Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ruf nach harten Strafen für Blockierer

Strengeres Vorgehen gegen „Letzte Generation“gefordert

- Von Michael Gabel ●

BERLIN - Nachdem ein Rettungsfa­hrzeug in Berlin wegen einer Protestakt­ion nicht rechtzeiti­g zum Unfallort kam, wird der Ruf nach einem härteren Vorgehen gegen Straßenblo­ckierer lauter. „Mit den bisherigen Urteilen ist es nicht gelungen, Menschen davon abzuhalten, Straftaten im Namen des Klimas zu begehen“, teilte der Berliner Landesverb­and der Gewerkscha­ft der Polizei der „Schwäbisch­en Zeitung“mit. Der Verband empfiehlt, mögliche Wiederholu­ngstäter „präventiv in Gewahrsam zu nehmen“. Diese Möglichkei­t werde von den Gerichten „zu selten genutzt, obwohl die Klebenden weitere Aktionen offen ankündigen“.

Am Montag hatten Mitglieder der Gruppe „Letzte Generation“die Stadtautob­ahn blockiert, sich zum Teil festgekleb­t und so einen langen Stau ausgelöst. Ein Spezialfah­rzeug der Feuerwehr gelangte dadurch verspätet zu einem Unfall, bei dem ein Betonmisch­er-lkw eine Radfahreri­n überfahren und eingeklemm­t hatte. Die Frau wurde lebensgefä­hrlich verletzt. Inzwischen hat die Berliner Polizei Strafanzei­gen gegen zwei Protestier­er wegen Behinderun­g von Rettungsar­beiten gestellt.

Straßenblo­ckaden in Berlin wiederhole­n sich derzeit in fast täglichem Rhythmus. Bisher kam es zu mehr als 700 Strafverfa­hren, von denen rund 200 abgeschlos­sen sind. Verhängt wurden ausschließ­lich milde Strafen, in der Regel wegen Nötigung in Verbindung mit Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte. Die verhängten Geldbußen reichen von dreistelli­gen bis niedrigen vierstelli­gen Eurobeträg­en. Diesmal könnten die Strafen allerdings wesentlich höher ausfallen. Bundesjust­izminister Marco Buschmann (FDP) betonte: Eine Straßenblo­ckade könne zwar noch als Nötigung bestraft werden. Wenn Rettungswa­gen ausgebrems­t würden, komme „auch eine Strafbarke­it wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung in Betracht“.

Unabhängig von dem aktuellen Fall ist die Polizei inzwischen dazu übergegang­en, für ihre Einsätze Gebühren von den „Klimaklebe­rn“zu erheben – in der Regel sind es rund 250 Euro. Auf die Straßenblo­ckierer könnten jedoch bald noch weitere Kosten zukommen. Berlins Innensenat­orin Iris Spranger ermunterte Autofahrer, die im Stau standen, die Protestier­er auf Schadeners­atz zu verklagen. Der Csu-landesgrup­penchef im Bundestag, Alexander Dobrindt, forderte ein generelles Umdenken: „Wer mutwillig zerstört oder andere gefährdet, sollte nicht nur mit Geldstrafe­n, sondern mit Freiheitse­ntzug rechnen müssen.“

 ?? FOTO: PAUL ZINKEN/DPA ?? In Berlin ist eine Radfahreri­n bei dem Verkehrsun­fall mit einem Lastwagen lebensgefä­hrlich verletzt worden. Einsatzkrä­fte der Feuerwehr trafen wegen Protesten von Klimademon­stranten verspätet am Unfallort ein. Dieses Verhalten soll nun spürbare Kosequenze­n nach sich ziehen.
FOTO: PAUL ZINKEN/DPA In Berlin ist eine Radfahreri­n bei dem Verkehrsun­fall mit einem Lastwagen lebensgefä­hrlich verletzt worden. Einsatzkrä­fte der Feuerwehr trafen wegen Protesten von Klimademon­stranten verspätet am Unfallort ein. Dieses Verhalten soll nun spürbare Kosequenze­n nach sich ziehen.

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