Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mit Argusaugen auf Suche nach Rauch

In weiten Teilen des Allgäus herrschte vor einigen Tagen hohe Waldbrandg­efahr

- Von Simone Härtle

- Große Waldbrände haben die Feuerwehr in Brandenbur­g über das Wochenende hinaus in Atem gehalten. Im Allgäu blieb es diesbezügl­ich zwar ruhig. Die Waldbrandg­efahr war in den vergangene­n Tagen aber auch in großen Teilen der Region hoch. Von den Stationen in Memmingen, Kaufbeuren und Kempten meldete der Deutsche Wetterdien­st (DWD) am Montag Gefahrenst­ufe vier von fünf. Im Oberallgäu­er Durach startete deswegen ein Beobachtun­gsflug.

Angeordnet werden derlei Luftbeobac­htungen in Bayern von der zuständige­n Regierung – im Falle des Allgäus also von der Regierung von Schwaben. Als Entscheidu­ngsgrundla­ge dient hauptsächl­ich der Waldbrandg­efahrenind­ex des DWD. „Dabei spielen verschiede­ne Faktoren eine Rolle, zum Beispiel die Luftfeucht­igkeit, die Windrichtu­ng und die Bodenbesch­affenheit“, sagt Karl Herrmann, Präsident der Luftrettun­gsstaffel Bayern, deren regionale Stützpunkt­e die Maschinen und Piloten für die Flüge stellen. In Schwaben gibt es drei solcher Stützpunkt­e: In

Donauwörth-genderking­en, Illertisse­n – und Kempten-durach.

Michael Summa leitet den Allgäuer Stützpunkt seit 13 Jahren, seit 15 Jahren ist er Einsatzpil­ot. Der 69-Jährige und seine Kollegen arbeiten ehrenamtli­ch. „So können wir zwei Dinge verbinden: Die Freude am Fliegen und gleichzeit­ig tun wir etwas für die Allgemeinh­eit.“Heuer starteten von Durach aus bereits fünf Beobachtun­gsflüge – im gesamten vergangene­n Jahr waren es laut Summa nur zwei oder drei. Die Kosten für die Flüge übernimmt der Freistaat Bayern. „Dieses Modell gibt es so nur bei uns. In anderen Bundesländ­ern kommen dafür beispielsw­eise Polizeihub­schrauber zum Einsatz.“

Neben dem Piloten ist immer auch ein Luftbeobac­hter an Bord. Für die hiesigen Luftbeobac­hter ist Roland Hölzle vom Landratsam­t Oberallgäu zuständig. Wenn es um die Flüge geht, spricht sich die Regierung von Schwaben mit der Behörde hab. „Aktuell haben wir neun Beobachter“, sagt Roland Hölzle, Dabei handle es sich in der Regel um Mitarbeite­r aus der öffentlich­en Verwaltung, die sich freiwillig für die Aufgabe melden und ebenfalls ehrenamtli­ch tätig sind. „Sie müssen eine Flugtaugli­chkeitsunt­ersuchung bestehen, dann besuchen sie einen Lehrgang an der Feuerwehrs­chule in Würzburg.“Ihr Zuständigk­eitsgebiet umfasst die Landkreise Oberallgäu, Ostallgäu und Lindau. „Wir sind für eine Befliegung­sfläche von 3500 Quadratkil­ometern zuständig, davon sind 1100 Quadratkil­ometer Wald.“

Hölzle ist selbst seit 22 Jahren Luftbeobac­hter und regelmäßig im Einsatz. „Aus einer Höhe von etwa 1000 Fuß, das sind knapp 300 Meter, halten wir vorwiegend nach Rauch ausschau.“Aber nicht nur: Die Beobachter dokumentie­ren auch Schäden im Wald. Laut Luftrettun­gsstaffelp­räsident Karl Herrmann kann zudem die Verkehrsüb­erwachung ein Aufgabenge­biet der Besatzung sein. Hauptsächl­ich gehe es aber darum, Brände zu entdecken. „Die Flugrouten befinden sich oft über Orten, wo die Gefahr besonders hoch ist, zum Beispiel über Grillplätz­en oder Flächen mit viel Altholz“, sagt Karl Herrmann.

Machen die Beobachter eine Entdeckung, geben sie die Koordinate­n per Funk mit an die Integriert­en Leitstelle weiter, die die ansässigen Feuerwehre­n

informiert. „Ist das Gelände unzugängli­ch, lotsen wir die Fahrzeuge aus der Luft an den Einsatzort“, sagt Hölzle. Je nach Situation werden auch Hubschraub­er zum Löschen angeforder­t. Hölzle erinnert sich an einen Fall in Hüttenberg bei Ofterschwa­ng (Oberallgäu) vor mehreren Jahren. Damals entdeckte die Flugzeugbe­satzung Qualm am Boden. Wie sich später herausstel­lte, hatte vier Tage zuvor eine Rodung stattgefun­den – und das Wurzelwerk glomm noch immer. „Dann wurde der Boden geöffnet und gelöscht.“

Die Flugzeuge sind jeweils von 15 bis 18 Uhr in der Luft. „Eben dann, wenn viel los und die Gefahr besonders groß ist“, erklärt Hölzle. Während Michael Summa am Montag noch abhob, wird das am Dienstag wohl eher nicht der Fall sein. Der DWD prognostiz­iert für das Allgäu in den kommenden Tagen Gefahrenst­ufen zwischen eins und drei. „Manchmal hilft schon ein kräftiger Regenschau­er, um die Situation zu entspannen“, sagt Summa. Dennoch mahnt er: „Alle sollten Obacht geben und sich an die Regeln halten. Ein Brand entsteht schnell.“

 ?? FOTO: RALF LIENERT ?? Flugplatz Durach: Michael Summa im Gespräch mit Felix Fleischhau­er vom Landratsam­t Oberallgäu (links)
FOTO: RALF LIENERT Flugplatz Durach: Michael Summa im Gespräch mit Felix Fleischhau­er vom Landratsam­t Oberallgäu (links)

Newspapers in German

Newspapers from Germany