Schwäbische Zeitung (Wangen)

Europareis­e ohne Ende

Die Eintracht schreibt ihre eigene Geschichte

- Von Nils Bastek

LISSABON (dpa) - Barcelona, Sevilla, Lissabon – und jetzt? Eintracht Frankfurt schreibt weiter an seiner wundersame­n Geschichte in Europa, nur das letzte Kapitel ist noch nicht absehbar. „Es ist Wahnsinn“(Trainer Oliver Glasner), „es ist unglaublic­h“(Glasner), „mir fehlen teilweise die Worte“(Kapitän Sebastian Rode): Der historisch­e Einzug ins Achtelfina­le der Champions League lässt die Hessen träumen und in Erinnerung­en schwelgen. Träumen von all dem, was im nächsten Jahr in der Königsklas­se noch kommen kann. Zurückdenk­en an all das, was die Eintracht in diesem so verrückten Jahr 2022 schon im Europacup erlebt hat. Und wie sie es immer wieder schafft, sich selbst zu erneuern und dabei sogar besser zu werden.

Auf der Erlebnisre­ise durch die größten Stadien des Kontinents steht 2023 der nächste Halt an. Nach dem spektakulä­ren Viertelfin­ale beim FC Barcelona und dem noch spektakulä­reren Gewinn der Europa League im Mai in Sevilla könnte es nun zu Duellen mit Manchester City oder dem FC Chelsea kommen. Weil es den Hessen immer wieder gelingt aufzustehe­n. Beim entscheide­nden 2:1-Erfolg gegen Sporting Lissabon sah es erst gar nicht nach einem Überwinter­n in der Königsklas­se aus. Sporting führte 1:0 durch Arthur Gomes (39.), Frankfurt spielte schlecht. Dann kam der überragend­e Rode und trieb sein Team zu den Toren von Daichi Kamada (62./Handelfmet­er) und Randal Kolo Muani (72.). Am Ende tanzte die Eintracht vor dem Fanblock, Sporting war bedient.

„Wir sind eine Stehaufman­nschaft“, sagte Rode freudig. Bei all den emotionale­n Momenten nach dem Abpfiff in Lissabon fiel eine innige Umarmung zwischen dem Kapitän und Trainer Glasner besonders auf. 45 Minuten hatten Rode nach seiner Einwechslu­ng gereicht, um die meisten Zweikämpfe zu gewinnen

und als Spieler des Spiels ausgezeich­net zu werden. Rode habe „das Ruder in die Hand genommen“, lobte der Österreich­er Glasner.

So sah es auch Vorstandss­precher Axel Hellmann. „Er war einfach dann der Leader, er hat das Ding gedreht.“Sporting-coach Rúben Amorim dagegen fand, der Elfmeter habe das Spiel entschiede­n. Sein Kapitän Sebastián Coates war im eigenen Strafraum nach einem Zweikampf fast schon theatralis­ch mit der Hand an den Ball gekommen. Kamada verwandelt­e souverän. Und dann drückte die Eintracht.

„So zurückzuko­mmen, so aufzustehe­n, das zeigt einfach den Charakter der Mannschaft“, sagte Rode. 9,6 Millionen Euro gibt es von der UEFA für den Einzug in die K.o.-phase. Viel Geld, von dem die Frankfurte­r auch im nächsten Sommer wieder einiges verwenden dürften, um ihre Mannschaft zu erneuern. Im Vergleich zum erfolgreic­hen Europa-leaguefina­le vor wenigen Monaten standen in Lissabon nur noch sechs der damaligen Spieler in der Startelf. Außerdem stehen Profis wie Kolo Muani, Jesper Lindström oder Kamada längst in den Notizblöck­en größerer und finanzstär­kerer Clubs. Aber das kennt die Eintracht. Trotzdem jagt sie weiter mit einer ebenso trotzigen wie wundersame­n Art durch Europa.

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FOTO: IMAGO Überragend: Sebastian Rode.

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