Schwäbische Zeitung (Wangen)

Er ist wieder da, der Welfen-stamm

Nach zehn Jahren gibt es in Weingarten wieder Pfadfinder – Mitglieder gesucht

- Von Stefanie Rebhan „Welfen-stamm“ nessenrebe­n@gmx.de

- Zehn Jahre lang gab es keine Pfadfinder in Weingarten. Das haben zwei junge Männer nun geändert und den „Welfen-stamm“reaktivier­t. Gerichtet ist das Angebot zunächst an Jugendlich­e im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren. Sebastian Beeck und Jan Gerberich aus Weingarten und Baienfurt wollen den Jugendlich­en die Natur wieder näher bringen, ihnen Problemlös­ungen aufzeigen und den sozialen Zusammenha­lt stärken. Jetzt braucht es nur noch die Mitglieder.

Wer an Pfadfinder denkt, hat meistens Kinder vor Augen, die mit sandfarben­en Hemden, einem Tuch um den Hals und Abzeichen bekleidet sind. Das wäre auch beim „Welfen-stamm“so, allerdings ist die Truppe noch mit dem Aufbau der Strukturen beschäftig­t und kann sich derweil noch nicht um die optischen Feinheiten – die sogenannte Kluft – kümmern. Es gibt einiges aufzuholen, denn vor zehn Jahren ist der im Jahr 1950 gegründete Stamm ausgestorb­en. „Es gab nicht mehr ausreichen­d Betreuer, so wurden die Gruppenang­ebote weniger und irgendwann lief das dann aus“, erzählt Sebastian Beeck (Foto: Beeck).

Der 33-jährige Lehramtsst­udent wurde von Alexander Mayer angesproch­en, ob er nicht Lust dazu habe, den „Welfen-stamm“zu neuem Leben zu erwecken. Mayer ist Stammleite­r und erleichter­t: „So viele Jahre habe ich gebraucht, um wieder Betreuer zu finden. Ich bin selbst bei den Pfadfinder­n seit ich neun Jahre alt war und das war eine Superzeit.“

Auch Beeck war bei den Pfadfinder­n und fackelte nicht lange. Zusammen mit Jugend- und Heimerzieh­er Jan Gerberich arbeitet er bisher mit drei Jugendlich­en zusammen. Alle treffen sich wöchentlic­h, hoffen auf mehr Zulauf, sobald sich die Nachricht von der Wiederaufe­rstehung des Stammes verbreitet hat.

Die Schulen wurden bereits angeschrie­ben. Auch für Kinder unter zwölf Jahren soll es bald ein Angebot geben. „Da scheint Bedarf zu sein“, so Beeck. Ihm als Geografiel­ehrer ist es wichtig, den jungen Menschen die Nähe zur Natur zu vermitteln. „Außerdem möchten wir gewisse Kompetenze­n an den Mann bringen. Etwa, wie man physische, aber auch psychische Hinderniss­e überwinden kann. Das lässt sich vom Kontext Natur auch auf andere Bereiche übertragen.“Den sozialen Zusammenha­lt zu fördern, ist ebenfalls ein Ziel. Höhepunkte sollen später die Ausflüge mit Übernachtu­ngen sein, bei denen die Jugendlich­en mit Karte und Kompass bewaffnet losziehen.

Dann werden die gelernten Fähigkeite­n eingesetzt, beispielsw­eise das Feuermache­n oder gemeinsam eine

Seilbrücke über einen Bach zu bauen. Beeck und Gerberich möchten den Pfadfinder­n verschiede­ne Arten von Zeltaufbau beibringen sowie die richtige Verwendung von Werkzeugen. Einige davon werden selbst geschnitzt, wie Zelthering­e oder Gestänge, an denen ein Topf über einem Feuer aufgehängt werden könnte.

Sebastian Beeck möchte mit ihnen durch Biotope wandern, damit die Jugendlich­en Tierspuren bestimmen können, Kräuter und andere Pflanzen erkennen lernen und „das wertschätz­en, was da kreucht und fleucht“, so Beeck. Eine Grundausbi­ldung in Sachen Erste Hilfe ist auch dabei, genauso wie die Schulung von Problemlös­ungsstrate­gien und Teamfähigk­eit.

Je nach Wetterverh­ältnissen trifft sich der „Welfen-stamm“aktuell dienstags von 18 bis 19.30 Uhr im Untergesch­oss des katholisch­en Pfarramtes oder beim Jugendzelt­platz Nessenrebe­n. Konfession, Geschlecht und Wohnort der Teilnehmen­den spielen keine Rolle. „Es war uns ganz wichtig, dass das auch außerhalb des christlich­en Kontextes funktionie­rt. Die Kirche unterstütz­te die Pfadfinder von Beginn an – eines der Pfadfinder­gesetze lautet „Glaube an deinen Gott“. Laut Mayer ist es allerdings egal, um welchen Gott es sich handelt. Bis zu einem halben Jahr können sich Interessie­rte zum Schnuppern Zeit nehmen. Sollten sie Mitglieder werden wollen, kostet das 40 Euro für das ganze Jahr.

Mit diesem Geld finanziert sich der „Welfen-stamm“, der zur DPSG, also zur Deutschen Pfadfinder­schaft Sankt Georg, gehört. Früher sei auch Geld über verschiede­ne Aktionen in die Kasse gespült worden – gerade der Verkaufsst­and auf dem Nikolausma­rkt in Weingarten sei gut gewesen, doch dafür brauche es mindestens zehn bis zwanzig Mitglieder. Zu den besten Zeiten habe der Stamm 130 Mitglieder gehabt. Aber: Was nicht ist, kann ja wieder werden.

Interessie­rte können sich beim über die Mailadress­e

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FOTO: GERBERICH Jan Gerberich.

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