Umstellung auf das bodo-jugendticketbw bei Schülern läuft
Bis Montag kann noch widersprochen werden – Wo das neue Jugendticket genutzt werden kann
- Derzeit läuft im Landkreis Ravensburg die Umstellung von der Schülermonatskarte auf das neue bodo-jugendticketbw, das im März eingeführt worden ist. Wo das neue Ticket gilt – vorweg: nach Lindau kann man damit fahren, ins von Leutkirch aus viel nähere Kempten oder Memmingen aber nicht – und wie es im benachbarten bayerischen Landkreis gehandhabt wird.
Alle Schülerinnen und Schüler, die derzeit im Schülerlistenverfahren geführt werden und noch nicht auf das bodo-jugendticketbw gewechselt haben, werden zum Schuljahr 2023/24 automatisch auf das Jugendticket umgestellt, heißt es in einem Schreiben, das laut Landratsamt Mitte April alle Eltern erreichte, die dieses Jugendticket noch nicht beziehen. Darin wird für die Vorteile des neuen Tickets geworben, das im Regional- und Nahverkehr in ganz Baden-württemberg gilt.
Schüler, die ganzjährig mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule fahren und einen monatlichen Eigenanteil von aktuell 33,80 Euro oder 42,20 Euro bezahlen, fahren demnach mit dem Ticketbw günstiger als bisher. Der monatliche Abbuchungsbetrag liege hier laut bodo-tarifbestimmungen bei 33,19 Euro für elf Schulmonate. Im Ferienmonat August erfolgt keine Abbuchung. Diejenigen mit einem monatlichen Eigenanteil von aktuell 21,10 Euro erhalten das Jugendticket weiterhin vergünstigt und bezahlen nur diesen Eigenanteil. Auch die „3. Kind-regelung“bleibe hier bestehen.
Obwohl sich für viele Schüler mit dem neuen Ticket neben den gegenüber der Schülermonatskarte umfangreicheren Nutzungsmöglichkeiten
laut Landratsamt auch ein niedrigerer finanzieller Aufwand ergibt beziehungsweise dieser unverändert bleibt, habe bislang erst knapp die Hälfte der Kunden im Schülerlistenverfahren auf das Jugendticket gewechselt. Daher nun die automatische Umstellung.
Das Jugendticket ist allerdings ein persönliches Jahresabonnement mit monatlicher Abbuchung, weshalb es für den Fall, dass Schüler nur im Winter mit dem Bus fahren und sonst das Rad nutzen, durchaus finanziell sinnvoll sein kann zu widersprechen und beim gewohnten Schülermonatsticket zu bleiben. Der Widerspruch muss bis spätestens 8. Mai eingehen.
Beachtet werden muss bei dieser Entscheidung aber, dass der Preis des neuen Jugendtickets, zurzeit 365 Euro im Jahr, die Obergrenze der Kosten bildet, die aufgrund der Kostenerstattungssatzung des Landkreises erstattungsfähig sind. „Es ist daher nur eine begrenzte Zahl an Schülermonatskarten erstattungsfähig.
Die Erstattung für diese Schülermonatskarten erfolgt wie bisher abzüglich der jeweiligen monatlichen Eigenanteile. Achten Sie daher im Schülerlistenverfahren auf die rechtzeitige Abbestellung der nicht erstattungsfähigen Schülermonatskarten, da ansonsten der volle Preis zur Abbuchung kommt“, heißt es im Schreiben an die Eltern.
Die anschließend dargestellten Fallbeispiele zeigen: Wird das Schülerticket nicht ganzjährig genutzt, könnte bei nur einer bodo-zone, also bei einer sehr kurzen Fahrtstrecke, der Widerspruch finanziell Sinn ergeben. Hier würden demnach beim derzeitigen Preis acht Monatskarten ohne Aufpreis weiter zum bisherigen Eigenanteil bezogen werden. Ab der 9. Karte würde der Preis ansteigen. Bei weiteren Zonen ist das bereits nach fünf beziehungsweise drei Monatskarten der Fall. Entscheidend ist jeweils der reguläre bodo-preis für das Monatsticket, der etwa bei einem älteren Schüler und fünf Zonen bei rund 100 Euro liegt. Bei drei Zonen sind es rund 72 Euro. Beim Überschreiten der 365-Euro-grenze muss dieser für jedes weitere Monatsticket voll bezahlt werden.
Das bedeutet: Bevor Eltern widersprechen, sollte man genau überlegen, wie viele Monate man ein Monatsticket nutzen würde – um dann mit Blick auf den regulären bodo-preis zu rechnen, ob das unter den 365 Euro bleibt. Mit Blick auf die vergrößerte Reichweite des Jugendtickets ergibt das unter Umständen aber auch bei einem etwas höheren Preis noch Sinn.
