So reagiert Region auf Trennung von OSK-CHEF
Grundsätzliche Zustimmung zur Freistellung von Oliver Adolph – Aber auch Kritik an der späten Entscheidung
- Der Beschluss der Oberschwabenklinik (OSK), sich von ihrem umstrittenen Geschäftsführer Oliver Adolph zu trennen, stößt in der Kommunalpolitik grundsätzlich auf Zustimmung. Teilweise kritische Töne beziehen sich jedoch auf den späten Zeitpunkt der Entscheidung des Aufsichtsrats. Die „Schwäbische Zeitung“hat sich bei den beiden größten Fraktionen im Kreistag, bei Rathauschefs, Mitgliedern von Osk-gremien und einer Bürgerinitiative umgehört – auch dazu, wie es jetzt weiter gehen soll.
Für Wangens OB Michael Lang war die Freistellung von Osk-geschäftsführer Oliver Adolph wegen der unüberbrückbaren Differenzen „die einzig mögliche Entscheidung“: Man habe die „Dinge einfach nicht mehr zusammengekriegt“. Im Nachhinein hätte es das Mitglied des Aufsichtsrats gut gefunden, wenn die Gespräche mit den Chefärzten schon im Juli geführt worden wären, um eine Eskalation des Konflikts womöglich zu vermeiden. „Das lässt sich jedoch im Rückblick leicht sagen“, so Lang, der für die Freien Wähler im Kreistag sitzt. Wovon der Wangener Rathauschef jedoch überzeugt ist: Die Kommunikation intern und gegenüber den Beschäftigten sei verbesserungswürdig und die öffentliche Auseinandersetzung nicht gut für das Unternehmen. Den Prozess, das ärztliche Personal und die Pflegeberufe
besser einzubinden, solle nun zunächst der noch zu findende Geschäftsführer auf Interimsbasis einleiten. Als erstes gelte es, den Zusammenhalt in der Oberschwabenklinik neu aufzubauen, um in einem zweiten Schritt die Zukunft des Klinikverbunds so abzusichern, dass man organisatorisch für die Zukunft gerüstet sei.
Renate Vochezer, Sprecherin der Interessengemeinschaft (IG) für den Erhalt des Wangener Krankenhauses, sieht die Freistellung von Adolph als große Chance für einen Neuanfang und für eine neue Mitarbeiterzufriedenheit. „Aus Ig-sicht wünsche ich mir auch gleich mit dem Interims-geschäftsführer eine gute Kommunikation“, damit man am gleichen Strang ziehen könne. Für grundsätzlich sinnvoll hält es Vochezer, dass die künftige Oskführungsebene den medizinischen und kaufmännischen Bereich abdeckt. Mit Kritik an der Rolle, die der Osk-aufsichtsrat zuletzt gespielt hat, hält sie sich bewusst zurück, weil sie die internen Prozesse nicht kenne. „Klar hätte man sich eine schnellere Entscheidung gewünscht, aber der Aufsichtsrat war sicherlich in keiner einfachen Position“, so die Ig-sprecherin.
Keinen Hehl aus seiner Freude über die Osk-entscheidung macht Lukas Waggershauser. „Ich freue mich für Herrn Adolph, dass er sich beruflich weiter entwickeln kann“, sagt der Osk-pfleger wie Betriebsrat am Wangener Krankenhaus. Und begrüßt es, dass der Aufsichtsrat sich kurzfristig nach dem Gespräch mit den Chefärzten zusammengesetzt und zügig eine klare Haltung gezeigt habe. Erste Warnsignale habe es aber schon nach der Trennung von der früheren Geschäftsführerin gegeben. Schade findet Waggershauser in diesem Zusammenhang die Kündigung von Co-geschäftsführer Michael Schuler. Ein Führungsmodell hänge indes immer von den handelnden Personen ab und wie diese zusammenarbeiten. „Es müssen die passenden Menschen für die künftige Struktur gefunden werden.“
Die Entscheidung vom Wochenende habe sich in den vergangenen Tagen bereits angekündigt, findet Volker Restle, der Cdu-fraktionsvorsitzende im Kreistag. „Als Herr Schuler gekündigt hat, war klar, dass es so kommen wird, wie es gekommen ist“, sagt Restle. „Es ist sehr schade, dass alles so abgelaufen ist, denn abgesehen von den Personen bedeuten die Vorkommnisse auch einen Imageschaden für die OSK.“Dennoch findet Restle, dass der Aufsichtsrat mit Landrat Harald Sievers als Vorsitzendem richtig gehandelt habe. „Am Ende ist der Aufsichtsrat ein Kontrollorgan und es ist seine Aufgabe, zuerst den Zwist anzugehen und nach Lösungen zu suchen, bevor man harte Maßnahmen ergreift“, so Restle. Die Interimsgeschäftsführung stellt sich Restle mit Personal aus der Region vor. „Es ist wichtig, dass diese Interimsgeschäftsführung die handelnden Personen kennen“, so Restle. Wenn diese Lösung gefunden ist, könne man sich Gedanken darüber machen, wie die Osk-spitze aufgestellt sein soll. „Ob das dann eine oder zwei
Personen sind, oder eine ganz andere Lösung, kommt auf die Personen an“, sagt Restle.
Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Kreistag, Oliver Spieß, will in diese Lösung das Personal an der OSK integrieren. „Wir als Freie Wähler wollen die Mitarbeiter und den Betriebsrat miteinbeziehen – zum Beispiel in Form von Versammlungen oder Arbeitskreisen“, sagt Spieß. Man müsse nun in Ruhe analysieren und genau abwägen. Spieß bedauert, dass sich die Situation an der OSK so zugespitzt hat. „Aber es ist gut, dass eine Entscheidung gefallen ist. Zeitlich hätten die Verantwortlichen früher reagieren müssen. Man hätte merken müssen, dass die Situation in eine Sackgasse führt“, so Spieß. So hätte man auch in die Belegschaft hineinfühlen müssen. Zudem hätten auch Personalmangel und die Bundespolitik Auswirkungen auf die Situation in den Krankenhäusern. „Wichtig ist mir aber auch, dass die Querelen nichts mit der Medizin zu tun haben. Es gibt kein Problem in der Medizin an der OSK“, betont Spieß.
Auch Landrat Harald Sievers äußerte sich am Montag im Interview mit dem SWR als Osk-aufsichtsratsvorsitzender zur Entscheidung vom Wochenende. Darin sagte er, dass er die Kritik, dass der Aufsichtsrat zu lange gebraucht hat, um eine Entscheidung zu treffen, teilweise nachvollziehen kann. Gleichzeitig verteidigte er das Vorgehen des Gremiums. Es sei wichtig, dass eine Geschäftsführung auch Rückendeckung habe. Einen Imageschaden fürchtet der Landrat jedoch nicht.
Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp sieht das jedoch ganz anders: „Aus Sicht der Stadt und aus meiner persönlichen Sicht ist es sehr zu begrüßen, dass nun endlich eine Lösung gefunden wurde. Es ist allerdings bereits ein großer Schaden für die OSK entstanden.“Nun sei es daran, möglichst schnell eine Lösung zu finden. Dabei nimmt Rapp auch Harald Sievers in die Pflicht: „Der Aufsichtsrat und vor allem sein Vorsitzender sind aufgerufen, diese Lösung schnell zu erarbeiten und der Öffentlichkeit vorzustellen. Wichtig ist mir ein klares Bekenntnis zur kommunalen Trägerschaft durch Stadt und Kreis. Für den Gemeinderat der Stadt Ravensburg ist das ganz klar.“
„Es ist besorgniserregend, was da abläuft“, kommentiert dagegen Waldsees Oberbürgermeister Matthias
Henne die jüngsten Personalentwicklungen an der OSK. „Die Geschäftsführung hat es in den letzten Jahren nicht geschafft, einen Kurs zu finden, der Ruhe, Vertrauen und Zukunftsperspektive aufzeigt. Das bedauere ich sehr.“Gleichwohl müsse bei allem Frust aufgepasst werden, dass „das Schiff, das eh schon im Taumeln ist, nicht untergeht“. Ob die Entlassung Adolphs richtig war oder gar zu spät stattgefunden hat, wie Kritiker es dem Aufsichtsrat und Landrat Harald Sievers vorwerfen? Henne glaubt nicht, dass hier bewusst weggeschaut wurde und bewertet es auch als richtig, einen Geschäftsführer in einem aufreibendem Prozess wie diesen den Rücken zu stärken. „Vermutlich ist der Neuanfang aber schon der richtige Schritt“, so der Waldseer OB.