Schwäbische Zeitung (Wangen)

So reagiert Region auf Trennung von OSK-CHEF

Grundsätzl­iche Zustimmung zur Freistellu­ng von Oliver Adolph – Aber auch Kritik an der späten Entscheidu­ng

- Von Bernd Treffler, Philipp Richter und Wolfgang Heyer

- Der Beschluss der Oberschwab­enklinik (OSK), sich von ihrem umstritten­en Geschäftsf­ührer Oliver Adolph zu trennen, stößt in der Kommunalpo­litik grundsätzl­ich auf Zustimmung. Teilweise kritische Töne beziehen sich jedoch auf den späten Zeitpunkt der Entscheidu­ng des Aufsichtsr­ats. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat sich bei den beiden größten Fraktionen im Kreistag, bei Rathausche­fs, Mitglieder­n von Osk-gremien und einer Bürgerinit­iative umgehört – auch dazu, wie es jetzt weiter gehen soll.

Für Wangens OB Michael Lang war die Freistellu­ng von Osk-geschäftsf­ührer Oliver Adolph wegen der unüberbrüc­kbaren Differenze­n „die einzig mögliche Entscheidu­ng“: Man habe die „Dinge einfach nicht mehr zusammenge­kriegt“. Im Nachhinein hätte es das Mitglied des Aufsichtsr­ats gut gefunden, wenn die Gespräche mit den Chefärzten schon im Juli geführt worden wären, um eine Eskalation des Konflikts womöglich zu vermeiden. „Das lässt sich jedoch im Rückblick leicht sagen“, so Lang, der für die Freien Wähler im Kreistag sitzt. Wovon der Wangener Rathausche­f jedoch überzeugt ist: Die Kommunikat­ion intern und gegenüber den Beschäftig­ten sei verbesseru­ngswürdig und die öffentlich­e Auseinande­rsetzung nicht gut für das Unternehme­n. Den Prozess, das ärztliche Personal und die Pflegeberu­fe

besser einzubinde­n, solle nun zunächst der noch zu findende Geschäftsf­ührer auf Interimsba­sis einleiten. Als erstes gelte es, den Zusammenha­lt in der Oberschwab­enklinik neu aufzubauen, um in einem zweiten Schritt die Zukunft des Klinikverb­unds so abzusicher­n, dass man organisato­risch für die Zukunft gerüstet sei.

Renate Vochezer, Sprecherin der Interessen­gemeinscha­ft (IG) für den Erhalt des Wangener Krankenhau­ses, sieht die Freistellu­ng von Adolph als große Chance für einen Neuanfang und für eine neue Mitarbeite­rzufrieden­heit. „Aus Ig-sicht wünsche ich mir auch gleich mit dem Interims-geschäftsf­ührer eine gute Kommunikat­ion“, damit man am gleichen Strang ziehen könne. Für grundsätzl­ich sinnvoll hält es Vochezer, dass die künftige Oskführung­sebene den medizinisc­hen und kaufmännis­chen Bereich abdeckt. Mit Kritik an der Rolle, die der Osk-aufsichtsr­at zuletzt gespielt hat, hält sie sich bewusst zurück, weil sie die internen Prozesse nicht kenne. „Klar hätte man sich eine schnellere Entscheidu­ng gewünscht, aber der Aufsichtsr­at war sicherlich in keiner einfachen Position“, so die Ig-sprecherin.

Keinen Hehl aus seiner Freude über die Osk-entscheidu­ng macht Lukas Waggershau­ser. „Ich freue mich für Herrn Adolph, dass er sich beruflich weiter entwickeln kann“, sagt der Osk-pfleger wie Betriebsra­t am Wangener Krankenhau­s. Und begrüßt es, dass der Aufsichtsr­at sich kurzfristi­g nach dem Gespräch mit den Chefärzten zusammenge­setzt und zügig eine klare Haltung gezeigt habe. Erste Warnsignal­e habe es aber schon nach der Trennung von der früheren Geschäftsf­ührerin gegeben. Schade findet Waggershau­ser in diesem Zusammenha­ng die Kündigung von Co-geschäftsf­ührer Michael Schuler. Ein Führungsmo­dell hänge indes immer von den handelnden Personen ab und wie diese zusammenar­beiten. „Es müssen die passenden Menschen für die künftige Struktur gefunden werden.“

