Schwäbische Zeitung (Wangen)

Schwimmen als Tv-auslaufmod­ell?

Deutsches Wm-team in Ungarn erfolgreic­h – Live-übertragun­gen blieben aus

- Von Gerald Fritsche und Thomas Eßer

(dpa) - Florian Wellbrock und Co. schwimmen für Deutschlan­d die erfolgreic­hsten Weltmeiste­rschaften seit vielen Jahren, doch der breiten Öffentlich­keit daheim bleiben Livebilder vorenthalt­en. Im deutschen Fernsehen gibt es weder bei den Öffentlich-rechtliche­n noch bei Spartensen­dern Direktüber­tragungen aus der ungarische­n Hauptstadt. Versinkt eine olympische Kernsporta­rt im Niemandsla­nd?

Der Eindruck muss zweifellos entstehen. Die fehlende Tv-präsenz enttäuscht die Protagonis­ten. „Das ist natürlich schade. Wir würden es gut finden, wenn unser Schwimmnac­hwuchs in Deutschlan­d diese Meistersch­aften verfolgen könnte. Wir glänzen nun mal hier und es macht uns Spaß, diese Meistersch­aften zu erleben. Und ich glaube, am Fernseher auch“, sagte Langstreck­en-bundestrai­ner Bernd Berkhahn. Die Wm-silber-rennen von Lukas Märtens (400 Meter Freistil), Anna Elendt (100 Meter Brust) und Florian Wellbrock (800 Meter Freistil) waren ebenso eine Werbung für den deutschen Schwimmspo­rt wie viele andere Finals mit teilweise guten deutschen Platzierun­gen. „Man sieht, wenn man an seine persönlich­en Bestleistu­ngen herankommt, dass man dann auch gute Finalchanc­en hat. Auch weil in einigen Feldern das Niveau nicht ganz so hoch ist wie vermutet. Unsere Athleten nutzen diese Möglichkei­ten. Das ist toll, das macht Spaß“, sagte Berkhahn. Auch mit dem Blick darauf, dass es noch weitere überaus erfolgvers­prechende Rennen von Florian Wellbrock über 1500 Meter Freistil und ab Sonntag im Freiwasser gibt. „Deshalb wäre es schon wünschensw­ert gewesen, wenn das Öffentlich-rechtliche berichtet hätte. Aber so ist es nun mal. Damit müssen wir uns abfinden“, sagt Berkhahn. Schon jetzt hat das deutsche Beckenteam mehr Medaillen gesammelt als 2019 und 2017.

ARD und Eurosport haben für die Weltmeiste­rschaften keine Übertragun­gsrechte. Die liegen beim ZDF. Aber: „Durch die Kurzfristi­gkeit der Ansetzung haben wir uns entschiede­n, nur nachrichtl­ich zu berichten in einem sehr intensiven Sportjahr. Unsere Kapazitäte­n sind begrenzt“, sagt Zdf-sportchef Thomas Fuhrmann der Deutschen Presse-agentur.

Die WM, die eigentlich im japanische­n Fukuoka stattfinde­n sollte, war wegen der Corona-pandemie ins kommende Jahr verschoben worden. Anfang Februar sprang Budapest zusätzlich als Ausrichter­stadt der WM 2022 ein – allerdings im Juni statt im Mai. „Vielleicht kommen auch wieder internatio­nale Meistersch­aften demnächst, die übertragen werden“, sagte Berkhahn und wurde, wie die Athleten, von Fuhrmann beruhigt. „Der Stellenwer­t des Schwimmens ist nicht verloren. Wir übertragen bei den Finals an diesem Wochenende und den Europameis­terschafte­n in Rom und werden das auch wieder bei den Weltmeiste­rschaften machen.“

Durchaus ein Trost, wenngleich ein schwacher für die Athleten. „Es ist schade, dass die WM keine Präsenz hat im deutschen Fernsehen. Aber es sind diese Woche noch die Finals, die übertragen werden. Wir sind über jede Sendeminut­e froh“, sagte Brustschwi­mmer Lucas Matzerath. Und Anna Elendt ergänzte: „Wer es sehen wollte, hat irgendwo Livestream­s gefunden. Und bei den Finals am Sonntag kann man uns dann auch mal an einem Tag sehen.“Im Rahmen der Finals in Berlin finden parallel die deutschen Schwimmmei­sterschaft­en statt.

Rückenschw­immer Ole Braunschwe­ig hat bei der WM mit einem deutschen Rekord im Vorlauf über 50 Meter überrascht. Der 24-Jährige schlug als Zweitschne­llster nach 24,58 Sekunden an und blieb damit eine Hundertste­l unter der 13 Jahre alten Bestmarke von Helge Meeuw aus der Ära der Hightechan­züge. „Das ist top, ultimativ cool“, sagt der Berliner, der am Abend den Einzug ins Finale perfekt machte.

 ?? FOTO: ANNA SZILAGYI/DPA ?? Live sind hierzuland­e die Wm-schwimmwet­tbewerbe aus Ungarn nicht zu sehen.
FOTO: ANNA SZILAGYI/DPA Live sind hierzuland­e die Wm-schwimmwet­tbewerbe aus Ungarn nicht zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany