WM-AUS für Werner
Nationalstürmer am Sprunggelenk verletzt – Bundestrainer Flick sucht dringend Alternative
LEIPZIG (SID) - Diese „ganz bittere Nachricht“traf Hansi Flick fast genauso hart wie Timo Werner selbst. Das WM-AUS des deutschen Nationalstürmers aufgrund eines Risses des Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk ist auch für den Bundestrainer eine Botschaft von niederschmetternder Konsequenz: Sein ohnehin dünn besetzter Angriff wird in Katar nun unwiderruflich zur großen Problemzone – Flick muss zügigst improvisieren.
„Diese Nachricht ist ganz bitter. Für Timo persönlich tut es mir sehr leid, weil er die WM verpasst, die er unbedingt spielen wollte“, sagte Flick am Donnerstag – da war der wenige Zeilen lange Post von Werners Club RB Leipzig bei Twitter erst ein paar Minuten alt. „Vor allem für das Team ist Timos Ausfall ein herber Verlust“, betonte der Bundestrainer: „Wir müssen auf einen ausgezeichneten Stürmer mit einer starken Torquote auch im Nationaltrikot verzichten.“Werner hat in 55 Länderspielen 24 Tore erzielt.
„Für mich ist das schwer zu ertragen“, schrieb der 26-Jährige bei Twitter. „Ich werde die nächsten Wochen ausfallen, werde die WM verpassen und RB Leipzig und das DFB-TEAM leider von der Couch aus unterstützen müssen.“Zudem bedankte sich der gebürtige Stuttgarter für die vielen Genesungswünsche, die er schnell erhielt.
Wenige Stunden zuvor hatte er noch ein Jubelbild bei Instagram gepostet. Es zeigt den 26-Jährigen mit seinen Kollegen im Flugzeug von Warschau nach Deutschland – er hatte dort mit RB 4:0 gegen Schachtar Donezk gewonnen und das Achtelfinalticket in der Champions League gelöst. Selbst war er in der 19. Minute nach einem fatalen Schlag auf das linke Sprunggelenk ausgewechselt worden. Am Donnerstag folgte die folgenschwere Diagnose.
Nach zwei eher enttäuschenden Jahren beim FC Chelsea war Werner im Sommer nach Leipzig zurückgekehrt. In einem gewohnten Umfeld, der Angreifer spielte schon von 2016 bis 2020 für die Sachsen, wollte Werner Spielpraxis und Selbstvertrauen für die WM sammeln. Bundestrainer Flick hatte den Transfer ebenfalls begrüßt und den Angreifer zuletzt noch gegen Kritik verteidigt. „Timo Werner
wird immer sehr kritisch gesehen. Er hat mit die meisten Tore in den letzten Spielen geschossen. Wenn das früher Miro Klose gemacht hätte, dann wären alle begeistert gewesen“, sagte der Bundestrainer beim Internet-sender Magentatv.
Nun muss Flick nur zweieinhalb Wochen vor Wm-beginn grundlegend umdenken. Werner galt im deutschen Sturm als gesetzt und ist der einzige Angreifer von nachgewiesen internationalem Format. Lukas Nmecha vom VFL Wolfsburg erscheint nicht als annähernd gleichwertige Alternative, Flick wird sich wohl anderswo in der Bundesliga bedienen: Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund und Niclas Füllkrug von Werder Bremen haben sich stark aufgedrängt. Alle drei eint die fehlende Turniererfahrung auf A-niveau, Füllkrug (29) hat noch nie im Europapokal gespielt.
Für Flick tut sich eine ganz neue Baustelle auf, aber es ist bei Weitem nicht die einzige. Ohnehin bangt der Bundestrainer um Stars wie Manuel Neuer oder Thomas Müller, weitere potenziell wichtige Spieler sind angeschlagen.
Sein Kapitän bereitet Sorge: Neuer stand zuletzt am 8. Oktober im Tor von Bayern München – seitdem musste er aufgrund einer Schulterverletzung in sieben Pflichtspielen pausieren. Am Samstag bei Hertha BSC soll er sein Comeback feiern. Darauf baut Flick, der fest mit dem Weltmeister von 2014 in der gewohnten Führungsrolle plant: „Manuel Neuer ist unser Kapitän, er wird auch bei der WM wieder ein Anführer sein.“
Eine solche Rolle ist auch Müller bei dessen vierter WM zugedacht. Doch schon jetzt scheint klar zu sein, dass der Angreifer nicht in Bestform nach Katar reisen wird. Laut „Kicker“wird er aufgrund seiner Adduktorenprobleme frühestens im letzten Ligaspiel vor der Turnierpause gegen Schalke 04 zum Einsatz kommen. „Ich bin es gewohnt, dass mein Körper funktioniert“, hatte er zuletzt gesagt: „Das tut er die letzten Wochen nur im Stop-and-go-modus.“
Die zuletzt ebenfalls verletzten Leroy Sané (Bayern/muskelfaserriss) und Marco Reus (Borussia Dortmund/sprunggelenk) peilen schon an diesem Wochenende eine Rückkehr auf den Platz an.
Und immerhin einen Lichtblick gab es für Flick schon unter der Woche: Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach) absolvierte am Mittwoch nach seiner Schultereckgelenksprengung wieder das gesamte Training. Flicks Freude darüber währte aber nur eine Nacht.