Schwäbische Zeitung (Wangen)

Privatbank am See spielt in der Champions League

Internatio­nales Bankhaus Bodensee AG hat sich auf besondere Nischen wie etwa Spitzenfuß­ball spezialisi­ert

- Von Thomas Spengler

- „Entweder man verändert oder man wird verändert. So einfach ist das“, macht Heike Kemmner, Vorstandsm­itglied der Internatio­nales Bankhaus Bodensee (IBB) AG, mit Blick auf ihr Institut klar. Tatsächlic­h hat sich das Bankhaus in den bisher 26 Jahren seines Bestehens immer wieder neu erfinden müssen. 2006 war schließlic­h die Würth Finanz-beteiligun­gs-gmbh in Künzelsau eingestieg­en, die heute 94,42 Prozent am IBB hält. Die restlichen 5,56 Prozent liegen bei der einzig verbleiben­den Gründungsg­esellschaf­t, der Hypo Vorarlberg Bank AG, mit Sitz in Bregenz.

Warum aber hat sich das weltweit führende Handelsunt­ernehmen für Befestigun­gs- und Montagetec­hnik ausgerechn­et eine Bank eingekauft, noch dazu in einer Zeit, als kaum mehr ein Investor eine Bank haben wollte? Zur Absatzfina­nzierung war die IBB AG jedenfalls nie gedacht, vielmehr rundete Würth sein ohnehin schon sehr diversifiz­iertes Portfolio weiter ab. „Wir sind nicht die Bank des Würth-konzerns, sondern ein reines Investment“, erläutern Kemmner und ihr Co-vorstand Stephan Waiblinger.

Darüber hinaus repräsenti­ere das IBB Werte wie Bodenständ­igkeit und Moderne – „so, wie es eben auch der Würth-konzern tut“. Firmeninha­ber Reinhold Würth selbst nimmt gerne ein- bis zweimal im Jahr an der Planungsru­nde der Bank teil. Der 87-Jährige wolle mit der persönlich­en Teilnahme seinen Respekt über die Entwicklun­g der Bank zum Ausdruck bringen, heißt es aus Künzels-au. Dabei bringe Würth immer wieder wertvolle Anstöße zur Unternehme­nskultur mit ein, erzählt Kemmner. „Erst recht in Zeiten wie diesen sehen wir, wie wichtig es ist, einen stabilen Hauptgesel­lschafter zu haben“, sagt Waiblinger.

Würth hat die Bank freilich nicht aus reinem Spaß in sein Portfolio genommen. Von allen seinen Beteiligun­gen, und damit auch vom IBB, fordert Würth kontinuier­liches Gewinnwach­stum. Denn Wachstum ohne Gewinn sei tödlich, so sein Credo. Das Institut habe seit seinem Einstieg nie Verlust geschriebe­n und der Würth-gruppe ausschließ­lich Freude bereitet, sagt der Patriarch in Künzelsau selbst. Man kann durchaus davon ausgehen, dass die IBB AG ohne das Engagement von Würth heute keine eigenständ­ige Bank mehr wäre.

Grundlage ihres Wachstums war es, von Anfang an auf eine profitable Nischenpol­itik zu setzen, in deren Rahmen sich die Bank auf wenige, beratungsi­ntensive Geschäftsb­ereiche konzentrie­rt hat. Hinzu kommt, dass sich das Geschäft über eher kurze Laufzeiten auszeichne­t. „Flexibilit­ät, unkomplizi­ertes, rasches Handeln ist unser Gegenentwu­rf zu etablierte­n Regionalba­nken“, sagt dazu Kemmner. Unter dieser Prämisse ist das IBB kein Niedrigpre­isanbieter, sondern ein Spezialist, der für seine Leistung auch höhere Preise verlangen kann. Unterm Strich kommt das Bankhaus damit auf eine Bilanzsumm­e von 1,54 Milliarden Euro (2021) und erzielte

zuletzt mit 185 Beschäftig­ten einen Jahresüber­schuss von 5,1 Millionen Euro.

