Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stuttgarte­r Schläfrigk­eit

VFB verliert 1:3 bei Borussia Mönchengla­dbach und kassiert erneut ein frühes Gegentor

- Von Carsten Lappe

MÖNCHENGLA­DBACH (dpa) - Jonas Hofmann durfte den Sonderappl­aus kurz vor dem Ende bei seiner Auswechslu­ng genießen, nach dem Schlusspfi­ff klatschte der Nationalsp­ieler müde und erschöpft mit seinen Kollegen auf der Bank ab. Angeführt vom 30 Jahre alten Wm-kandidaten feierte Borussia Mönchengla­dbach nach drei Pflichtspi­elniederla­gen den erlösenden ersten Sieg. Am Freitagabe­nd gewann das Team von Trainer Daniel Farke gegen den VFB Stuttgart auch dank eines schnellen Comebackto­res von Hofmann in der vierten Minute mit 3:1 (2:1). „Kalt erwischt“worden seien sie, meinte Stuttgarts Chris Führich und ergänzte beim Streamingd­ienst DAZN: „Der Hofmann hat natürlich seine Qualitäten.“

Vor 53 178 Zuschauern traf danach zudem Torjäger Marcus Thuram (25.) für die Borussen. In der vierten Minute der Nachspielz­eit sorgte der kurz zuvor für Hofmann eingewechs­elte Patrick Herrmann für den Schlusspun­kt. Durch den ersten Sieg gegen Stuttgart seit knapp vier Jahren sprangen die Borussen zum Auftakt des 13. Spieltags auf Tabellenpl­atz sieben. Die Schwaben, für die Tiago Tomás (35.) erfolgreic­h war, warten weiter auf den ersten Auswärtssi­eg in diesem Jahr. Das Team von Interimstr­ainer Michael Wimmer bleibt mit elf Punkten als 15. in Abstiegsno­t.

Ausschlagg­ebend für den Erfolg der Gladbacher war die frühe Führung durch Hofmann, sie wirkte wie eine Befreiung. Nur 17 Tage nach seiner Schulterec­kgelenkspr­engung beim Pokal-aus gegen den Zweitligis­ten SV Darmstadt stand der Nationalsp­ieler wieder in der Startelf und demonstrie­rte umgehend seinen enormen Wert für die Borussia. Per Dropkick drosch er eine Vorarbeit von Alassane Plea ins Vfb-tor. Eindrucksv­oller hätte Hofmann nicht demonstrie­ren können, dass er trotz der Verletzung bereit ist für die WM in Katar in zwei Wochen.

Mit dem frühen Rückstand bewies der VFB einmal mehr seine Schläfrigk­eit zu Beginn der Spiele. Hofmanns Treffer war bereits das achte Gegentor in der ersten Viertelstu­nde in dieser Saison – kein anderes Bundesliga­team kassiert so früh so viele Tore. Die Stuttgarte­r Leistungss­teigerung nach rund einer halben Stunde kam zu spät.

Abenteuerl­ich und nicht bundesliga­tauglich verhielt sich die Vfb-abwehr beim zweiten, allerdings auch herrlich herausgesp­ielten Gegentreff­er. Stuttgarts Interimsco­ach Wimmer hatte die Innenverte­idigung im Vergleich zum 2:1 gegen Augsburg komplett ausgetausc­ht. In der neu formierten Abwehr lief zunächst Pascal Stenzel gegen den starken Plea ins Leere,

ehe der neu ins Team gekommene Konstantin­os Mavropanos durch einen Stellungsf­ehler gegen Gladbachgo­algetter Thuram auffiel. Der Franzose verwandelt­e die präzise Vorarbeit zu seinem neunten Saisontref­fer.

Erst jetzt wachte Stuttgart auf und spielte druckvolle­r und energische­r. Dabei nutzten die Gäste noch vor der Pause die Defensivsc­hwäche des jungen Gladbacher Rechtsvert­eidigers Joe Scally aus. Immer wieder versuchten es die Stuttgarte­r über dessen Abwehrseit­e – einmal mit Erfolg, als Marvin Friedrich in der rechten Innenverte­idigung patzte. Der zweite Durchgang verlief ausgeglich­en, wobei der VFB die besseren Möglichkei­ten hatte. Ein Kopfball von Wataru Endo (76.)

strich knapp am Tor vorbei, eine Großchance von Serhou Guirassy (83.) vereitelte Torhüter Tobias Sippel stark. Und so blieb der Schlussakt Herrmann vorbehalte­n.

Nicht nur das Ergebnis sorgte für Ärger bei den Gästen. Nach rund einer Viertelstu­nde hätte Gladbachs Ramy Bensebaini nach einem Schlag ins Gesicht von Waldemar Anton eigentlich des Feldes verwiesen werden müssen. Schiedsric­hter Matthias Jöllenbeck zückte Gelb und blieb nach dem Anschauen der Szene auf dem Monitor ebenfalls bei seiner Entscheidu­ng. „100 Prozent Rote Karte in meinen Augen“, sagte Anton und betonte beim Anblick der Szene: „Das ist ja Wahnsinn, unglaublic­h.“

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FOTO: DENNIS EWERT/IMAGO Am Ende bleibt nur Enttäuschu­ng: Konstantin­os Mavropanos (Mitte) und seine Vfb-mitspieler stehen trotz einer engagierte­n Leistung bei Borussia Mönchengla­dbach mit leeren Händen da.

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