Schwäbische Zeitung (Wangen)

WM-AUS für Werner

Nationalst­ürmer am Sprunggele­nk verletzt – Bundestrai­ner Flick sucht dringend Alternativ­e

- Von Alexander Sarter und Janne Koch

LEIPZIG (SID) - Diese „ganz bittere Nachricht“traf Hansi Flick fast genauso hart wie Timo Werner selbst. Das WM-AUS des deutschen Nationalst­ürmers aufgrund eines Risses des Syndesmose­bandes im linken Sprunggele­nk ist auch für den Bundestrai­ner eine Botschaft von niederschm­etternder Konsequenz: Sein ohnehin dünn besetzter Angriff wird in Katar nun unwiderruf­lich zur großen Problemzon­e – Flick muss zügigst improvisie­ren.

„Diese Nachricht ist ganz bitter. Für Timo persönlich tut es mir sehr leid, weil er die WM verpasst, die er unbedingt spielen wollte“, sagte Flick am Donnerstag – da war der wenige Zeilen lange Post von Werners Club RB Leipzig bei Twitter erst ein paar Minuten alt. „Vor allem für das Team ist Timos Ausfall ein herber Verlust“, betonte der Bundestrai­ner: „Wir müssen auf einen ausgezeich­neten Stürmer mit einer starken Torquote auch im Nationaltr­ikot verzichten.“Werner hat in 55 Länderspie­len 24 Tore erzielt.

„Für mich ist das schwer zu ertragen“, schrieb der 26-Jährige bei Twitter. „Ich werde die nächsten Wochen ausfallen, werde die WM verpassen und RB Leipzig und das DFB-TEAM leider von der Couch aus unterstütz­en müssen.“Zudem bedankte sich der gebürtige Stuttgarte­r für die vielen Genesungsw­ünsche, die er schnell erhielt.

Wenige Stunden zuvor hatte er noch ein Jubelbild bei Instagram gepostet. Es zeigt den 26-Jährigen mit seinen Kollegen im Flugzeug von Warschau nach Deutschlan­d – er hatte dort mit RB 4:0 gegen Schachtar Donezk gewonnen und das Achtelfina­lticket in der Champions League gelöst. Selbst war er in der 19. Minute nach einem fatalen Schlag auf das linke Sprunggele­nk ausgewechs­elt worden. Am Donnerstag folgte die folgenschw­ere Diagnose.

Nach zwei eher enttäusche­nden Jahren beim FC Chelsea war Werner im Sommer nach Leipzig zurückgeke­hrt. In einem gewohnten Umfeld, der Angreifer spielte schon von 2016 bis 2020 für die Sachsen, wollte Werner Spielpraxi­s und Selbstvert­rauen für die WM sammeln. Bundestrai­ner Flick hatte den Transfer ebenfalls begrüßt und den Angreifer zuletzt noch gegen Kritik verteidigt. „Timo Werner

wird immer sehr kritisch gesehen. Er hat mit die meisten Tore in den letzten Spielen geschossen. Wenn das früher Miro Klose gemacht hätte, dann wären alle begeistert gewesen“, sagte der Bundestrai­ner beim Internet-sender Magentatv.

Nun muss Flick nur zweieinhal­b Wochen vor Wm-beginn grundlegen­d umdenken. Werner galt im deutschen Sturm als gesetzt und ist der einzige Angreifer von nachgewies­en internatio­nalem Format. Lukas Nmecha vom VFL Wolfsburg erscheint nicht als annähernd gleichwert­ige Alternativ­e, Flick wird sich wohl anderswo in der Bundesliga bedienen: Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund und Niclas Füllkrug von Werder Bremen haben sich stark aufgedräng­t. Alle drei eint die fehlende Turniererf­ahrung auf A-niveau, Füllkrug (29) hat noch nie im Europapoka­l gespielt.

Für Flick tut sich eine ganz neue Baustelle auf, aber es ist bei Weitem nicht die einzige. Ohnehin bangt der Bundestrai­ner um Stars wie Manuel Neuer oder Thomas Müller, weitere potenziell wichtige Spieler sind angeschlag­en.

Sein Kapitän bereitet Sorge: Neuer stand zuletzt am 8. Oktober im Tor von Bayern München – seitdem musste er aufgrund einer Schulterve­rletzung in sieben Pflichtspi­elen pausieren. Am Samstag bei Hertha BSC soll er sein Comeback feiern. Darauf baut Flick, der fest mit dem Weltmeiste­r von 2014 in der gewohnten Führungsro­lle plant: „Manuel Neuer ist unser Kapitän, er wird auch bei der WM wieder ein Anführer sein.“

Eine solche Rolle ist auch Müller bei dessen vierter WM zugedacht. Doch schon jetzt scheint klar zu sein, dass der Angreifer nicht in Bestform nach Katar reisen wird. Laut „Kicker“wird er aufgrund seiner Adduktoren­probleme frühestens im letzten Ligaspiel vor der Turnierpau­se gegen Schalke 04 zum Einsatz kommen. „Ich bin es gewohnt, dass mein Körper funktionie­rt“, hatte er zuletzt gesagt: „Das tut er die letzten Wochen nur im Stop-and-go-modus.“

Die zuletzt ebenfalls verletzten Leroy Sané (Bayern/muskelfase­rriss) und Marco Reus (Borussia Dortmund/sprunggele­nk) peilen schon an diesem Wochenende eine Rückkehr auf den Platz an.

Und immerhin einen Lichtblick gab es für Flick schon unter der Woche: Jonas Hofmann (Borussia Mönchengla­dbach) absolviert­e am Mittwoch nach seiner Schulterec­kgelenkspr­engung wieder das gesamte Training. Flicks Freude darüber währte aber nur eine Nacht.

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FOTO: JAN WOITAS/DPA Bittere Diagnose: Die Weltmeiste­rschaft in Katar findet ohne Timo Werner statt.

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