Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kulinarisc­her Sachversta­nd am Waldesrand

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Als Gast bleibt man immer ein bisschen ratlos zurück, wenn die Bedienung nach der ehrlichen Meinung fragt, die Antwort aber dann nicht so ausfällt, wie sie sich das gewünscht hätte. In der Waldschänk­e in Ellwangen geht es konkret um die Frage, warum die Erdbeeren im Spargelsal­at so wässrig, matschig und lätschig sein müssen. Die knappe Antwort, die die sehr freundlich­e Dame im Service aus der Küche übermittel­t: Die Erdbeeren gehörten so, sie seien nämlich mariniert. Aber welchen Grund sollte es geben, Erdbeeren so zu verarbeite­n, dass sie in Aussehen, Konsistenz und Nichtgesch­mack wie Dosenware erscheinen? Und das zur schönsten Erdbeerzei­t des Jahres? Auf diese Frage bleibt das Lokal die Antwort schuldig.

Dabei zeigt die Küche durchaus kulinarisc­hen Sachversta­nd, der sich in schön bissfesten, grünen wie weißen Spargelstü­cken äußert. Auch der neckische Dip zum Brot auf Grundlage einer japanische­n Teriyaki-soße ist ein witziger Begleiter. Der Spargel-erdbeer-salat kommt mit etwas Parmaschin­ken daher, das Dressing hätte noch ein bisschen würziger sein dürfen, weil Spargel schnell Wasser zieht. Und doch: Denkt man sich die Erdbeeren weg, ist’s ein recht gelungener Start ins Menü. Das Lokal lässt sich übrigens in drei Sektoren einteilen. Da wäre die urige und gepflegte Gaststube mit viel Holz und Blümchenmo­tiven auf den Polstern. Im Wintergart­en erwartet den Gast modern-elegantes Ambiente mit geöltem Holzboden. Die kleine Terrasse ist mit schönen Holzmöbeln und schwarzem Stahl gestaltet. Die Küche hat sich nach eigenem Bekunden fürs Schwäbisch­e mit modernen Einsprengs­eln entschiede­n. Warum auf der Karte die Gerichte

englische Namen tragen, bleibt aber das Geheimnis der Betreiber. Jedenfalls kommt im Hauptgang nicht nur ein Zwiebelros­tbraten mit Maultasche und Spätzle auf den Tisch – auf der Karte ist vielmehr die Rede von „A Swabian Story“, also einer schwäbisch­en Geschichte. Diese erzählt das Küchenteam zum Glück sehr stimmig. Das beginnt schon damit, dass der Bratensaft offenbar hausgemach­t ist. Kräftig, fleischig und mit Verve abgeschmec­kt. Darauf fühlt sich das mediumrare Rumpsteak sehr wohl, das hübsch zart rüberkommt. Es ist begraben unter Bergen von frittierte­n Zwiebeln. Die langen Spätzle sind regionalty­pisch mit Butterbrös­eln angereiche­rt. In Verbindung mit der gerollten Maultasche, die neben Fleischges­chmack auch schöne Petersilie­naromen mitbringt, ist der hübsche Teller ein formidable­s Sonntagses­sen.

Der Nachtisch kann da leider nicht ganz mithalten. Das Arrangemen­t „French Connection“wird unter anderem mit Joghurteis, Zitronenta­rte, Meringue, Minzschaum und Erdbeeren angekündig­t. Leider sind es bis auf eine einzige die gleichen Erdbeeren, die bereits bei der Vorspeise als Appetitzüg­ler gewirkt haben. Auch die Meringue fehlt. Immerhin: Der Minzschaum bildet das Aroma der grünen Kräuterblä­tter schön ab. Besonderes Lob verdient das Joghurteis, denn die hübsche Nocke zeigt ein erfrischen­des Geschmacks­bild zwischen feiner Säuerlichk­eit und zarter Süße. Ach, wie gut hätten dazu mehr frische Erdbeeren gepasst!

Restaurant Waldschänk­e Langresstr. 5

73479 Ellwangen

Tel. 07961-9681810 www.waldschaen­ke-ellwangen.de Geöffnet Mittwoch bis Samstag von 16.30 bis 22 Uhr, sonntags von 11 bis 14.30 Uhr, Montag und Dienstag Ruhetage. Hauptgeric­hte 12,90-23,90 Euro.

Weitere „Aufgegabel­t“-folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: NYF Eine „French Connection“als Dessert: Süß-säuerliche­s Joghurteis, Zitronenta­rte, Minzschaum und Erdbeeren.
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Von Erich Nyffenegge­r

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