Zur Reichweite des neuen Jugendtickets: Generell gilt es in allen Verkehrsmitteln des Öffentlichen Nahverkehrs in Badenwürttemberg, außer in Fernbussen und Zügen des Fernverkehrs. Die Fahrt am Wochenende oder in den Ferien nach Stuttgart wäre damit abgedeckt. Zusätzlich gilt es auch im gesamten Gebiet des Verbunds, in dem es erworben wurde, im Fall von Leutkirch also auch im bayerischen bodo-gebiet. Eine Fahrt mit dem Zug nach
Lindau beispielsweise wäre kein Problem. Mit Blick auf die von Leutkirch aus näheren bayerischen Städte Memmingen und Kempten gilt das allerdings nicht, da diese nicht mehr zum bodo-gebiet gehören. Hier braucht man ab der Landesgrenze ein entsprechendes zusätzliches Ticket. Auch im Fall von Memmingen, wo die verkehrsgünstige Schienenverbindung zwischen Leutkirch, Memmingen und Ulm zwar zum Geltungsbereich des Baden-württemberg-tickets gehört, nicht aber zum Jugendticketbw.
Diesen Umstand mahnte der Cdu-landtagsabgeordnete Raimund Haser bereits im Februar in einer mündlichen Anfrage in der Plenarsitzung an. „Während das 49-Euro-ticket bundesweit gelten soll, wird das Jugendticket nur Baden-württemberg-weit gelten. Ich sehe sie schon – die Anfragen in unseren Postfächern, ob man denn nun mit dem Jugendticket über Memmingen nach Ulm fahren kann“, so Haser damals. Deshalb habe er bereits im November 2022 eine mündliche Anfrage an das Verkehrsministerium gestellt, ob das Jugendticket eventuell mit dem 49-Euro-ticket kombinierbar sein wird – mit Blick auf die Grenzsituationen, die ja rund um Baden-württemberg herrschen.
Eine Lösung gibt es, wie oben bereits dargestellt, bislang allerdings nicht. „Es nervt mich schon“, gesteht Haser. Auch, weil ihm als Landtagsabgeordneten mit der längsten Wahlkreisgrenze zu Bayern hin, Grenzregionenproblematiken nicht neu sind. Dass sich hier kurzfristig etwas tut, sieht Haser nicht. Man habe es versucht, aber keine Einigung mit dem Verkehrsverbund Ding (der hier zuständige württembergische Verkehrsverbund, Anm. d.
Red.) und dem Land Bayern erzielen können.
Jetzt hofft er, dass Bayern mit einem eigenen Jugendticket nachzieht. „Würde das kommen, wäre eine gegenseitige Anerkennung realistisch, denn dann müsste der Memminger auf dem Weg nach Lindau auch durch Baden-württemberg.“Grundsätzlich freut Haser, dass das Jugendticket „gut angenommen wird. Es ist für die Landbewohner ein Bringer: Für ganz viele liegt es preislich dort, wo bisher die Monatskarte lag – und dafür bekommen sie aber Zugang zu ÖPNV im ganzen Land. Das wird langfristig dazu führen, dass die nächste Generation das Thema ÖPNV ganz anders wahrnimmt.“
Ganz anders läuft die Umstellung übrigens bei Schülern aus dem benachbarten bayerischen Landkreis Oberallgäu, die in Leutkirch die Schule besuchen. „Schüler in Bayern bis einschließlich 10. Jahrgangsstufe erhalten eine Fahrkarte mit dem ÖPNV, sofern sie weiter als drei Kilometer von der nächstgelegenen Schule entfernt wohnen (im Fall von Grundschulen zwei Kilometer). Die Fahrkarte wird dabei komplett übernommen, einen Eigenanteil gibt es nicht. Kostet diese Fahrkarte bisher mehr als 49 Euro, wird diese ab 1. Mai in ein Deutschlandticket umgewandelt“, erklärt dazu auf Anfrage die Pressereferentin des Landratsamts Oberallgäu.
Ab der 11. Jahrgangsstufe erfolge eine Erstattung des aufgewendeten Fahrgeldes, wobei ein Eigenanteil von nur noch 29 Euro pro Monat anfalle. Grundsätzlich könne es also durchaus sein, so die Sprecherin, „dass Schüler in Leutkirch mit einem Wohnsitz in Bayern ein Deutschlandticket erhalten“. Abhängig ist das jeweils vom regulären Ticketpreis.