Abhängen eines Kreuzes zum G7-treffen löst Kritik aus
Ekd-ratsvorsitzende nennt Aktion „vollkommen unverständlich“– Baerbock bedauert Entscheidung
(epd) - Das Abhängen eines Kreuzes für das Treffen der G7außenminister im Münsteraner Friedenssaal ist auf heftige Kritik gestoßen. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, und das Bistum Münster bezeichneten die Entscheidung am Freitag als unverständlich. Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) äußerte Befremden. Die Unionsfraktion im Bundestag sieht ein Wertefundament verletzt. Der Münsteraner Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) bedauerte das Abhängen des Kreuzes auf Wunsch von Mitarbeitenden des Außenministeriums. Das Außenamt betonte, dass Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mit dem Vorgang nicht befasst gewesen sei.
Baerbock selbst bedauerte die Entscheidung. „Das war keine bewusste Entscheidung, erst recht keine politische Entscheidung, sondern offensichtlich eine organisatorische Entscheidung“, sagte die Grünen-politikerin am Freitag nach dem Treffen mit ihren Kollegen der wirtschaftsstarken Demokratien. „Ich hätte es gut gefunden, wenn wir es nicht weggeräumt hätten.“Sie habe erst am Freitagmorgen davon erfahren.
Zuvor hatte auch das Bistum Münster ein „verkürztes Verständnis von Toleranz“kritisierte. Das Kreuz stehe für die Überwindung von Gewalt und Tod. Traditionen und Symbole, die Ausdruck von Werten, Haltungen und religiösen Überzeugungen seien, ließen sich nicht einfach abhängen. Es sei vielmehr hilfreich, sich damit auseinanderzusetzen.
Unverständnis äußerte auch der Zmd-vorsitzende Aiman Mazyek. Mit dem Verweis auf den Westfälischen Frieden gehe auch die Beschäftigung mit dem Christentum und vor allem der Kirche und Aufklärung jener Zeit einher, schrieb er auf Twitter. „Eingedenk dessen kann die Konklusion dann nicht das Abhängen des Kreuzes sein, angeblich wegen Gefühle anderer.“
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, das historische Ratskreuz sei im Zuge einer Umgestaltung des Saals für das G7-ministertreffen entfernt worden. Zur Umgestaltung des Saals hätten auch anderes Mobiliar, eine andere Beleuchtung und ein Teppich gehört. Dies sei eine Absprache zwischen dem Protokoll des Außenamts und der Stadt Münster gewesen. Der Münsteraner Oberbürgermeister Lewe (CDU) erklärte, die Entscheidung „hätte so nicht getroffen werden dürfen“und er bedauere sie. „Mein Eindruck ist, dass auch die Außenministerin davon überrascht wurde.“