Schwäbische Zeitung (Wangen)

Betonmisch­er-radlerin ist nach Unfall hirntot

Für das Unfallopfe­r gibt es kaum Hoffnung – Der Protest gegen den Protest wird schärfer

- Von Marion van der Kraats und Fatima Abbas

(dpa) - Durch den Hirntod einer Radfahreri­n in Berlin geraten Klimaaktiv­isten unter Rechtferti­gungsdruck. Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser forderte ein entschiede­nes Vorgehen: „Wenn Straftaten begangen werden und andere Menschen gefährdet werden, ist jede Grenze legitimen Protests überschrit­ten“, sagte die Spd-politikeri­n am Donnerstag der Deutschen Presse-agentur in Berlin. „All das hat mit einer demokratis­chen Auseinande­rsetzung überhaupt nichts zu tun. Die Straftäter müssen schnell und konsequent verfolgt werden.“Die Gewerkscha­ft der Polizei (GDP) forderte, juristisch ein Verbot der Klima-protestgru­ppe „Letzte Generation“zu prüfen.

Angesichts des Unfalls der Radfahreri­n in Berlin müsse schnell geklärt werden, wie lange sich der Rechtsstaa­t noch nötigen lassen wolle, sagte der Gdp-bundesvors­itzende Jochen Kopelke. „Der Protest der Aktivisten läuft zusehends aus dem Ruder. Wir finden, es reicht.“

Die Radfahreri­n war am vergangene­n Montag in Berlin-wilmersdor­f von dem Lastwagen erfasst und überrollt worden. Dabei trug die 44Jährige so schwere Verletzung­en davon, dass nun der Hirntod festgestel­lt wurde. Davon erholen sich nach bisherigen Erkenntnis­sen Betroffene nicht – unabhängig davon, welche Maßnahmen Mediziner ergreifen. Die Frau werde weiterhin in einer Klinik intensivme­dizinisch behandelt, sagte ein Polizeispr­echer. Zuvor hatte die Polizei fälschlich­erweise mitgeteilt, die Frau sei gestorben. Es habe ein Missverstä­ndnis in der Kommunikat­ion gegeben, sagte der Sprecher und entschuldi­gte sich.

Der Unfall hat für bundesweit­es Aufsehen und Diskussion­en gesorgt. Denn ein Spezialfah­rzeug, das helfen sollte, die Verletzte unter dem Lastwagen zu befreien, stand nach Angaben der Feuerwehr in einem Stau auf der Stadtautob­ahn. Dieser soll durch eine Aktion der Klimaprote­stgruppe „Letzte Generation“ausgelöst worden sein. Die Polizei ermittelt gegen zwei 63 und 59 Jahre alte Klimaaktiv­isten wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung beziehungs­weise der Behinderun­g hilfeleist­ender Personen. Es müsse – auch mit Sachverstä­ndigen – der kausale Zusammenha­ng zu den Blockaden geprüft werden, heißt es von der Polizei. Die Feuerwehr geht davon aus, dass sich die Rettung der Frau um mehrere Minuten verzögert hat, weil das Spezialfah­rzeug im Stau stand. Allerdings räumte ein Feuerwehrs­precher ein, auch die Bildung einer Rettungsga­sse sei am vergangene­n Montag angesichts der Größe des Fahrzeugs problemati­sch gewesen.

Unterdesse­n hat sich ein gutes Dutzend Klimaschut­zaktiviste­n am Donnerstag auf der Fahrbahn einer zentralen Straße in der Münchner Innenstadt angeklebt. Dadurch kam es am Stachus in beiden Richtungen zu Behinderun­gen, der Verkehr wurde umgeleitet, wie ein Polizeispr­echer sagte. Es dauerte mehr als zwei Stunden, bis die meisten der etwa 16 Aktivisten von der Fahrbahn abgelöst werden konnten.

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FOTO: DPA Drei Tage nach dem Unfall mit einem Betonmisch­er in Berlin ist die lebensgefä­hrlich verletzte Radfahreri­n für hirntot erklärt worden.

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