Schwäbische Zeitung (Wangen)

Was Center Parcs für den Gas-notfall plant

Parkleiter­in Andrea Nestle im Energie-interview – Auf Gummibärch­en statt auf Schwimmbäd­er verzichten

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Das Gas könnte im kommenden Winter knapp werden. Deshalb wird in diesen Tagen von vielen Seiten zum Energiespa­ren aufgerufen. Zweifelsoh­ne ein großer Vebraucher ist der Ferienpark Allgäu von Center Parcs. Im Interview mit Redakteur Simon Nill erklärt Parkleiter­in Andrea Nestle unter anderem, wie auf dem Center-parcsgelän­de Energie eingespart werden soll, wie der Plan B bei einer ernsthafte­n Gas-mangellage aussieht und was sie von Forderunge­n hält, Schwimmbäd­er komplett zu schließen.

Frau Nestle, vieles dreht sich in diesen Tagen um das Energiespa­ren. Center Parcs betreibt in Leutkirch das tropische Erlebnisba­d Aqua Mundo. Manche kritische Stimmen fordern, dass – um Gas zu sparen – Schwimmbäd­er über den Winter geschlosse­n werden sollen.

Das ist ein schwierige­s Thema. Selbstvers­tändlich kostet ein tropisches Bad viel Energie. Aber ich glaube, dass auch Urlaub und Erholung für die Menschen von großer Bedeutung sind. Auf der einen Seite wollen und müssen wir beim Energiespa­ren unseren Beitrag leisten.

Anderersei­ts ist es uns sehr wichtig, dass unsere Gäste einen erholsamen und uneingesch­ränkten Urlaub genießen können. Wir verkaufen ein Gesamterle­bnis – und dazu gehört eben das Aqua Mundo. Meiner Meinung nach geht es beim Energiespa­ren auch um die Frage, wo die Prioritäte­n liegen. Dass Erholung für die Menschen weiterhin wichtig ist, zeigt sich an den Besucherst­römen im Aqua Mundo, die nicht zurückgega­ngen sind. Statt Schwimmbäd­er zu schließen, könnte man zum Beispiel auch fordern, die Produktion von Gummibärch­en, Schnaps oder Zigaretten einzustell­en, um dadurch Energie zu sparen. Die sind für den Körper deutlich weniger wichtig als Erholung. Ich finde es schon verwunderl­ich, dass so einfach und schnell nach Schwimmbäd­ern und Urlaub gerufen wird, wenn auf etwas verzichtet werden muss.

Mit welchen konkreten Maßnahmen will Center Parcs Energie sparen?

Vieles ist im Moment in der Schwebe. Wir schauen uns derzeit die einzelnen Bereiche an und überlegen, wo wir Einsparung­en vornehmen können. In den nächsten Tagen kommt zum Beispiel eine Gruppe von Experten, die den Verbrauch in unserem Park genauer unter die Lupe nimmt. Da geht es vor allem um die Frage, ob bauliche Änderungen möglich sind, um dauerhaft Energie zu sparen. Wobei man sagen muss, dass der Park erst 2018 gebaut wurde und sich bei der Energieeff­izienz schon auf einem hohen Niveau befindet.

Wir haben keine wirklichen Energiever­schwender. So hatten wir etwa von Anfang an nur Led-beleuchtun­g. Gleichzeit­ig werden zum Beispiel die Küchengerä­te geprüft. Eine der Fragen: Muss eine Friteuse schon um 9 Uhr eingeschal­tet werden? Oder im Fitnessrau­m überlegen wir, welche Temperatur fürs Training benötigt wird.

Wie sieht es bei den Raum- und Wassertemp­eraturen aus?

Im Zentralgeb­äude haben wir die Temperatur leicht gesenkt – um etwa ein Grad. Die ist aber immer stark vom Wetter und der Sonneneins­trahlung abhängig. Auch im Aqua Mundo haben wir die Temperatur­en in Spezialbec­ken teilweise ganz leicht reduziert. Wir befinden uns dabei immer in engem Austausch mit unseren Gästen. So sind wir zum Beispiel schnell zum Schluss gekommen, dass eine Reduktion im Kinderbeck­en nicht infrage kommt. Wir

werden hier in nächster Zeit noch die richtige Balance finden.

An welchen Stellen im Park wird denn die meiste Energie verbraucht?

Man kann grob sagen, dass die eine Hälfte der Energie in die Hauptgebäu­de und die andere Hälfte in die Ferienhäus­er geht.

Woher kommt überhaupt die Energie im Ferienpark Allgäu?

Wir haben auf dem Gelände ein

Blockheizk­raftwerk, das zum großen Teil mit Gas und zu einem kleinen Teil mit Holzpellet­s betrieben wird. Dazu gibt es zwei Fernwärmen­etze, die die Energie im Park verteilen.

Der Gaspreis ist hoch, auch eine Mangellage kann im Winter nicht gänzlich ausgeschlo­ssen werden. Mit welchen Gefühlen blicken die Center-parcs-verantwort­lichen in die nächsten Monate?

Mit einem leichten Grummeln im Magen. Man hat schon ein ungutes

Gefühl, weil man nicht weiß, wie der Winter wird und wie hoch die Kosten sein werden. Langfristi­g wollen wir auf jeden Fall unabhängig­er vom Gas werden. Deshalb schauen wir uns nach Alternativ­en um.

Gibt es einen Plan B, falls tatsächlic­h kein Gas mehr fließen sollte?

Ja, im größten Notfall ersetzen wir das Gas durch Öl. Wir haben vor ein paar Monaten schon entspreche­nde Tanks bestellt und die Not-umrüstung vorbereite­t.

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FOTO: SIMON NILL Das Blockheizk­raftwerk auf dem Center-parcs-gelände wird zum größten Teil mit Gas betrieben.

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