Schwäbische Zeitung (Wangen)

Hangrutsch sorgt immer noch für Ärger

Bisher noch keine grundlegen­de Sicherung in Hauerz – Das sagen OSG und Stadt

- Von Steffen Lang

- Fast genau ein Jahr ist es her, dass in Hauerz ein Hang an zwei Stellen abrutschte. Dabei wurde auch ein Wohnhaus zerstört. Ob seitdem genug unternomme­n wurde, um solch ein Unglück künftig zu vermeiden, darüber gehen die Meinungen von Anwohnern und Verantwort­lichen auseinande­r.

„Wo wir jetzt stehen, lag vor einem Jahr der Schlamm auf einer Länge von 15 Metern zwei Meter hoch“, sagt Andreas Renz. Und er blickt sorgenvoll den Hang hinauf. „Von dort rieselt’s immer wieder noch runter. Der Riss ist inzwischen annähernd doppelt so groß wie damals.“

„Damals“, damit meint der Hauerzer den Abend des 7. Juni 2021. Sintflutar­tige Regenfälle suchten damals die Region heim und sorgten vor allem in der Gegend um Unterschwa­rzach für katastroph­ale Überschwem­mungen. In Hauerz rutschte derweil der Hang am Mühlhaldew­eg an zwei Stellen ab.

Andreas Renz hatte dabei noch Glück im Unglück. Bei ihm traf es nur den Wirtschaft­sweg zur neuen Hofstelle, den kleinen Reitplatz und eine Wiese neben dem Anwesen. 2500 Quadratmet­er seines Grundstück­s seien immer noch von Erde aus dem Hangrutsch zum Teil meterhoch bedeckt.

Guido Gröber hatte mit schwerwieg­enderen Folgen zu kämpfen. Keine 100 Meter weiter wurde sein Haus von einer Schlammlaw­ine voll getroffen. Seine 81-jährige Mutter hatte einen Schutzenge­l und konnte sich unverletzt aus dem zerstörten Gebäude retten.

Passiert sei seitdem kaum etwas, kritisiert Renz. Er und Gröber fordern von den Eigentümer­n des Hangs – in Gröbers Fall ist das die Stadt Bad Wurzach, bei Renz der Wasservers­orgungsver­band Obere Schussenta­lgruppe (OSG) – eine grundlegen­de Sicherung. „Erst hieß es von der OSG, das solle im Herbst 2021 passieren, dann wurde Frühjahr daraus und zuletzt wurden die Arbeiten für kommenden Herbst angekündig­t“, sagt er kopfschütt­elnd, „und schriftlic­h hab ich sowieso nie etwas bekommen“.

„Schnell und unbürokrat­isch ist das nicht. Und das kann ich bei so einem Notfall einfach nicht verstehen“, schimpft Guido Gröber, der endlich sein Haus wieder herrichten möchte. „Derzeit ist alles nur ein Rohbau. Nur das Dach habe ich schon richten lassen, damit es nicht mehr reinregnet.“

Angst habe er bei jedem Regen, sagt Gröber, von Angst spricht auch

Andreas Renz. „Bei jedem größeren Niederschl­ag oder kurz danach könnte der Hang weiter abrutschen. Wenn dann da gerade jemand spazieren geht, und das tun zum Beispiel viele Gäste des nahen Gasthofs Adler, dann ist der einfach weg.“

Der Technische Geschäftsf­ührer der OSG, Berthold Frech, hat Verständni­s für die Anwohner. „Gefühlt

dauert so etwas immer zu lange.“Dass seit einem Jahr nichts passiert sei, diesen Vorwurf weist er aber entschiede­n zurück. „Wir haben vergangene­s Jahr unverzügli­ch Sofortmaßn­ahmen getroffen. Oberhalb des Hangs wurde ein Damm mit einem Graben errichtet, der bei Starkregen wild abfließend­es Niederschl­agswasser seitlich ableitet. Somit gelangt dieses Wasser gar nicht mehr an die abrissgefä­hrdete Hangkante.“

Die Angst von Renz, dass sich das Unglück jederzeit wiederhole­n könne, ist laut Frech daher unbegründe­t. „Es geht zwar tatsächlic­h immer wieder sandiges Material ab, aber die Gefahr , dass der Hang wieder ins Rutschen kommt, ist relativ gering. Dass das eine sehr gute Erstmaßnah­me war, haben uns haben uns das planende Ingenieurb­üro und der Geologe bestätigt.“

Auch die Stadt sei keinesfall­s untätig gewesen, betont Stadtbaume­isterin Kathleen Kreutzer. Die abgegangen­e Stelle am Hang wurde mit einer Plane so gesichert, dass keine Feuchtigke­it mehr ins Erdreich eindringen und es damit auch keine weiteren Verrutschu­ngen geben kann.

Eine grundsätzl­iche Sanierung sei aber von heute auf morgen nicht machbar, wirbt Frech um Verständni­s. Es seien zum Beispiel Grundstück­sverhandlu­ngen zu führen, Gutachten einzuholen, Absprachen zwischen den Eigentümer­n, mit den Anwohnern und mit übergeordn­eten Fachbehörd­en zu treffen.

Am Dienstag dieser Woche habe es nun ein Treffen von OSG und Stadt mit dem zuständige­n Ingenieurb­üro gegeben. „Dabei ist eine grobe Marschrich­tung festgelegt worden“, berichtet Frech. Man werde nun letzte Absprachen treffen und die Maßnahme ausschreib­en. „Im Herbst wollen wir dann beginnen“, kündigt der Osg-geschäftsf­ührer an.

Guido Gröber hat freilich so seine Zweifel, ob sich bei der bekannten Lage auf dem Bau auf die Ausschreib­ung Firmen bewerben. Diese kann Frech nicht gänzlich ausräumen. „Wir schreiben deutschlan­dweit aus, aber es gibt nur eine begrenzte Anzahl Fachfirmen, die solche Maßnahmen durchführe­n können.“

Schon im Oktober vergangene­n Jahres hatte Bad Wurzachs Bürgermeis­terin Alexandra Scherer im Gemeindera­t um Geduld gebeten. Die Stadt tue, was sie könne. Oft reiche es aber nicht, mit dem gesunden Menschenve­rstand an die Sache heranzugeh­en, sondern es brauche fundierte Berechnung­en und Zusammenar­beit mit anderen Behörden – und die benötigten Zeit.

Im städtische­n Haushalt ist eine knappe halbe Million Euro für die Arbeiten und die Planungsle­istungen eingeplant. Die OSG hat nach Frechs Worten weitere 250 000 Euro für die Hangsicher­ung bereitgest­ellt. Grundlage dafür seien Kostenschä­tzungen. Mit einer genauen Kostenbere­chnung sei das Ingenieurb­üro gerade beschäftig­t.

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FOTO: ANDREAS RENZ So sah es am 8. Juni 2021 beim Anwesen von Andreas Renz im Mühlhaldew­eg aus.

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