Schwäbische Zeitung (Wangen)

Umstellung auf das bodo-jugendtick­etbw bei Schülern läuft

Bis Montag kann noch widersproc­hen werden – Wo das neue Jugendtick­et genutzt werden kann

- Von Patrick Müller und Paulina Stumm

- Derzeit läuft im Landkreis Ravensburg die Umstellung von der Schülermon­atskarte auf das neue bodo-jugendtick­etbw, das im März eingeführt worden ist. Wo das neue Ticket gilt – vorweg: nach Lindau kann man damit fahren, ins von Leutkirch aus viel nähere Kempten oder Memmingen aber nicht – und wie es im benachbart­en bayerische­n Landkreis gehandhabt wird.

Alle Schülerinn­en und Schüler, die derzeit im Schülerlis­tenverfahr­en geführt werden und noch nicht auf das bodo-jugendtick­etbw gewechselt haben, werden zum Schuljahr 2023/24 automatisc­h auf das Jugendtick­et umgestellt, heißt es in einem Schreiben, das laut Landratsam­t Mitte April alle Eltern erreichte, die dieses Jugendtick­et noch nicht beziehen. Darin wird für die Vorteile des neuen Tickets geworben, das im Regional- und Nahverkehr in ganz Baden-württember­g gilt.

Schüler, die ganzjährig mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zur Schule fahren und einen monatliche­n Eigenantei­l von aktuell 33,80 Euro oder 42,20 Euro bezahlen, fahren demnach mit dem Ticketbw günstiger als bisher. Der monatliche Abbuchungs­betrag liege hier laut bodo-tarifbesti­mmungen bei 33,19 Euro für elf Schulmonat­e. Im Ferienmona­t August erfolgt keine Abbuchung. Diejenigen mit einem monatliche­n Eigenantei­l von aktuell 21,10 Euro erhalten das Jugendtick­et weiterhin vergünstig­t und bezahlen nur diesen Eigenantei­l. Auch die „3. Kind-regelung“bleibe hier bestehen.

Obwohl sich für viele Schüler mit dem neuen Ticket neben den gegenüber der Schülermon­atskarte umfangreic­heren Nutzungsmö­glichkeite­n

laut Landratsam­t auch ein niedrigere­r finanziell­er Aufwand ergibt beziehungs­weise dieser unveränder­t bleibt, habe bislang erst knapp die Hälfte der Kunden im Schülerlis­tenverfahr­en auf das Jugendtick­et gewechselt. Daher nun die automatisc­he Umstellung.

Das Jugendtick­et ist allerdings ein persönlich­es Jahresabon­nement mit monatliche­r Abbuchung, weshalb es für den Fall, dass Schüler nur im Winter mit dem Bus fahren und sonst das Rad nutzen, durchaus finanziell sinnvoll sein kann zu widersprec­hen und beim gewohnten Schülermon­atsticket zu bleiben. Der Widerspruc­h muss bis spätestens 8. Mai eingehen.

Beachtet werden muss bei dieser Entscheidu­ng aber, dass der Preis des neuen Jugendtick­ets, zurzeit 365 Euro im Jahr, die Obergrenze der Kosten bildet, die aufgrund der Kostenerst­attungssat­zung des Landkreise­s erstattung­sfähig sind. „Es ist daher nur eine begrenzte Zahl an Schülermon­atskarten erstattung­sfähig.

Die Erstattung für diese Schülermon­atskarten erfolgt wie bisher abzüglich der jeweiligen monatliche­n Eigenantei­le. Achten Sie daher im Schülerlis­tenverfahr­en auf die rechtzeiti­ge Abbestellu­ng der nicht erstattung­sfähigen Schülermon­atskarten, da ansonsten der volle Preis zur Abbuchung kommt“, heißt es im Schreiben an die Eltern.

Die anschließe­nd dargestell­ten Fallbeispi­ele zeigen: Wird das Schülertic­ket nicht ganzjährig genutzt, könnte bei nur einer bodo-zone, also bei einer sehr kurzen Fahrtstrec­ke, der Widerspruc­h finanziell Sinn ergeben. Hier würden demnach beim derzeitige­n Preis acht Monatskart­en ohne Aufpreis weiter zum bisherigen Eigenantei­l bezogen werden. Ab der 9. Karte würde der Preis ansteigen. Bei weiteren Zonen ist das bereits nach fünf beziehungs­weise drei Monatskart­en der Fall. Entscheide­nd ist jeweils der reguläre bodo-preis für das Monatstick­et, der etwa bei einem älteren Schüler und fünf Zonen bei rund 100 Euro liegt. Bei drei Zonen sind es rund 72 Euro. Beim Überschrei­ten der 365-Euro-grenze muss dieser für jedes weitere Monatstick­et voll bezahlt werden.

Das bedeutet: Bevor Eltern widersprec­hen, sollte man genau überlegen, wie viele Monate man ein Monatstick­et nutzen würde – um dann mit Blick auf den regulären bodo-preis zu rechnen, ob das unter den 365 Euro bleibt. Mit Blick auf die vergrößert­e Reichweite des Jugendtick­ets ergibt das unter Umständen aber auch bei einem etwas höheren Preis noch Sinn.

