Aus dem Betrugsversuch am FCM mit gefälschtem Überweisungsschein lernen
Täter hatten versucht, den FC Memmingen um fast 100 000 Euro zu bringen – Bank und Polizei geben Tipps, wie sich Kontoinhaber schützen können
Nach dem Betrugsversuch am FC Memmingen, der den Verein beinahe 95.550 Euro gekostet hätte, sind einige Vereine und Unternehmen in der Region wachsamer geworden. Die Täter hatten eine Überweisung mit gefälschter Unterschrift und gefälschtem Stempel des Fußballclubs, beide professionell nachgeahmt, bei der Sparkasse eingeworfen. Einer Mitarbeiterin war der Betrugsversuch aufgefallen. Der Verein habe die Abläufe mit seinen Hausbanken geändert, „damit sich so etwas nicht wiederholen kann“, sagt Andreas Schales, Pressesprecher des FCM. Seine Empfehlung an Vereine und Einrichtungen sei, „den Kontakt mit der Bank zu suchen, um Sicherungsmechanismen einzubauen“.
Welche Tipps Sparkasse und Polizei allen Kontoinhabern geben, darüber haben wir mit Andreas Radmüller, Pressesprecher der Sparkasse Schwaben-bodensee, und Isabel Schreck von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/ West, gesprochen..
Wie oft sollten Bankkunden ihre Konten prüfen?
Regelmäßig, mindestens alle ein bis zwei Wochen. „Bei Verdacht auf einen möglichen Schaden sollten eine gewisse Zeit die Umsätze täglich gesichtet werden.“
Welche allgemeinen Hinweise hat die Sparkasse an Bankkunden?
„Generell sollte man misstrauisch sein, wenn die angegebene IBAN des
Empfängers nicht mit „DE“beginnt, dann geht die Zahlung ins Ausland“, sagt Andreas Radmüller. Außerdem: Wenn Kunden generell keine Aufträge in Papierform, etwa eine Überweisung, einreichen, können sie eine Sperre für diese Art des Zahlungsverkehrs beauftragen. Zum Beispiel, wenn jemand nur Onlinebanking betreibt und keine Aufträge auf Papier einreicht. Weiterer Hinweis von Radmüller: Die Hinweise der Polizei in den Medien sollten beachtet werden. In der Memminger Zeitung etwa berichten wir immer wieder von verschiedenen Betrugsmodellen wie Schockanrufen und Enkeltricks. Das könne helfen, aufmerksam zu sein und mögliche Betrugsversuche rechtzeitig zu bemerken.
Welche Tipps hat die Polizei?
Bevor Unterlagen, auf denen etwa Unterschriften, Stempel, Kontodaten stehen, in Restmüll oder Altpapier landen, sollten sie in einem Aktenvernichter geschreddert werden. Vereine und Unternehmen könnten sich zusätzlich absichern, indem sie mit ihrer Bank absprechen, wessen Unterschrift auf Bankpapieren stehen muss. Eine Möglichkeit sei auch, der Bank einen weiteren Mitarbeiter zu nennen, der als zweite Person unterzeichnen muss. Diese Information sollte dann nur der Bank vorliegen. Sinnvoll sei es für Vereine und Unternehmen auch, unterschiedliche Stempel zu benutzen: etwa einen für öffentliche Schreiben, einen für Einladungen, einen für geschäftliche Transaktionen.
Ist ein Betrüger mit einer Überweisung erfolgreich, kann das Geld dann zurückgeholt werden?
Es sei wichtig, sofort zu handeln, wenn eine Überweisung fehlerhaft oder unrechtmäßig getätigt wurde. Dann müsse sofort die Bank informiert werden. Ob das Geld aber zurückgeholt werden kann, sei nicht sicher. Denn wenn das Geld vom Konto des Betrügers bereits abgehoben wurde, sei es weg.
Dann bleibt der Kunde auf dem Schaden sitzen?
„Sollte es sich um einen Sachbearbeitungsfehler der Sparkasse handeln, wird der Schadensbetrag selbstverständlich erstattet.“In anderen Fällen ist das Geld weg.
Gibt es viele solcher Fälle?
„Betrügerische Überweisungen fallen regelmäßig auf, teils mehrmals pro Woche“, so Radmüller.
Wie bemerken Mitarbeiter solche Fälle?
„In erster Linie ist es auf die Erfahrung der Mitarbeitenden zurückzuführen, dass Betrugsfälle aufgedeckt werden können.“Wenn Überweisungen auf Papier bearbeitet werden, achteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf bestimmte Merkmale. Es gebe „hausinterne Vorgaben, um Fehl- und betrügerische Überweisungen möglichst vermeiden zu können“.
Auf was achten Bank-mitarbeiter im Arbeitsalltag noch, damit es Kriminelle nicht leicht haben?
„Die Mitarbeitenden erkennen sehr oft, dass an manchen Vorgängen etwas nicht stimmen kann.“Vor allem, wenn ein Vorgang an die Masche des Enkeltricks oder Schockanrufs erinnere. „Somit konnten bereits einige Schadensfälle vermieden werden.“Allerdings bauten Betrüger oft starken psychischen Druck bei ihren Opfern auf, sodass diese sich nicht trauten, sich an ihre Bankberater oder die Polizei zu wenden. Radmüller: „Die Kunden können sich immer auf ihre Bankberater verlassen und auffällige Sachverhalte mit ihnen besprechen.“
Könnten im Fall des FCM die Täter aus der Region kommen?
„Die Vorlage einer Überweisung in Papierform gibt noch keinen Hinweis auf eine örtlich ansässige Täterschaft. Es kann sich ebenso um eine reisende Tätergruppierung handeln“, sagt Polizeisprecherin Isabel Schreck.