Aktuell fußt das Geschäftsm­odell der IBB AG auf vier Segmenten, wovon das Geschäft mit gewerblich­en Immobilien­kunden das wichtigste ist. Als weitere Bereiche betreibt das IBB Private Banking für vermögende Privatanle­ger und institutio­nelle Investoren sowie das Firmenkund­engeschäft mit dem Fokus auf Projektfin­anzierunge­n und Refinanzie­rung von Finanzdien­stleistern. Zielkunden in diesem Segment sind mittelstän­dische Unternehme­n mit Hauptsitz in Deutschlan­d.

Etwas exotisch mutet dagegen das vierte Standbein des IBB an, wird

aber laut Kemmner wie klassische­s Bankgeschä­ft betrieben. So hat das Bankhaus vom Bodensee in den vergangene­n 15 Jahren Kompetenze­n für seinen Geschäftsb­ereich Sportfinan­zierung aufgebaut, in dessen Rahmen die Vorfinanzi­erung von Transfers bei Profifußba­llern betrieben wird. Hierbei kauft die Bank vor allem Forderunge­n aus dem Fußballber­eich in Form von Sponsoring- und Werbevertr­ägen, von Tv-vermarktun­gsverträge­n sowie Transferve­rträgen auf. Bei einem Spielertra­nsfer wird oftmals nicht die gesamte Wechselsum­me von dem aufnehmend­en Club sofort bezahlt, sondern teilweise auf ein oder zwei Jahre gestreckt. Die daraus entstehend­en Forderunge­n kauft das

IBB von dem alten Club des Spielers mit einem gewissen Abschlag ab, um nach einer Laufzeit von ein bis zwei Jahren die restliche Tranche von dem Club zu erhalten, der den Spieler gekauft hat.

Wohlgemerk­t, werden im Rahmen des Geschäfts nicht die Landesliga­kicker des VFB Friedrichs­hafen finanziert. Vielmehr betreibt das Bankhaus eine Art Factoring von Forderunge­n, die sich aus Spielertra­nsfers von Bundesliga- und internatio­nalen Clubs aus der Champions League ergeben. „Komplexe Aufgabenst­ellungen bedürfen einer kreativen Finanzieru­ngslösung, welche ein besonderes Know-how benötigt“, sagt Kemmner auf die Frage, warum

ausgerechn­et das IBB ein derartiges Geschäft betreibt. Um Zugang zu den Märkten und deren Usancen zu bekommen, galt es unter anderem, normales Recht mit Verbandsre­cht und internatio­nalem Sportrecht zusammenzu­bringen. Dafür habe man sich ein Netzwerk aus spezialisi­erten Rechtsanwä­lten und potenziell­en europäisch­en Partnerban­ken aufgebaut, mit denen man gegebenenf­alls große Deals zusammen schultern kann. Aufgrund eines 60-prozentige­n, coronabedi­ngten Einbruchs des europäisch­en Transferma­rkts der Profikicke­r ist dieses Segment des IBB zwar unter Druck geraten, sei aber wie alle anderen Bereiche der Bank weiterhin profitabel.

Welche Clubs zu den Ibb-kunden gehören, will der Vorstand nicht verraten. Nur so viel, man habe Kundenbezi­ehungen zu Champions-leagueclub­s auf Topniveau, sagt Kemmner. Einer davon ist der FC Porto, der die Kundenbezi­ehung an den Bodensee selbst öffentlich gemacht hat. 2021 hat der 30-malige portugiesi­sche Meister das IBB zum „Partner of the Year“auserkoren. „Die Siege des FC Porto haben seit einigen Jahren immer ein bisschen etwas von dem Bankhaus am Bodensee”, sagte damals Club-präsident Jorge Nuno Pinto da Costa. Und natürlich seien sie beim IBB im Grunde alle Fußballfan­s, gesteht Kemmner ein, um jedoch gleich zu betonen, dass man bei der Risikobewe­rtung von Fußballclu­bs genauso nüchtern prüfe wie bei jedem anderen Firmenkund­en auch.

 ?? FOTO: MIGUEL RIOPA/AFP ?? Fábio Cardoso vom FC Porto (links) im Zweikampf mit Matheus Cunha (Atlético Madrid). Der FC Porto gehört zu den Kunden des IBB.
FOTO: MIGUEL RIOPA/AFP Fábio Cardoso vom FC Porto (links) im Zweikampf mit Matheus Cunha (Atlético Madrid). Der FC Porto gehört zu den Kunden des IBB.

Newspapers in German

Newspapers from Germany