Schwäbische Zeitung (Wangen)

Angriffslu­stig und anpassungs­fähig

Borna Sosa hat Anteil am Hoch des VFB Stuttgart – auch dank einer neuen Fähigkeit

- Von Martin Deck

- Borna Sosa ist anpassungs­fähig. Vor der Saison galt der Linksverte­idiger des VFB Stuttgart noch als begehrtes Transferob­jekt zahlreiche­r europäisch­er Topclubs. Doch statt nun in der Champions League für Furore zu sorgen, geht es für den Kroaten nach seinem Verbleib bei den Schwaben wieder einmal ums nackte Überleben in der Bundesliga. Und so muss sich Sosa ohne die große Bühne in der Königsklas­se seine Höhepunkte weiterhin woanders suchen – zum Beispiel im kommenden Bundesliga­spiel des VFB an diesem Freitagabe­nd (20.30 UHR/DAZN) bei Borussia Mönchengla­dbach. „Freitag, 20.30 Uhr, Flutlicht, gegen Gladbach: Ich mag das, das ist für mich wie ein Champions-league-spiel“, sagt der 24-Jährige.

Dass die Stuttgarte­r nicht als krasser Außenseite­r ins Rheinland reisen, hängt stark mit der Leistungse­xplosion des Linksverte­idigers zusammen. Wirkte der Kroate nach dem Abgang von Kumpel und Flankenabn­ehmer Sasa Kalajdzic zu den Wolverhamp­ton Wanderers zu Saisonbegi­nn oft wie ein Fremdkörpe­r im Vfb-spiel, hat er mittlerwei­le zu alter Stärke zurückgefu­nden. Insgesamt fünf Torvorlage­n steuerte er in den vergangene­n vier Pflichtspi­elen bei, allein drei im Pokalspiel gegen Bielefeld und eine beim Heimsieg gegen FC Augsburg. Beim 2:1 gegen die bayerische­n Schwaben schlug Sosa elf Flanken, bereitete damit neun Torschüsse des VFB vor – so

viele wie in seinen neun Einsätzen zuvor zusammen.

Dass er das zwischenze­itliche 1:1 von Serhou Guirassy mit seinem vermeintli­ch schwächere­n rechten Fuß einleitete, zeugt von Sosas Anpassungs­fähigkeit – nicht nur im Kopf, sondern auch auf dem Platz. „Ich weiß, dass meine Gegenspiel­er meine Flanken mit links verhindern wollen. Deshalb muss ich etwas Neues versuchen“, sagt der 24- Jährige. „Ich bin glücklich, dass es auch mit dem rechten Fuß klappt und ich der Mannschaft helfen kann.“

Dass dem so ist, ist kein Zufall. Interimstr­ainer Michael Wimmer hat intensiv mit Sosa an den Flanken mit dem schwächere­n Fuß gearbeitet. „Das macht ihn variabler und sehr schwer zu verteidige­n“, erklärt Wimmer und schwärmt: „Borna ist einer der besten Linksverte­idiger in der Bundesliga.“Für den VFB ist der Kroate aber nicht nur wegen seiner Flanken und Abwehrakti­onen wichtig, sondern vor allem auch aufgrund seiner Führungsfu­nktion in der jungen Mannschaft. „Er geht voran und spricht Dinge klar an“, sagt Wimmer. „Wenn Borna Gas gibt, ist das ein Zeichen an die Mannschaft, auch Gas zu geben.“Auch gegen Gladbach setzt der 42-Jährige wieder auf die Spielmache­rqualitäte­n seines Linksverte­idigers. „Wir müssen seinen Fuß finden, damit er flanken kann oder ins Dribbling kommt.“

Das Problem: Durch die Offensivfä­higkeiten Sosas ist das Stuttgarte­r Angriffssp­iel sehr linkslasti­g. Auf rechts fehlt ein passendes Gegenstück – zumindest bislang. Josha Vagnomann, vor der Saison für 3,5 Millionen Euro vom Hamburger SV verpflicht­et, steht nach einer zweimonati­gen Pause wegen eines Knochenöde­ms im Mittelfuß vor dem Comeback. Der Rechtsvert­eidiger sei am Freitag „definitiv ein Kandidat für den Kader“, sagt Wimmer. „Mit seiner Athletik und Wucht tut er unserem Spiel gut.“

Für Borna Sosa gilt das schon lange. Sollte er seine gute Form halten, dürfte der 24-Jährige, der im vergangene­n Jahr nach seiner Einbürgeru­ng sogar kurz vor der Berufung in die deutsche Nationalma­nnschaft stand, auch einen Platz im kroatische­n Kader für die WM in Katar sicher haben Und im Falle eines erfolgreic­hen Turniers auf die Einkaufsze­ttel der großen europäisch­en Clubs zurückkehr­en. Bis dahin sollten die Vfb-fans Sosas Flanken genießen – ob mit links oder mit rechts.

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FOTO: IMAGO Einer der besten Linksverte­idiger der Bundesliga: Borna Sosa.

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