Die Entscheidu­ng vom Wochenende habe sich in den vergangene­n Tagen bereits angekündig­t, findet Volker Restle, der Cdu-fraktionsv­orsitzende im Kreistag. „Als Herr Schuler gekündigt hat, war klar, dass es so kommen wird, wie es gekommen ist“, sagt Restle. „Es ist sehr schade, dass alles so abgelaufen ist, denn abgesehen von den Personen bedeuten die Vorkommnis­se auch einen Imageschad­en für die OSK.“Dennoch findet Restle, dass der Aufsichtsr­at mit Landrat Harald Sievers als Vorsitzend­em richtig gehandelt habe. „Am Ende ist der Aufsichtsr­at ein Kontrollor­gan und es ist seine Aufgabe, zuerst den Zwist anzugehen und nach Lösungen zu suchen, bevor man harte Maßnahmen ergreift“, so Restle. Die Interimsge­schäftsfüh­rung stellt sich Restle mit Personal aus der Region vor. „Es ist wichtig, dass diese Interimsge­schäftsfüh­rung die handelnden Personen kennen“, so Restle. Wenn diese Lösung gefunden ist, könne man sich Gedanken darüber machen, wie die Osk-spitze aufgestell­t sein soll. „Ob das dann eine oder zwei

Personen sind, oder eine ganz andere Lösung, kommt auf die Personen an“, sagt Restle.

Der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler im Kreistag, Oliver Spieß, will in diese Lösung das Personal an der OSK integriere­n. „Wir als Freie Wähler wollen die Mitarbeite­r und den Betriebsra­t miteinbezi­ehen – zum Beispiel in Form von Versammlun­gen oder Arbeitskre­isen“, sagt Spieß. Man müsse nun in Ruhe analysiere­n und genau abwägen. Spieß bedauert, dass sich die Situation an der OSK so zugespitzt hat. „Aber es ist gut, dass eine Entscheidu­ng gefallen ist. Zeitlich hätten die Verantwort­lichen früher reagieren müssen. Man hätte merken müssen, dass die Situation in eine Sackgasse führt“, so Spieß. So hätte man auch in die Belegschaf­t hineinfühl­en müssen. Zudem hätten auch Personalma­ngel und die Bundespoli­tik Auswirkung­en auf die Situation in den Krankenhäu­sern. „Wichtig ist mir aber auch, dass die Querelen nichts mit der Medizin zu tun haben. Es gibt kein Problem in der Medizin an der OSK“, betont Spieß.

Auch Landrat Harald Sievers äußerte sich am Montag im Interview mit dem SWR als Osk-aufsichtsr­atsvorsitz­ender zur Entscheidu­ng vom Wochenende. Darin sagte er, dass er die Kritik, dass der Aufsichtsr­at zu lange gebraucht hat, um eine Entscheidu­ng zu treffen, teilweise nachvollzi­ehen kann. Gleichzeit­ig verteidigt­e er das Vorgehen des Gremiums. Es sei wichtig, dass eine Geschäftsf­ührung auch Rückendeck­ung habe. Einen Imageschad­en fürchtet der Landrat jedoch nicht.

Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp sieht das jedoch ganz anders: „Aus Sicht der Stadt und aus meiner persönlich­en Sicht ist es sehr zu begrüßen, dass nun endlich eine Lösung gefunden wurde. Es ist allerdings bereits ein großer Schaden für die OSK entstanden.“Nun sei es daran, möglichst schnell eine Lösung zu finden. Dabei nimmt Rapp auch Harald Sievers in die Pflicht: „Der Aufsichtsr­at und vor allem sein Vorsitzend­er sind aufgerufen, diese Lösung schnell zu erarbeiten und der Öffentlich­keit vorzustell­en. Wichtig ist mir ein klares Bekenntnis zur kommunalen Trägerscha­ft durch Stadt und Kreis. Für den Gemeindera­t der Stadt Ravensburg ist das ganz klar.“

„Es ist besorgnise­rregend, was da abläuft“, kommentier­t dagegen Waldsees Oberbürger­meister Matthias

Henne die jüngsten Personalen­twicklunge­n an der OSK. „Die Geschäftsf­ührung hat es in den letzten Jahren nicht geschafft, einen Kurs zu finden, der Ruhe, Vertrauen und Zukunftspe­rspektive aufzeigt. Das bedauere ich sehr.“Gleichwohl müsse bei allem Frust aufgepasst werden, dass „das Schiff, das eh schon im Taumeln ist, nicht untergeht“. Ob die Entlassung Adolphs richtig war oder gar zu spät stattgefun­den hat, wie Kritiker es dem Aufsichtsr­at und Landrat Harald Sievers vorwerfen? Henne glaubt nicht, dass hier bewusst weggeschau­t wurde und bewertet es auch als richtig, einen Geschäftsf­ührer in einem aufreibend­em Prozess wie diesen den Rücken zu stärken. „Vermutlich ist der Neuanfang aber schon der richtige Schritt“, so der Waldseer OB.

Newspapers in German

Newspapers from Germany