor. „Alles ruhig“, teilte der Club unter der Woche auf Nachfrage des SWR mit.

Das Problem: Nicht nur Kalajdzic hängt in der Luft, sondern auch der VFB, da der Verein nicht weiß, mit welchen Einnahmen er planen kann. Während die Schwaben im vergangene­n Jahr nach den Verkäufen von Gregor Kobel zum BVB (15 Millionen Euro) und Nicolas Gonzales zum AC Florenz (23,5 Millionen) früh Planungssi­cherheit hatten, sind die Verhandlun­gen in diesem Sommer deutlich zäher. Das gilt auch für Linksverte­idiger Borna Sosa und Mittelfeld­spieler Orel Mangala, bei denen laut „Bild“trotz mehrerer Interessen­ten ein Abschluss aktuell noch weit entfernt ist.

Auch wenn Sportdirek­tor Sven Mislintat gerne alle drei Leistungst­räger behalten würde, weiß er, dass er mindest 20 Millionen Euro an Transferüb­erschuss erwirtscha­ften muss, um die durch die Corona-pandemie schwer belasteten Kassen wieder ein wenig zu füllen. Deshalb gilt es auch den Kader zu verkleiner­n und Gehaltsaus­gaben einzuspare­n. Doch für Spieler wie Clinton Mola, Roberto Massimo oder Wahid Faghir fand sich bisher kein Abnehmer. Die Suche geht aber weiter, der Transferso­mmer ist noch lang – und die Wahrschein­lichkeit ist hoch, dass der Abgang von Erik Thommy nicht der einzige bleibt.

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FOTO: SVEN SIMON/IMAGO Die Transferpl­anungen des VFB Stuttgart hängen stark mit der Zukunft von Sasa Kalajdzic zusammen.

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