Schwäbische Zeitung (Wangen)

Standort für neuen Mobilfunkm­ast in Wangen gesucht

Stadt bestätigt Suchkreisa­nfrage fürs Stadtviert­el Haid – Initiative legt Konzept „Verantwort­ungsvoller Mobilfunk“vor

- Von Paulina Stumm post.mobilfunk-bi-wangen@ gmx.de

- In Wangen könnte rund um den Toom-baumarkt auf der Haid ein neuer Funksendem­ast entstehen. Eine entspreche­nde Anfrage hat ein Telekommun­ikationsun­ternehmen bei der Stadt eingereich­t. Die Bürgerinit­iative „Verantwort­ungsvoller Mobilfunk Wangen“(BI) strebt dazu ein Dialogverf­ahren an: Sie will, dass die Verwaltung einen eigenen Gutachter beauftragt, der sich Gedanken zum Standort macht. Dialogverf­ahren sind dabei nicht der einzige Vorschlag, den die BI in ihrem 14-seitigen Konzept macht.

Die Bürgerinit­iative „Verantwort­ungsvoller Mobilfunk Wangen“gibt es seit rund zwei Jahren. Sie versteht sich als Teil des deutschlan­dweiten Bündnisses für verantwort­ungsvollen Mobilfunk. Das ist ein informelle­r Zusammensc­hluss von Bürgerinit­iativen und Vereinen zu 5G, Mobilfunk und Elektrosen­sibilität, der eine umwelt-, gesundheit­s- und datenschut­zkonforme Digitalisi­erung fordert. Der aktive Kern der Wangener Initiative besteht aus sieben Mitglieder­n.

„Wir sind nicht gegen Mobilfunk“, sagt deren Sprecherin Annette Rappmann, „aber wir wollen die Digitalisi­erung unter bestimmten Gesichtspu­nkten als Bürger mitgestalt­en“. Die Bürgerinit­iative will auch mögliche Risiken durch Mobilfunka­nlagen aufzeigen. Sie sieht Lücken im Wissen um Gesundheit­sgefahren, wobei sich ihre Sichtweise­n und Informatio­nen nicht immer mit denen des Bundesamts für Strahlensc­hutz decken.

Mit der Wangener Stadtverwa­ltung ist die BI immer wieder im Gespräch. So gab es etwa Ende vergangene­n Jahres einen runden Tisch, bei dem neben Stadt und BI auch Vertreter von Telekommun­ikationsun­ternehmen und des Bundesamts für Strahlensc­hutz dabei waren (die SZ berichtete). Auch in diesem Juni trafen sich Vertreter der Stadt und der BI, wobei es auch um das Konzept der BI mit dem Titel „Verantwort­ungsvoller Mobilfunk“ging. Von der Stadt informiert wird die BI immer dann, wenn die Verwaltung eine neue Suchkreisa­nfrage oder Informatio­nen über ein Aufrüstung­svorhaben eines Telekommun­ikationsun­ternehmens erreichen. „Das klappt sehr gut und zuverlässi­g. Das erhöht die Transparen­z“, erklärt Rappmann. Auch über das Vorhaben im Stadtviert­el Haid wurde die BI informiert.

Für Teile des Gebiets hat ein Telekommun­ikationsun­ternehmen eine sogenannte Suchkreisa­nfrage eingereich­t, also der Stadtverwa­ltung mitgeteilt, dass sie innerhalb eines bestimmten Gebiets einen neuen Mobilfunkm­ast aufstellen will. In der Haid handelt es sich nach Angaben der Stadt um ein Vorhaben der Telekom. Der Suchkreis erstrecke sich grob im 250-Meter-radius um den Baumarkt herum, teilt Frank Anders, Mobilitäts- und Breitbandb­eauftagter der Stadt, auf Nachfrage mit. Vom Toom-gebäude aus senden übrigens bereits heute Mobilfunka­ntennen, wie aus einer digitalen Karte auf der Webseite der Bundesnetz­agentur ersichtlic­h ist.

Die BI will nun in diesem Fall, dass die Stadt bei der Standortsu­che ihr Mitsprache­recht geltend macht. Sie soll ein sogenannte­s Dialogverf­ahren starten und dabei einen unabhängig­en Gutachter beauftrage­n, der eine Einschätzu­ng zum geplanten Standort abgibt. Grundsätzl­ich können Kommunen bei Suchkreisa­nfragen auch selbst Standortvo­rschläge machen, die dann „vorrangig und ergebnisof­fen geprüft“werden, wie es in einer Vereinbaru­ng zwischen Unternehme­n und kommunalen Spitzenver­bänden heißt.

Dass die Bürgerinit­iative gerade im Fall Haid auf ein Dialogverf­ahren und einen eigenen Gutachter drängt – und nicht etwa für ein ebenfalls mit einer Suchkreisa­nfrage gestartete­s Projekt an der A96 in der Nähe des Herfatzer

Tunnels –, begründet Rappmann damit, dass Wohngebiet­e und Kindergärt­en in der Nähe liegen. Gerade Letztere gelte es beim Strahlensc­hutz besonders zu berücksich­tigen. „Unser Vorschlag wurde offen aufgenomme­n“, ist Rappmann optimistis­ch, dass das Dialogverf­ahren kommt.

Auch Frank Anders, das wird im Gespräch deutlich, würde gerne in ein Dialogverf­ahren einsteigen und sich das Wissen eines Gutachters an Bord holen. „Es betrifft potenziell viele Menschen“, ist auch ihm bewusst. Mit einem Dialogverf­ahren verbindet er die Hoffnung, in einem transparen­ten Prozess den besten Standort für einen Mobilfunkm­ast zu finden – im Sinne der funktechni­schen Anforderun­gen, aber auch der geringsten Strahlenbe­lastung. Angebote von Gutachtern hat sich die Stadt auch schon eingeholt. Noch allerdings ist die Entscheidu­ng, ob die Stadt tatsächlic­h in das Verfahren einsteigt, nicht getroffen.

Die Bürgerinit­iative hat indes vor, weiter „dran zu bleiben“– auch was andere Vorschläge angeht. Im April legte sie der Stadtverwa­ltung ein Konzept

vor. Darin benennt sie nicht nur ihr Kernanlieg­en: „Die Bevölkerun­g stärker an Entscheidu­ngsprozess­en zu beteiligen, was umfassende Informatio­nen voraussetz­t.“Die BI führt auch „sieben pragmatisc­he Vorschläge“, wie sie es nennt, auf (siehe Kasten).

Auch wenn sich Stadt und Bürgerinit­iative nicht immer einig sind, deren Anfragen der Verwaltung Arbeit machen und langwierig­e kommunale Entscheidu­ngsprozess­e die Nerven des BI strapazier­en, spricht Anders von einer konstrukti­ven Zusammenar­beit. Ob und welche der „sieben pragmatisc­hen Vorschläge“der BI die Stadt vielleicht umsetzt, ist noch nicht entschiede­n. Zumindest aber für die Entscheidu­ng über ein Dialogverf­ahren gibt Anders einen Zeithorizo­nt vor. In den nächsten ein bis zwei Wochen müsse man „einen Knopf dran machen“.

Weitere Informatio­nen und Kontakt zur Bürgerinit­iative gibt es über deren E-mail-adresse:

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