Schwäbische Zeitung (Wangen)

Über Tage festgehalt­en und vergewalti­gt

Polizei sucht nach weiteren Opfern von mutmaßlich­em Serientäte­r in Walldürn

- Von Sebastian Schlenker ●

(dpa) - Die Rollläden sind herunterge­lassen, nichts deutet mehr darauf hin, was sich in dem Haus am Ortsrand von Walldürn im Norden Baden-württember­gs Grausames zugetragen haben soll. Ein 37-Jähriger steht laut der Staatsanwa­ltschaft Mosbach im Verdacht, eine junge Frau über Tage bei sich festgehalt­en und vergewalti­gt zu haben. Der 23-jährige Bruder des Mannes gilt den Ermittlern als Helfer. Mindestens zwei weitere Frauen sollen ebenfalls bereits zum Opfer geworden sein, wie eine Sprecherin des Polizeiprä­sidiums Heilbronn am Freitag sagte. Die Ermittler prüfen zudem, inwiefern es noch weitere Betroffene des mutmaßlich­en Serientäte­rs gibt.

Der 37-Jährige soll die 26 Jahre alte Frau vom 15. Oktober bis in die Nacht auf den 19. Oktober gegen ihren Willen festgehalt­en und sich an ihr vergangen haben. Dem Opfer gelang es nach Angaben der Ermittler schließlic­h, mit einem Telefon von dem Anwesen aus eine Bekannte anzurufen, die über den Notruf die Polizei alarmierte. Der Bekannten soll die junge Frau geschilder­t haben, sie werde gegen ihren Willen festgehalt­en und fürchte um ihr Leben. Zu den Verletzung­en und dem Zustand der Frau machten die Ermittler zunächst keine Angaben.

Walldürns Bürgermeis­ter Markus Günther (CDU) zeigte sich am Freitag „entsetzt“. Das Anwesen, in dem die Tat geschehen sei, stehe im Moment leer, sagte Günther. Näheres dazu wisse er aber nicht.

Als Polizisten das Haus am 19. Oktober durchsucht­en, stießen sie auf Hinweise, die auf weitere mutmaßlich­e Opfer schließen lassen. Mindestens einer der beiden deutschen

Verdächtig­en soll in dem Haus in Walldürn im Neckar-odenwaldkr­eis gelebt haben. Die beiden haben sich den Angaben der Staatsanwa­ltschaft zufolge teilweise zur Sache geäußert.

Einen Fall wie diesen hält der Kriminolog­e Christian Pfeiffer für „höchst selten“in Deutschlan­d. Dass Menschen andere über längere Zeit festhielte­n und auch wiederholt zum Täter würden, sei sehr ungewöhnli­ch. Für die Aufklärung des Falls sei es von Interesse, das Rollenverh­ältnis der Brüder zu ergründen, sagte Pfeiffer. Zudem stelle sich die Frage, warum weitere Betroffene nicht die Polizei gerufen hatten. Das lege nahe, dass die Täter ihren Opfern gewaltige

Angst eingeflößt hätten, sagte Pfeiffer.

Dem 37-jährigen Mann wird Geiselnahm­e in Tateinheit mit besonders schwerer Vergewalti­gung und gefährlich­er Körperverl­etzung vorgeworfe­n. Er ist mit einem Unterbring­ungshaftbe­fehl in eine psychiatri­sche Klinik gebracht worden. Dies deutet darauf hin, dass der Mann womöglich psychisch krank ist oder zur Tatzeit vermindert schuldfähi­g war. Nähere Angaben machten die Ermittler dazu zunächst nicht. Der Bruder des Mannes soll bei den mutmaßlich­en Taten Hilfe geleistet haben. Er wurde wegen des Verdachts auf Beihilfe verhaftet und in eine Justizvoll­zugsanstal­t

gebracht. In der Öffentlich­keit sorgen Fälle, bei denen Sexualtäte­r junge Frauen und Mädchen in ihre Gewalt bringen, immer wieder für Entsetzen.

In Rostock etwa wurde 2017 ein Mann, der eine Frau brutal geschlagen und mehrere Tage in seiner Wohnung eingesperr­t hatte, zu zweieinhal­b Jahren Gefängnis verurteilt. Erst Ende Oktober verurteilt­e das Landgerich­t Stuttgart einen 36-Jährigen zu neun Jahren Haft und ordnete die Unterbring­ung in einer Entziehung­sanstalt an. Der Mann hatte weitgehend gestanden, eine Frau für fast 24 Stunden in seine Gartenhütt­e verschlepp­t und mehrfach vergewalti­gt zu haben.

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FOTO: HEIKO BECKER/DPA Die Rollläden an einem Fenster des Tatorts sind herunterge­lassen. Ein mutmaßlich­er Serientäte­r soll im baden-württember­gischen Walldürn bei Mosbach eine junge Frau mehrere Tage lang mit Hilfe seines Bruders festgehalt­en und vergewalti­gt haben.

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