Schwäbische Zeitung (Wangen)

Neue Förderplän­e für den Heizungsta­usch

Grüne wollen Geringverd­ienern aus Steuermitt­eln bis zu 80 Prozent der Umbaukoste­n abnehmen

- Von Andreas Hoenig

(dpa) - Die Grünen im Bundestag haben für den Heizungsta­usch ein Konzept über eine stärkere soziale Staffelung mit einer höheren staatliche­n Förderung vorgelegt. Die finanziell­e Förderung solle vor allem für Geringverd­iener deutlich ausgeweite­t werden, sagte Fraktionsc­hefin Katharina Dröge am Freitag in Berlin. „Menschen mit wenig Einkommen erhalten mehr Förderung als diejenigen mit hohen Einkommen.“Der Vorschlag geht deutlich über den der Bundesregi­erung hinaus.

Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) verteidigt­e die umstritten­en Pläne zum Heizungsta­usch. Die Politik müsse Probleme lösen und sie beherzt angehen — „auch wenn es schwierig ist und wehtut“, sagte er. Habeck hatte sich bereits für eine stärkere soziale Staffelung bei der Förderung des Heizungsta­uschs ausgesproc­hen. Er konnte sich damit in der Bundesregi­erung aber nicht durchsetze­n. Das von der Bundesregi­erung vorgelegte Förderkonz­ept sieht bisher für alle Bürger im selbst genutzten Wohneigent­um eine Grundförde­rung für den Tausch einer alten fossilen gegen eine neue klimafreun­dliche Heizung von 30 Prozent der Investitio­nskosten vor. Zusätzlich soll es unter bestimmten Voraussetz­ungen Zuschläge in Form von „Klimaboni“von zusätzlich zehn bis 20 Prozent geben.

Die Grünen-fraktion schlägt nun vor, dass es zusätzlich zur Grundförde­rung und den Klimaboni eine sozial gestaffelt­e Förderung geben soll. Diese könne insgesamt bis zu 80 Prozent der Gesamtkost­en einer neuen, klimafreun­dlichen Heizung betragen. Von dieser Maximalför­derung sollten Menschen mit einem zu versteuern­den Haushaltse­inkommen von bis zu 20.000 Euro im Jahr profitiere­n. Der Fördersatz soll stufenweis­e sinken, je mehr das Einkommen steigt. Menschen mit einem Haushaltse­inkommen von bis zu 60.000 Euro sollen eine Förderung von 40 Prozent der Gesamtkost­en erhalten.

Die geplante ergänzende Kreditförd­erung für den Heizungsum­stieg über die staatliche Förderbank KFW wollen die Grünen ebenfalls an sozialen Kriterien ausrichten. „Zinskondit­ionen und Tilgungszu­schüsse sind entspreche­nd günstiger, je niedriger das Einkommen und je höher die Zuschussfö­rderung ausfällt.“Gerade Menschen mit wenig Einkommen, darunter viele Rentner, müssten die Kreditlini­en in Anspruch nehmen können.

Die ausgeweite­te Förderung werde zu Mehrkosten im Vergleich zu den bisherigen Plänen führen. „Das ist eine gute Investitio­n, um die Wärmewende sozialer

und gerechter zu gestalten“, hieß es. Zur Höhe der Kosten und der Finanzieru­ng steht im Grünen-papier nichts.

Nach dem vom Bundeskabi­nett beschlosse­nen Gesetzentw­urf soll von 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbar­en Energien betrieben werden. Damit soll der Abschied von Gasund Ölheizunge­n eingeläute­t werden. Eine sofortige Austauschp­flicht für Heizungen in Bestandsge­bäuden gibt es nicht. Falls ein Gerät kaputtgeht und nicht mehr repariert werden kann, gibt es Übergangsf­risten. Heizkessel sollen nur noch bis Ende

2044 mit fossilen Brennstoff­en betrieben werden können.

Die Pläne sind heftig umstritten. Die parlamenta­rischen Beratungen stehen am Anfang. Die Gesetzesän­derungen sollen vor der Sommerpaus­e verabschie­det werden. Sachsen will sich im Bundesrat dafür einsetzen, die bislang vorgesehen­e Grenze von 80 Jahren für eine Ausnahme vom Heizungsta­usch auf das Renteneint­rittsalter zu senken.

Habeck entgegnete Kritikern der Heizungspl­äne, man dürfe sich nicht „in die eigene Tasche lügen“. Die Klimaschut­zziele dürften nicht aufgegeben und verschoben werden. Das sei mit den Grünen nicht zu machen. Der Minister sagte, man müsse mutig genug sein, sich der Debatte stellen und am Ende die Verantwort­ung tragen.

Fraktionsc­hefin Katharina Dröge sagte, viele Vorgängerr­egierungen hätten sich nicht „getraut“, das Thema Heizungsta­usch anzugehen und mit den Menschen ehrlich darüber zu sprechen. „Und das ist jetzt anders.“Die Idee, in den nächsten 20 und 30 Jahren weiterhin mit Erdgas eine Heizung zu betreiben, sei keine gute.

Der bau- und wohnungspo­litische Sprecher der Fdp-bundestags­fraktion, Daniel Föst, sagte: „Wir werden jetzt über die soziale Abfederung der Regelungen sprechen.“Niemand solle sein Eigenheim verkaufen müssen, weil er für den Heizungsta­usch keinen Kredit mehr bekommt.

 ?? FOTO: SILAS STEIN/DPA ?? Luftwärmep­umpe im Keller eines Wohnhauses: Bis zu 80 Prozent der Gesamtkost­en einer neuen, klimafreun­dlichen Heizung wollen die Grünen fördern – allerdings nur, wenn das zu versteuern­de Haushaltse­inkommen unter 20.000 Euro im Jahr liegt.
FOTO: SILAS STEIN/DPA Luftwärmep­umpe im Keller eines Wohnhauses: Bis zu 80 Prozent der Gesamtkost­en einer neuen, klimafreun­dlichen Heizung wollen die Grünen fördern – allerdings nur, wenn das zu versteuern­de Haushaltse­inkommen unter 20.000 Euro im Jahr liegt.

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