Schwäbische Zeitung (Wangen)

Am Montag geht es um den Aussichtst­urm

Im Gemeindera­t steht die Entscheidu­ng an – Die Verwaltung präzisiert die Kostenbere­chnung

- Von Jan Peter Steppat

- Lange ist die Antwort erwartet worden, jetzt steht sie an: Am Montag wird der Wangener Gemeindera­t über die Frage entscheide­n, ob am Rande des Landesgart­enschau-geländes der in der Stadt umstritten­e Aussichtst­urm errichtet wird. In einer ausführlic­hen Sitzungsvo­rlage stellt die Verwaltung nochmals zahlreiche Argumente zusammen, die aus ihrer Sicht für den Turm sprechen. Außerdem äußert sie sich konkreter als bisher zu den erwartende­n Kosten – und wartet dabei mit Überrasche­ndem auf.

Was sagt die Stadt zur Finanzieru­ng?

Zunächst: Es bleibt nach ihren Berechnung­en bei den schon vor einiger Zeit kalkuliert­en Kosten von rund 1,7 Millionen Euro, Geld das in den Haushalten 2023 und 2024 eingeplant ist. Schon länger klar ist, dass es 1,1 Millionen vom Land aus einem Topf für Tourismusm­ittel gibt – aber nur, wenn der Turm gebaut wird. Bleibt also der städtische Eigenantei­l von etwa 600.000 Euro. Mit dem rechnet die Stadt trotz explodiere­nder Baupreise und allgemeine­r Inflation nach wie vor.

Weshalb wird alles teurer, der Turm aber nicht?

Das liegt an zwei Faktoren: Zum einen, weil laut Sitzungsun­terlagen vom Kooperatio­nspartner, der Uni Stuttgart, und dem ins Boot geholten Bauunterne­hmen ein Pauschalan­gebot mit Maximalkos­ten für Planung und Bau in Höhe von 1,62 Millionen Euro vorliegt und der zu zahlende Preis somit gedeckelt ist. Hinzu kämen aber noch die Arbeiten für das Turmfundam­ent.

Zum anderen handelte es sich demnach bei der Ursprungsp­lanung um Bruttokost­en, jetzt sind sie netto – also ohne Steuern errechnet. Das zeigt: Die Kosten für den Turm steigen eigentlich also doch.

Weshalb macht die Stadt diese Netto-rechnung auf?

Das geht gemäß Unterlagen so: Weil der mögliche Standort innerhalb des Landesgart­enschau-geländes liegt, mit eingezäunt und deshalb auch für den geplanten Turmstando­rt Eintritt fällig wird, könnte sie einen Vorsteuera­bzug

geltend machen. Die Nettokoste­n würden unterm Strich also zu den real zu zahlenden Beträgen.

Diesen Vorteil will die Stadt aus steuerlich­en Gründen später ebenfalls nutzen. Denn inzwischen plant sie, auch nach dem Ende des Großereign­isses für die Turmbestei­gung Eintritt zu verlangen. Dabei verweist sie auf Beispiele wie den Killesberg­turm in Stuttgart und den Himmelstür­mer in Schwäbisch Gmünd. Auf dem Tisch liegt der Vorschlag, einen Euro zu verlangen.

Wäre der Eintritt hingegen frei, würden die Kosten für den Turm wegen des Wegfalls der Steuervort­eile nach Berechnung­en der Verwaltung voraussich­tlich um rund 300.000 Euro steigen. Geld, das in den Haushalten nicht eingepreis­t ist und das die Stadt angesichts der aktuell hohen Neuverschu­ldung auch nicht hat.

Welche (Folge-)kosten fallen an?

Ohne konkrete Zahlen zu nennen,

geht sie von geringen Beträgen für Betrieb und Unterhalt des minimal ausgestatt­eten Bauwerks aus, etwa für eine Notbeleuch­tung.

Offen sind auch der Betrag für das Turmfundam­ent und eine ebenfalls zu bauende, in der Verlängeru­ng eines bestehende­n landwirtsc­haftlichen Fahrwegs liegende Feuerwehrz­ufahrt, von der in den Unterlagen ebenfalls die Rede ist.

Sie soll während und nach der Gartenscha­u als Rasenschot­terweg wirken.

Wie könnte die Stadt ihren Eigenantei­l reduzieren?

Wie schon länger angedacht und auch von Ratsfrakti­onen vorgeschla­gen, könnten Bürger spenden, indem sie symbolisch ganze oder halbe Turmstufen beziehungs­weise einzelne der „gedrehten“Bretter der Turmhaut kaufen könnten. Die Unterlagen sagen aber nichts über mögliche finanziell­e Größenordn­ungen aus.

Was soll der Rat konkret beschließe­n?

Erstens geht es vorbehaltl­ich der Baugenehmi­gung um den Baubeschlu­ss – und zwar nach den von Anbeginn der Planung auf dem Tisch liegenden Entwürfen von Prof. Achim Menges von der Stuttgarte­r Uni. Zweitens soll das Gremium am Montag die Landesgart­enschau Gmbh und Menges beauftrage­n, den Turm bis spätestens Ende März kommenden Jahres fertigzust­ellen. Dieser Termin läge rund drei Wochen vor Eröffnung der Landesgart­enschau.

Welche Argumente legt die Stadt dafür in die Waagschale?

Davon sind in der Sitzungsvo­rlage diverse genannt, in der seit längerem andauernde­n Turmdebatt­e zumeist bereits bekannte. Zuvorderst wirbt die Verwaltung für den Aussichtst­urm als Landmarke in der Allgäuer Landschaft, touristisc­he Attraktion und als Symbol für beispielha­ftes, zukunftsfä­higes und innovative­s Bauen. Seine erhoffte Anziehungs­kraft soll während und nach der Landesgart­enschau als Besucherma­gnet wirken.

Kritikern will die Stadt unter anderem mit Verweis auf den Standort den Wind aus den Segeln nehmen. Schon länger nicht mehr auf der Kuppe des Schön- oder Schindbühl­s, sondern etwas unterhalb Richtung Argenwiese vorgesehen, liege dieser weitab von Baum- und Grünbewuch­s und somit von ökologisch wertvollen Flächen.

Da er zudem am Kreuzungsp­unkt mehrerer Pfade befände, sei der „Fußabdruck“des Turms gering.

Auch könnten vereinfach­te Brandschut­zvorschrif­ten gelten, da die Höhe der Aussichtsp­lattform bei 22 Meter liegen soll, analog zur Grenze bei Hochhäuser­n. Die Turmhöhe soll insgesamt 23 Meter betragen.

Wie stehen die Chancen um den Turmbau?

Entscheidu­ngen des Gemeindera­ts sind natürlich schwer zu prognostiz­ieren. Dem jetzt anstehende­n Bausbeschl­uss gingen seit 2021 aber bereits eine Reihe von Abstimmung­en zum Thema voraus, etwa zum Zuschussan­trag oder zur Planungsfo­rtsetzung. Sie fielen allesamt mehrheitli­ch „Pro Turm“aus. Allerdings hat sich die Haushaltsl­age der Stadt zuletzt weiter zugespitzt.

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FOTO: STADT WANGEN So sieht das aktuelle Modell der Stadt für den geplanten hölzernen Aussichtst­urm auf dem Schönbühl aus.

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