„Ich habe mich mit Odysseus identifiziert“
Hans Christian Hauser über seine Zuneigung zu den alten Griechen und die Dreharbeiten zu seinem ersten Film
RAVENSBURG - Nach dem trojanischen Krieg musste der Held Odysseus jahrelang umherirren, ehe er den Weg auf die Heimatinsel Ithaka fand: Die „Odyssee“ist das vielleicht berühmteste Werk des klassischen Griechenlands. Hans Christian Hauser, künstlerischer Leiter der Opernfestspiele Isny, hat es verfilmt. Über die Besonderheiten seiner Interpretation und warum die Odyssee so gut ins Allgäu passt, spricht er mit Jonas Voss.
Warum haben Sie denn ausgerechnet die „Odyssee“verfilmt?
Dieses Werk war mir bereits als Kind sehr wichtig. Wie andere Kinder mit Cowboys oder Indianern habe ich mich mit Odysseus identifiziert. Der Stoff begleitet mich mein gesamtes Leben.
Und wie passt die Odyssee ins Allgäu?
Ich bin als Künstler stark mit der Natur und ihren Eigenarten verbunden. Daraus schöpfe ich Inspiration für neue Stoffe. Und die Natur des Allgäus um Isny herum spielt eine tragende Rolle im Film. Durch die Farben der Abendsonne, durch das Wasser, natürlich auch durch die Berge.
Bekannt sind Sie vor allem durch die Isny-oper. Ist das nun Ihr erster Film?
Unser erster Spielfilm, ja. Zuvor hatten wir bereits Videos zu meinen Musiktheaterproduktionen erstellt. Erfahrungen mit dem Schnitt, was ja sehr wichtig beim Film ist, hatten wir also. Das Tragende an unserer „Odyssee“ist aber die Musik – da haben wir natürlich durch die Produktionen
in Isny viel Erfahrung. Die Hälfte der Texte wird für die Zuschauer eingeblendet. Sie sind die Übersetzung der „Odyssee“von Homer. Mir war es wichtig diese schöne Sprache unter die Menschen zu bringen. Zu diesen 32 Textabschnitten habe ich auch Kammermusik komponiert. Und zwischen diesen Abschnitten wurden mithilfe Gustav Schwabs „Sagen des klassischen Altertums“Szenen eingelesen, die die Handlung vorantreiben.
Es handelt sich also um einen Stummfilm?
Im Prinzip ja, aber in Farbe.
Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Ich wollte den originalen Odysseetext verwenden. Wenn Sie griechische
Vasen betrachten, sehen sie Zeichnungen darauf immer so reliefartig aus. Diese Ästhetik wollte ich einfangen und mich nicht an moderattrappe nen Filmen orientieren: Die Körper als Ganzes in ihrer Beweglichkeit. Sehr choreografisch.
Sie haben ja nur ein kleines Team, die Odyssee ist doch aber sehr umfangreich. Wie aufwendig waren denn die Bühnenarbeiten?
Unser filmisches Hauptmotiv ist ein griechisches Schiff. Das wurde uns von zwei bekannten Schreinern angefertigt und ich habe es dann bemalt. Dieses Schiff haben wir in die Landschaft gestellt, in die Schweineburg bei Isny. Diese Stelle charakterisiert das Allgäu so wunderbar: die weichen grünen Hügelwellen im Vordergrund, die Alpen im Hintergrund. Der ganze Film soll etwas Surreales haben. Götter symbolisieren wir etwa durch Wolkenformationen. Am Schiff erkennt man, dass es eine ist. So soll die tiefere Wahrheit der Odyssee zum Tragen kommen.
Die wäre?
Der Mensch muss so vielen Widrigkeiten trotzen. Dennoch hält er durch.
Wo wird der Film zu sehen sein?
Ein einziges Mal im Kino Isny. Da wir ihn auf diversen Filmfestspielen einreichen, müssen wir uns weitere Aufführungen erst einmal verkneifen. Sonst wird er nicht zugelassen.
„Odysseus“von Hans Christian Hauser feiert am Freitag, 4. November, um 19 Uhr Premiere im Neuen Ringtheater Isny. Der Eintritt kostet drei Euro.