Am Montag geht es um den Aussichtsturm
Im Gemeinderat steht die Entscheidung an – Die Verwaltung präzisiert die Kostenberechnung
- Lange ist die Antwort erwartet worden, jetzt steht sie an: Am Montag wird der Wangener Gemeinderat über die Frage entscheiden, ob am Rande des Landesgartenschau-geländes der in der Stadt umstrittene Aussichtsturm errichtet wird. In einer ausführlichen Sitzungsvorlage stellt die Verwaltung nochmals zahlreiche Argumente zusammen, die aus ihrer Sicht für den Turm sprechen. Außerdem äußert sie sich konkreter als bisher zu den erwartenden Kosten – und wartet dabei mit Überraschendem auf.
Was sagt die Stadt zur Finanzierung?
Zunächst: Es bleibt nach ihren Berechnungen bei den schon vor einiger Zeit kalkulierten Kosten von rund 1,7 Millionen Euro, Geld das in den Haushalten 2023 und 2024 eingeplant ist. Schon länger klar ist, dass es 1,1 Millionen vom Land aus einem Topf für Tourismusmittel gibt – aber nur, wenn der Turm gebaut wird. Bleibt also der städtische Eigenanteil von etwa 600.000 Euro. Mit dem rechnet die Stadt trotz explodierender Baupreise und allgemeiner Inflation nach wie vor.
Weshalb wird alles teurer, der Turm aber nicht?
Das liegt an zwei Faktoren: Zum einen, weil laut Sitzungsunterlagen vom Kooperationspartner, der Uni Stuttgart, und dem ins Boot geholten Bauunternehmen ein Pauschalangebot mit Maximalkosten für Planung und Bau in Höhe von 1,62 Millionen Euro vorliegt und der zu zahlende Preis somit gedeckelt ist. Hinzu kämen aber noch die Arbeiten für das Turmfundament.
Zum anderen handelte es sich demnach bei der Ursprungsplanung um Bruttokosten, jetzt sind sie netto – also ohne Steuern errechnet. Das zeigt: Die Kosten für den Turm steigen eigentlich also doch.
Weshalb macht die Stadt diese Netto-rechnung auf?
Das geht gemäß Unterlagen so: Weil der mögliche Standort innerhalb des Landesgartenschau-geländes liegt, mit eingezäunt und deshalb auch für den geplanten Turmstandort Eintritt fällig wird, könnte sie einen Vorsteuerabzug
geltend machen. Die Nettokosten würden unterm Strich also zu den real zu zahlenden Beträgen.
Diesen Vorteil will die Stadt aus steuerlichen Gründen später ebenfalls nutzen. Denn inzwischen plant sie, auch nach dem Ende des Großereignisses für die Turmbesteigung Eintritt zu verlangen. Dabei verweist sie auf Beispiele wie den Killesbergturm in Stuttgart und den Himmelstürmer in Schwäbisch Gmünd. Auf dem Tisch liegt der Vorschlag, einen Euro zu verlangen.
Wäre der Eintritt hingegen frei, würden die Kosten für den Turm wegen des Wegfalls der Steuervorteile nach Berechnungen der Verwaltung voraussichtlich um rund 300.000 Euro steigen. Geld, das in den Haushalten nicht eingepreist ist und das die Stadt angesichts der aktuell hohen Neuverschuldung auch nicht hat.
Welche (Folge-)kosten fallen an?
Ohne konkrete Zahlen zu nennen,
geht sie von geringen Beträgen für Betrieb und Unterhalt des minimal ausgestatteten Bauwerks aus, etwa für eine Notbeleuchtung.
Offen sind auch der Betrag für das Turmfundament und eine ebenfalls zu bauende, in der Verlängerung eines bestehenden landwirtschaftlichen Fahrwegs liegende Feuerwehrzufahrt, von der in den Unterlagen ebenfalls die Rede ist.
Sie soll während und nach der Gartenschau als Rasenschotterweg wirken.
Wie könnte die Stadt ihren Eigenanteil reduzieren?
Wie schon länger angedacht und auch von Ratsfraktionen vorgeschlagen, könnten Bürger spenden, indem sie symbolisch ganze oder halbe Turmstufen beziehungsweise einzelne der „gedrehten“Bretter der Turmhaut kaufen könnten. Die Unterlagen sagen aber nichts über mögliche finanzielle Größenordnungen aus.
Was soll der Rat konkret beschließen?
Erstens geht es vorbehaltlich der Baugenehmigung um den Baubeschluss – und zwar nach den von Anbeginn der Planung auf dem Tisch liegenden Entwürfen von Prof. Achim Menges von der Stuttgarter Uni. Zweitens soll das Gremium am Montag die Landesgartenschau Gmbh und Menges beauftragen, den Turm bis spätestens Ende März kommenden Jahres fertigzustellen. Dieser Termin läge rund drei Wochen vor Eröffnung der Landesgartenschau.
Welche Argumente legt die Stadt dafür in die Waagschale?
Davon sind in der Sitzungsvorlage diverse genannt, in der seit längerem andauernden Turmdebatte zumeist bereits bekannte. Zuvorderst wirbt die Verwaltung für den Aussichtsturm als Landmarke in der Allgäuer Landschaft, touristische Attraktion und als Symbol für beispielhaftes, zukunftsfähiges und innovatives Bauen. Seine erhoffte Anziehungskraft soll während und nach der Landesgartenschau als Besuchermagnet wirken.
Kritikern will die Stadt unter anderem mit Verweis auf den Standort den Wind aus den Segeln nehmen. Schon länger nicht mehr auf der Kuppe des Schön- oder Schindbühls, sondern etwas unterhalb Richtung Argenwiese vorgesehen, liege dieser weitab von Baum- und Grünbewuchs und somit von ökologisch wertvollen Flächen.
Da er zudem am Kreuzungspunkt mehrerer Pfade befände, sei der „Fußabdruck“des Turms gering.
Auch könnten vereinfachte Brandschutzvorschriften gelten, da die Höhe der Aussichtsplattform bei 22 Meter liegen soll, analog zur Grenze bei Hochhäusern. Die Turmhöhe soll insgesamt 23 Meter betragen.
Wie stehen die Chancen um den Turmbau?
Entscheidungen des Gemeinderats sind natürlich schwer zu prognostizieren. Dem jetzt anstehenden Bausbeschluss gingen seit 2021 aber bereits eine Reihe von Abstimmungen zum Thema voraus, etwa zum Zuschussantrag oder zur Planungsfortsetzung. Sie fielen allesamt mehrheitlich „Pro Turm“aus. Allerdings hat sich die Haushaltslage der Stadt zuletzt weiter zugespitzt.