Mit Argusaugen auf Suche nach Rauch
In weiten Teilen des Allgäus herrschte vor einigen Tagen hohe Waldbrandgefahr
- Große Waldbrände haben die Feuerwehr in Brandenburg über das Wochenende hinaus in Atem gehalten. Im Allgäu blieb es diesbezüglich zwar ruhig. Die Waldbrandgefahr war in den vergangenen Tagen aber auch in großen Teilen der Region hoch. Von den Stationen in Memmingen, Kaufbeuren und Kempten meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Montag Gefahrenstufe vier von fünf. Im Oberallgäuer Durach startete deswegen ein Beobachtungsflug.
Angeordnet werden derlei Luftbeobachtungen in Bayern von der zuständigen Regierung – im Falle des Allgäus also von der Regierung von Schwaben. Als Entscheidungsgrundlage dient hauptsächlich der Waldbrandgefahrenindex des DWD. „Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, zum Beispiel die Luftfeuchtigkeit, die Windrichtung und die Bodenbeschaffenheit“, sagt Karl Herrmann, Präsident der Luftrettungsstaffel Bayern, deren regionale Stützpunkte die Maschinen und Piloten für die Flüge stellen. In Schwaben gibt es drei solcher Stützpunkte: In
Donauwörth-genderkingen, Illertissen – und Kempten-durach.
Michael Summa leitet den Allgäuer Stützpunkt seit 13 Jahren, seit 15 Jahren ist er Einsatzpilot. Der 69-Jährige und seine Kollegen arbeiten ehrenamtlich. „So können wir zwei Dinge verbinden: Die Freude am Fliegen und gleichzeitig tun wir etwas für die Allgemeinheit.“Heuer starteten von Durach aus bereits fünf Beobachtungsflüge – im gesamten vergangenen Jahr waren es laut Summa nur zwei oder drei. Die Kosten für die Flüge übernimmt der Freistaat Bayern. „Dieses Modell gibt es so nur bei uns. In anderen Bundesländern kommen dafür beispielsweise Polizeihubschrauber zum Einsatz.“
Neben dem Piloten ist immer auch ein Luftbeobachter an Bord. Für die hiesigen Luftbeobachter ist Roland Hölzle vom Landratsamt Oberallgäu zuständig. Wenn es um die Flüge geht, spricht sich die Regierung von Schwaben mit der Behörde hab. „Aktuell haben wir neun Beobachter“, sagt Roland Hölzle, Dabei handle es sich in der Regel um Mitarbeiter aus der öffentlichen Verwaltung, die sich freiwillig für die Aufgabe melden und ebenfalls ehrenamtlich tätig sind. „Sie müssen eine Flugtauglichkeitsuntersuchung bestehen, dann besuchen sie einen Lehrgang an der Feuerwehrschule in Würzburg.“Ihr Zuständigkeitsgebiet umfasst die Landkreise Oberallgäu, Ostallgäu und Lindau. „Wir sind für eine Befliegungsfläche von 3500 Quadratkilometern zuständig, davon sind 1100 Quadratkilometer Wald.“
Hölzle ist selbst seit 22 Jahren Luftbeobachter und regelmäßig im Einsatz. „Aus einer Höhe von etwa 1000 Fuß, das sind knapp 300 Meter, halten wir vorwiegend nach Rauch ausschau.“Aber nicht nur: Die Beobachter dokumentieren auch Schäden im Wald. Laut Luftrettungsstaffelpräsident Karl Herrmann kann zudem die Verkehrsüberwachung ein Aufgabengebiet der Besatzung sein. Hauptsächlich gehe es aber darum, Brände zu entdecken. „Die Flugrouten befinden sich oft über Orten, wo die Gefahr besonders hoch ist, zum Beispiel über Grillplätzen oder Flächen mit viel Altholz“, sagt Karl Herrmann.
Machen die Beobachter eine Entdeckung, geben sie die Koordinaten per Funk mit an die Integrierten Leitstelle weiter, die die ansässigen Feuerwehren
informiert. „Ist das Gelände unzugänglich, lotsen wir die Fahrzeuge aus der Luft an den Einsatzort“, sagt Hölzle. Je nach Situation werden auch Hubschrauber zum Löschen angefordert. Hölzle erinnert sich an einen Fall in Hüttenberg bei Ofterschwang (Oberallgäu) vor mehreren Jahren. Damals entdeckte die Flugzeugbesatzung Qualm am Boden. Wie sich später herausstellte, hatte vier Tage zuvor eine Rodung stattgefunden – und das Wurzelwerk glomm noch immer. „Dann wurde der Boden geöffnet und gelöscht.“
Die Flugzeuge sind jeweils von 15 bis 18 Uhr in der Luft. „Eben dann, wenn viel los und die Gefahr besonders groß ist“, erklärt Hölzle. Während Michael Summa am Montag noch abhob, wird das am Dienstag wohl eher nicht der Fall sein. Der DWD prognostiziert für das Allgäu in den kommenden Tagen Gefahrenstufen zwischen eins und drei. „Manchmal hilft schon ein kräftiger Regenschauer, um die Situation zu entspannen“, sagt Summa. Dennoch mahnt er: „Alle sollten Obacht geben und sich an die Regeln halten. Ein Brand entsteht schnell.“