Hangrutsch sorgt immer noch für Ärger
Bisher noch keine grundlegende Sicherung in Hauerz – Das sagen OSG und Stadt
- Fast genau ein Jahr ist es her, dass in Hauerz ein Hang an zwei Stellen abrutschte. Dabei wurde auch ein Wohnhaus zerstört. Ob seitdem genug unternommen wurde, um solch ein Unglück künftig zu vermeiden, darüber gehen die Meinungen von Anwohnern und Verantwortlichen auseinander.
„Wo wir jetzt stehen, lag vor einem Jahr der Schlamm auf einer Länge von 15 Metern zwei Meter hoch“, sagt Andreas Renz. Und er blickt sorgenvoll den Hang hinauf. „Von dort rieselt’s immer wieder noch runter. Der Riss ist inzwischen annähernd doppelt so groß wie damals.“
„Damals“, damit meint der Hauerzer den Abend des 7. Juni 2021. Sintflutartige Regenfälle suchten damals die Region heim und sorgten vor allem in der Gegend um Unterschwarzach für katastrophale Überschwemmungen. In Hauerz rutschte derweil der Hang am Mühlhaldeweg an zwei Stellen ab.
Andreas Renz hatte dabei noch Glück im Unglück. Bei ihm traf es nur den Wirtschaftsweg zur neuen Hofstelle, den kleinen Reitplatz und eine Wiese neben dem Anwesen. 2500 Quadratmeter seines Grundstücks seien immer noch von Erde aus dem Hangrutsch zum Teil meterhoch bedeckt.
Guido Gröber hatte mit schwerwiegenderen Folgen zu kämpfen. Keine 100 Meter weiter wurde sein Haus von einer Schlammlawine voll getroffen. Seine 81-jährige Mutter hatte einen Schutzengel und konnte sich unverletzt aus dem zerstörten Gebäude retten.
Passiert sei seitdem kaum etwas, kritisiert Renz. Er und Gröber fordern von den Eigentümern des Hangs – in Gröbers Fall ist das die Stadt Bad Wurzach, bei Renz der Wasserversorgungsverband Obere Schussentalgruppe (OSG) – eine grundlegende Sicherung. „Erst hieß es von der OSG, das solle im Herbst 2021 passieren, dann wurde Frühjahr daraus und zuletzt wurden die Arbeiten für kommenden Herbst angekündigt“, sagt er kopfschüttelnd, „und schriftlich hab ich sowieso nie etwas bekommen“.
„Schnell und unbürokratisch ist das nicht. Und das kann ich bei so einem Notfall einfach nicht verstehen“, schimpft Guido Gröber, der endlich sein Haus wieder herrichten möchte. „Derzeit ist alles nur ein Rohbau. Nur das Dach habe ich schon richten lassen, damit es nicht mehr reinregnet.“
Angst habe er bei jedem Regen, sagt Gröber, von Angst spricht auch
Andreas Renz. „Bei jedem größeren Niederschlag oder kurz danach könnte der Hang weiter abrutschen. Wenn dann da gerade jemand spazieren geht, und das tun zum Beispiel viele Gäste des nahen Gasthofs Adler, dann ist der einfach weg.“
Der Technische Geschäftsführer der OSG, Berthold Frech, hat Verständnis für die Anwohner. „Gefühlt
dauert so etwas immer zu lange.“Dass seit einem Jahr nichts passiert sei, diesen Vorwurf weist er aber entschieden zurück. „Wir haben vergangenes Jahr unverzüglich Sofortmaßnahmen getroffen. Oberhalb des Hangs wurde ein Damm mit einem Graben errichtet, der bei Starkregen wild abfließendes Niederschlagswasser seitlich ableitet. Somit gelangt dieses Wasser gar nicht mehr an die abrissgefährdete Hangkante.“
Die Angst von Renz, dass sich das Unglück jederzeit wiederholen könne, ist laut Frech daher unbegründet. „Es geht zwar tatsächlich immer wieder sandiges Material ab, aber die Gefahr , dass der Hang wieder ins Rutschen kommt, ist relativ gering. Dass das eine sehr gute Erstmaßnahme war, haben uns haben uns das planende Ingenieurbüro und der Geologe bestätigt.“
Auch die Stadt sei keinesfalls untätig gewesen, betont Stadtbaumeisterin Kathleen Kreutzer. Die abgegangene Stelle am Hang wurde mit einer Plane so gesichert, dass keine Feuchtigkeit mehr ins Erdreich eindringen und es damit auch keine weiteren Verrutschungen geben kann.
Eine grundsätzliche Sanierung sei aber von heute auf morgen nicht machbar, wirbt Frech um Verständnis. Es seien zum Beispiel Grundstücksverhandlungen zu führen, Gutachten einzuholen, Absprachen zwischen den Eigentümern, mit den Anwohnern und mit übergeordneten Fachbehörden zu treffen.
Am Dienstag dieser Woche habe es nun ein Treffen von OSG und Stadt mit dem zuständigen Ingenieurbüro gegeben. „Dabei ist eine grobe Marschrichtung festgelegt worden“, berichtet Frech. Man werde nun letzte Absprachen treffen und die Maßnahme ausschreiben. „Im Herbst wollen wir dann beginnen“, kündigt der Osg-geschäftsführer an.
Guido Gröber hat freilich so seine Zweifel, ob sich bei der bekannten Lage auf dem Bau auf die Ausschreibung Firmen bewerben. Diese kann Frech nicht gänzlich ausräumen. „Wir schreiben deutschlandweit aus, aber es gibt nur eine begrenzte Anzahl Fachfirmen, die solche Maßnahmen durchführen können.“
Schon im Oktober vergangenen Jahres hatte Bad Wurzachs Bürgermeisterin Alexandra Scherer im Gemeinderat um Geduld gebeten. Die Stadt tue, was sie könne. Oft reiche es aber nicht, mit dem gesunden Menschenverstand an die Sache heranzugehen, sondern es brauche fundierte Berechnungen und Zusammenarbeit mit anderen Behörden – und die benötigten Zeit.
Im städtischen Haushalt ist eine knappe halbe Million Euro für die Arbeiten und die Planungsleistungen eingeplant. Die OSG hat nach Frechs Worten weitere 250 000 Euro für die Hangsicherung bereitgestellt. Grundlage dafür seien Kostenschätzungen. Mit einer genauen Kostenberechnung sei das Ingenieurbüro gerade beschäftigt.