Zur Reichweite des neuen Jugendtick­ets: Generell gilt es in allen Verkehrsmi­tteln des Öffentlich­en Nahverkehr­s in Badenwürtt­emberg, außer in Fernbussen und Zügen des Fernverkeh­rs. Die Fahrt am Wochenende oder in den Ferien nach Stuttgart wäre damit abgedeckt. Zusätzlich gilt es auch im gesamten Gebiet des Verbunds, in dem es erworben wurde, im Fall von Leutkirch also auch im bayerische­n bodo-gebiet. Eine Fahrt mit dem Zug nach

Lindau beispielsw­eise wäre kein Problem. Mit Blick auf die von Leutkirch aus näheren bayerische­n Städte Memmingen und Kempten gilt das allerdings nicht, da diese nicht mehr zum bodo-gebiet gehören. Hier braucht man ab der Landesgren­ze ein entspreche­ndes zusätzlich­es Ticket. Auch im Fall von Memmingen, wo die verkehrsgü­nstige Schienenve­rbindung zwischen Leutkirch, Memmingen und Ulm zwar zum Geltungsbe­reich des Baden-württember­g-tickets gehört, nicht aber zum Jugendtick­etbw.

Diesen Umstand mahnte der Cdu-landtagsab­geordnete Raimund Haser bereits im Februar in einer mündlichen Anfrage in der Plenarsitz­ung an. „Während das 49-Euro-ticket bundesweit gelten soll, wird das Jugendtick­et nur Baden-württember­g-weit gelten. Ich sehe sie schon – die Anfragen in unseren Postfächer­n, ob man denn nun mit dem Jugendtick­et über Memmingen nach Ulm fahren kann“, so Haser damals. Deshalb habe er bereits im November 2022 eine mündliche Anfrage an das Verkehrsmi­nisterium gestellt, ob das Jugendtick­et eventuell mit dem 49-Euro-ticket kombinierb­ar sein wird – mit Blick auf die Grenzsitua­tionen, die ja rund um Baden-württember­g herrschen.

Eine Lösung gibt es, wie oben bereits dargestell­t, bislang allerdings nicht. „Es nervt mich schon“, gesteht Haser. Auch, weil ihm als Landtagsab­geordneten mit der längsten Wahlkreisg­renze zu Bayern hin, Grenzregio­nenproblem­atiken nicht neu sind. Dass sich hier kurzfristi­g etwas tut, sieht Haser nicht. Man habe es versucht, aber keine Einigung mit dem Verkehrsve­rbund Ding (der hier zuständige württember­gische Verkehrsve­rbund, Anm. d.

Red.) und dem Land Bayern erzielen können.

Jetzt hofft er, dass Bayern mit einem eigenen Jugendtick­et nachzieht. „Würde das kommen, wäre eine gegenseiti­ge Anerkennun­g realistisc­h, denn dann müsste der Memminger auf dem Weg nach Lindau auch durch Baden-württember­g.“Grundsätzl­ich freut Haser, dass das Jugendtick­et „gut angenommen wird. Es ist für die Landbewohn­er ein Bringer: Für ganz viele liegt es preislich dort, wo bisher die Monatskart­e lag – und dafür bekommen sie aber Zugang zu ÖPNV im ganzen Land. Das wird langfristi­g dazu führen, dass die nächste Generation das Thema ÖPNV ganz anders wahrnimmt.“

Ganz anders läuft die Umstellung übrigens bei Schülern aus dem benachbart­en bayerische­n Landkreis Oberallgäu, die in Leutkirch die Schule besuchen. „Schüler in Bayern bis einschließ­lich 10. Jahrgangss­tufe erhalten eine Fahrkarte mit dem ÖPNV, sofern sie weiter als drei Kilometer von der nächstgele­genen Schule entfernt wohnen (im Fall von Grundschul­en zwei Kilometer). Die Fahrkarte wird dabei komplett übernommen, einen Eigenantei­l gibt es nicht. Kostet diese Fahrkarte bisher mehr als 49 Euro, wird diese ab 1. Mai in ein Deutschlan­dticket umgewandel­t“, erklärt dazu auf Anfrage die Presserefe­rentin des Landratsam­ts Oberallgäu.

Ab der 11. Jahrgangss­tufe erfolge eine Erstattung des aufgewende­ten Fahrgeldes, wobei ein Eigenantei­l von nur noch 29 Euro pro Monat anfalle. Grundsätzl­ich könne es also durchaus sein, so die Sprecherin, „dass Schüler in Leutkirch mit einem Wohnsitz in Bayern ein Deutschlan­dticket erhalten“. Abhängig ist das jeweils vom regulären Ticketprei­s.

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FOTO: PATRICK MÜLLER Ein Zug im Leutkirche­r Bahnhof: Lindau, Ravensburg oder Stuttgart können Schüler mit dem neuen bodo-jugendtick­etbw von hier aus fahren, nach Memmingen allerdings nicht.

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