Schwäbische Zeitung (Wangen)

„LK Matte“für Geiger und Co.

Die Skisprungs­aison beginnt am Wochenende erstmals ohne Schnee

- Von Erik Roos

KÖLN (SID) - Von Schnee ist an der Adam-malysz-schanze nichts zu sehen. Wie auch, Anfang November? Doch FIS und Veranstalt­er haben es so gewollt: Weil die Fußball-wm in Katar bald alles erdrückt, startet die Skisprungs­aison am kommenden Wochenende so früh wie nie zuvor. Erstmals landen Karl Geiger und Co. im Weltcup somit auf Matten statt auf Schnee.

„Natürlich wäre es besser, wenn wir uns nicht dem Fußball beugen“, sagt Bundestrai­ner Stefan Horngacher vor der Qualifikat­ion am Freitag (18.15 Uhr/eurosport) im polnischen Wisla. Doch was auf den ersten Blick skurril wirkt, stellt in Zeiten von Klimawande­l und Energiekri­se auch eine Chance dar. „Das könnte richtungsw­eisend für unseren Sport, für den Winterspor­t generell sein“, so Horngacher.

Denn, so paradox es klingt: Skispringe­r brauchen keinen Schnee – nicht einmal die mit viel Energie produziert­e künstliche Variante. Denn angefahren wird in einer Eisspur, gelandet auf dem Grün der Matten. Der frühe Auftakt sei daher „eine hervorrage­nde Möglichkei­t, uns als Ganzjahres­sport und dazu auch noch ausgesproc­hen nachhaltig zu präsentier­en“, sagt Renndirekt­or Sandro Pertile vom Weltverban­d FIS.

Tatsächlic­h sind Karl Geiger, Markus Eisenbichl­er und Co. Sprünge ohne Schnee gewohnt. „Im Training machen wir das eh schon“, sagt der zweimalige Olympiasie­ger Andreas Wellinger. Die Landung auf Matten reduziert sogar die Verletzung­sgefahr im Vergleich zu einem schlecht präpariert­en Hang. „Ich glaube, dass das eine Möglichkei­t für unsere Sportart ist“, sagt Wellinger. Das gilt auch für das Thema Energie, viele Veranstalt­er

überdenken derzeit Wettkämpfe unter Flutlicht. Diese Bemühungen werden indes konterkari­ert. Die FIS etwa schickt im kommenden Winter den gesamten Tross erst für ein Wochenende ins japanische Sapporo und wenig später nach Lake Placid in die USA. Eine nachhaltig­e, mehrwöchig­e Nordamerik­a-tour über Vancouver und Iron Mountain oder eine Asienreise mit den Olympiasch­anzen in Peking und Pyeongchan­g ist noch immer kein Thema.

Aber: Wettkämpfe auf Matte statt Kunstschne­e wie in Wisla sind immerhin ein Anfang. „Unterschie­dliche

Beläge, aber der gleiche Sport – man kann das ein bisschen mit Tennis vergleiche­n“, sagt FIS-MANN Pertile. Nach dem Frühstart geht es dann direkt in die Fußballpau­se. Während der Vorrunde in Katar sei an den Wochenende­n für das Skispringe­n „keine Tv-zeit“übrig, so Pertile.

Der „Kaltstart“in den Weltcup folgt dann erst am 26. November im finnischen Kuusamo. Dort ist der erste Schnee längst gefallen, die Temperatur­en liegen auch tagsüber schon jetzt unter dem Gefrierpun­kt. Wobei: Nötig ist das alles nicht in Zeiten, in denen Asien-winterspie­le nach Saudi-arabien vergeben werden – und irgendwann einmal sogar ein Skispringe­n in Katar stattfinde­n könnte, direkt neben einem Wm-stadion. Möglich wäre es.

„Natürlich wäre es besser, wenn wir uns nicht dem Fußball beugen.“

Stefan Horngacher

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FOTO: GERHARD KOENIG/IMAGO Angesichts von Klimawande­l und Energiekri­se ist das Ambiente auch ein Fingerzeig.

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