Bangen um einen Jungstorch
Beringung auf dem Grundschulnest in Bad Wurzach – Zum zweiten Horst darf Ute Reinhard nicht
- Ute Reinhard, zuständig für den Storchennachwuchs in Oberschwaben, hat die drei Jungstörche auf dem Horst auf der Grundschule Bad Wurzach beringt. Die Beringung des Nachwuchses auf dem Kamin eines nahe gelegenen Hotels dagegen konnte nicht durchgeführt werden, weil der Hotelbesitzer seine Zustimmung verweigerte.
Als sich der Korb der Drehleiter der Feuerwehr mit Maschinist Peter Hörmann, dessen Frau und Ute Reinhard an Bord am Dienstag kurz nach 19 Uhr dem Nest auf der Grundschule näherte, war von den Altstörchen weit und breit nichts zu sehen.
Rasch warf Reinhard ein Tuch über die Köpfe der Störche, um zu verhindern, dass diese aufstehen, was für beide Seiten nicht ungefährlich gewesen wäre. Dann konnte Reinhard in Ruhe ihr Routineprogramm abspulen: den Ring ans Bein clippen, mit der Federwaage wiegen, Schnabelreinigung und das Nest von Müll befreien.
Dabei stellte sie fest dass, zwischen dem schwersten Tier, das immerhin 3,3 Kilogramm auf die Waage brachte und das zukünftig weltweit an seiner Ringnummer ABV 52 erkannt werden kann, und dem leichtesten Jungstorch (2,45 Kilogramm Gewicht, Ringnummer ABV 53) des diesjährigen Jahrgangs schon ein großer Entwicklungsunterschied besteht.
Der dritte Storch, den seine Ringnummer zukünftig als ABV51 aisweist, bewegt sich mit 2,65 Kilogramm Gewicht im üblichen, für sein Alter erwartbaren Rahmen. Die beiden größeren dürften „über dem Berg sein“ihr Gefieder so gut wie wasserdicht sein. Der kleinste Storch jedoch, dessen Gefieder noch deutliche Flaumfedern zeigte, muss noch die nächsten beiden Wochen überstehen.
Auch die Beringung dieser Jungstörche stand kurzzeitig auf der Kippe: Kurz bevor die Drehleiter anrückte, zogen im Osten imposante Gewitterwolken auf, die sich aber dann rechtzeitig gen Süden verabschiedeten. Im Gewitter wäre eine
Beringungsaktion viel zu riskant gewesen.
Als die Drehleiter dann vor besagtem Hotel eintraf, gab es für alle an der Aktion Beteiligten lange Gesichter: Der Besitzer verweigerte Ute Reinhard und den Feuerwehrleuten die Erlaubnis den Korb der Drehleiter zur Beringung über das Hoteldach auszufahren. Für Ute Reinhard ein unverständliches Verhalten: „Das wäre doch Werbung für sein Hotel gewesen, wenn es auf der ganzen Welt geheißen hätte, die Störche wurden auf seinem Hotelkamin geboren.“Auch für den ebenfalls anwesenden Bad Waldseer „Storchenvater“Hans Daiber war diese Weigerung unverständlich. Er wie Reinhard bedauerten diese Weigerung, die der Hotelbesitzer mit mangelnder Kommunikation begründete.
So blieben also diese drei Jungstörche ebenso unberingt wie die drei auf dem Strommasten in Ziegelbach; diese allerdings, weil sie bereits zu groß geworden sind und die Beringung sowohl für Reinhard als auch die Jungtiere zur Gefahr geworden wäre.