Er ist wieder da, der Welfen-stamm
Nach zehn Jahren gibt es in Weingarten wieder Pfadfinder – Mitglieder gesucht
- Zehn Jahre lang gab es keine Pfadfinder in Weingarten. Das haben zwei junge Männer nun geändert und den „Welfen-stamm“reaktiviert. Gerichtet ist das Angebot zunächst an Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren. Sebastian Beeck und Jan Gerberich aus Weingarten und Baienfurt wollen den Jugendlichen die Natur wieder näher bringen, ihnen Problemlösungen aufzeigen und den sozialen Zusammenhalt stärken. Jetzt braucht es nur noch die Mitglieder.
Wer an Pfadfinder denkt, hat meistens Kinder vor Augen, die mit sandfarbenen Hemden, einem Tuch um den Hals und Abzeichen bekleidet sind. Das wäre auch beim „Welfen-stamm“so, allerdings ist die Truppe noch mit dem Aufbau der Strukturen beschäftigt und kann sich derweil noch nicht um die optischen Feinheiten – die sogenannte Kluft – kümmern. Es gibt einiges aufzuholen, denn vor zehn Jahren ist der im Jahr 1950 gegründete Stamm ausgestorben. „Es gab nicht mehr ausreichend Betreuer, so wurden die Gruppenangebote weniger und irgendwann lief das dann aus“, erzählt Sebastian Beeck (Foto: Beeck).
Der 33-jährige Lehramtsstudent wurde von Alexander Mayer angesprochen, ob er nicht Lust dazu habe, den „Welfen-stamm“zu neuem Leben zu erwecken. Mayer ist Stammleiter und erleichtert: „So viele Jahre habe ich gebraucht, um wieder Betreuer zu finden. Ich bin selbst bei den Pfadfindern seit ich neun Jahre alt war und das war eine Superzeit.“
Auch Beeck war bei den Pfadfindern und fackelte nicht lange. Zusammen mit Jugend- und Heimerzieher Jan Gerberich arbeitet er bisher mit drei Jugendlichen zusammen. Alle treffen sich wöchentlich, hoffen auf mehr Zulauf, sobald sich die Nachricht von der Wiederauferstehung des Stammes verbreitet hat.
Die Schulen wurden bereits angeschrieben. Auch für Kinder unter zwölf Jahren soll es bald ein Angebot geben. „Da scheint Bedarf zu sein“, so Beeck. Ihm als Geografielehrer ist es wichtig, den jungen Menschen die Nähe zur Natur zu vermitteln. „Außerdem möchten wir gewisse Kompetenzen an den Mann bringen. Etwa, wie man physische, aber auch psychische Hindernisse überwinden kann. Das lässt sich vom Kontext Natur auch auf andere Bereiche übertragen.“Den sozialen Zusammenhalt zu fördern, ist ebenfalls ein Ziel. Höhepunkte sollen später die Ausflüge mit Übernachtungen sein, bei denen die Jugendlichen mit Karte und Kompass bewaffnet losziehen.
Dann werden die gelernten Fähigkeiten eingesetzt, beispielsweise das Feuermachen oder gemeinsam eine
Seilbrücke über einen Bach zu bauen. Beeck und Gerberich möchten den Pfadfindern verschiedene Arten von Zeltaufbau beibringen sowie die richtige Verwendung von Werkzeugen. Einige davon werden selbst geschnitzt, wie Zeltheringe oder Gestänge, an denen ein Topf über einem Feuer aufgehängt werden könnte.
Sebastian Beeck möchte mit ihnen durch Biotope wandern, damit die Jugendlichen Tierspuren bestimmen können, Kräuter und andere Pflanzen erkennen lernen und „das wertschätzen, was da kreucht und fleucht“, so Beeck. Eine Grundausbildung in Sachen Erste Hilfe ist auch dabei, genauso wie die Schulung von Problemlösungsstrategien und Teamfähigkeit.
Je nach Wetterverhältnissen trifft sich der „Welfen-stamm“aktuell dienstags von 18 bis 19.30 Uhr im Untergeschoss des katholischen Pfarramtes oder beim Jugendzeltplatz Nessenreben. Konfession, Geschlecht und Wohnort der Teilnehmenden spielen keine Rolle. „Es war uns ganz wichtig, dass das auch außerhalb des christlichen Kontextes funktioniert. Die Kirche unterstützte die Pfadfinder von Beginn an – eines der Pfadfindergesetze lautet „Glaube an deinen Gott“. Laut Mayer ist es allerdings egal, um welchen Gott es sich handelt. Bis zu einem halben Jahr können sich Interessierte zum Schnuppern Zeit nehmen. Sollten sie Mitglieder werden wollen, kostet das 40 Euro für das ganze Jahr.
Mit diesem Geld finanziert sich der „Welfen-stamm“, der zur DPSG, also zur Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg, gehört. Früher sei auch Geld über verschiedene Aktionen in die Kasse gespült worden – gerade der Verkaufsstand auf dem Nikolausmarkt in Weingarten sei gut gewesen, doch dafür brauche es mindestens zehn bis zwanzig Mitglieder. Zu den besten Zeiten habe der Stamm 130 Mitglieder gehabt. Aber: Was nicht ist, kann ja wieder werden.
Interessierte können sich beim über die Mailadresse