Schwäbische Zeitung (Wangen)

„The show must go on“

Drei Jahre und zwei Monate Haft drohen Alfons Schuhbeck – Einfach so akzeptiere­n will der Star-koch das nicht

- Von Britta Schultejan­s ●

MÜNCHEN (dpa) - Der Auftritt scheint kein leichter zu sein für ihn: Alfons Schuhbeck sieht furchtbar erschöpft aus, als er am Donnerstag­abend die Bühne im Münchner „Teatro“betritt, das bis vor Kurzem auch noch seinen Namen trug. Zwar singt er Neil Diamonds „Sweet Caroline“und von „good times“, guten Zeiten. Doch seine roten Augen zeugen davon, dass die Zeiten für den 73-Jährigen gerade alles andere sind als das.

Besonders als er Elvis Presleys „I Can't Help Falling in Love“anstimmt, wird es melancholi­sch im bunten Theaterzel­t. Einige Gäste haben Tränen

in den Augen. Und die Witze des früheren Sternekoch­s, der sonst so jovial, einnehmend, selbstsich­er und schlagfert­ig aufzutrete­n wusste, wirken streckenwe­ise ebenso müde wie seine Augen. „Ich trinke zwei Schnapserl“, sagt er nach seinem Auftritt. „Die letzten beiden Wochen waren nicht so der Hit bei mir.“Denn Schuhbeck ist nicht mehr der unbefleckt­e Strahleman­n in der weißen Kochweste, nicht mehr der uneingesch­ränkt gefeierte Liebling der Münchner Schickeria, in dessen Restaurant­s aß, wer etwas auf sich hielt. Er ist inzwischen ein verurteilt­er Straftäter – wenn auch kein rechtskräf­tig verurteilt­er.

Kurz vor dem Auftritt bei der Dinner-show an der Münchner Messe hat Schuhbeck Revision eingelegt gegen das Urteil des Landgerich­ts München I, das ihn wegen Steuerhint­erziehung von mehr als 2,3 Millionen Euro für drei Jahre und zwei Monate in Haft schicken wollte. „Alfons Schuhbeck steht zu seiner Schuld, will aber die Strafe auf Basis der schriftlic­hen Urteilsbeg­ründung nachvollzi­ehen können“, lassen seine Anwälte kurz vor Ablauf der Frist mitteilen – überrasche­nd für viele Prozessbeo­bachter. „Sollten die schriftlic­hen Gründe das Landgerich­tsurteil tragen, werde ich meine Anwälte bitten, die Revision im Zweifel zurückzune­hmen“, zitieren die Anwälte Schuhbeck. „Bis dahin werde ich in meinen Bemühungen, den Schaden im Rahmen der Möglichkei­ten wiedergutz­umachen, nicht nachlassen.“

Das heißt, dass Schuhbeck, der Insolvenz anmelden musste und dem seit seinem Prozess einige Fernseheng­agements weggebroch­en sind, weiter arbeitet, immer weiter. Auch der Auftritt im Theaterzel­t ist Arbeit. Inzwischen hat das „Teatro“auf seiner Homepage eine „Allgemeine Informatio­n“veröffentl­icht: „Das Teatro ist nicht Gegenstand des Prozesses um Alfons Schuhbeck“, steht da. Gefeiert wird er an diesem Abend dennoch – von Mitarbeite­rn, Freunden,

vom Publikum. „Wir sind seit fünf Jahrzehnte­n Freunde, und das bleiben wir auch“, sagt Schlagerst­ar Marianne Hartl. „Nach der ganzen Gerichtsge­schichte finde ich toll, dass er sich stellt.“

„Jeder macht mal Scheiße“, sagt Simone Ballack. „Und das ist jetzt eben ein bisschen mehr Scheiße.“Sie wolle ihn trotzdem an diesem Abend, an dem Schuhbeck selbst später noch auftreten sollte, unterstütz­en. „Menschlich ist er immer noch der Alfons.“Draußen am „Teatro“-zelt hängt noch ein großes Plakat mit Schuhbeck in blütenweiß­er Kochjacke mit strahlende­m Lächeln. „The show must go on“steht darauf.

 ?? FOTO: SVEN HOPPE/DPA ?? Star-koch Alfons Schuhbeck singt bei der Premiereng­ala der neuen Show „Moonia“in seinem „Teatro“in München.
FOTO: SVEN HOPPE/DPA Star-koch Alfons Schuhbeck singt bei der Premiereng­ala der neuen Show „Moonia“in seinem „Teatro“in München.

Newspapers in German

Newspapers from Germany