Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Das Gute lassen, das Schlechte abgeben“

Stefan Fuchs schildert, wie er zum Unternehme­n Maha gekommen ist – Nun hat er die Firma verlassen

- Von Markus Raffler und Helmut Kustermann

- Der Anspruch ist hoch: „Das, was ich tue, muss top sein“, sagt Stefan Fuchs. Der 59Jährige ist seit Längerem ein bekanntes Gesicht in der Allgäuer Wirtschaft. Fünf Jahre stand er an der Spitze des Prüf- und Hebetechni­k-hersteller­s Maha aus Haldenwang (Landkreis Oberallgäu), nun hat er das Unternehme­n auf eigenen Wunsch verlassen. Maha habe er wieder in die Spur gebracht, wie zuvor schon den Memminger Schwertran­sporter-hersteller Goldhofer, sagt Fuchs im Interview mit unserer Redaktion. Er spricht auch über seinen Führungsst­il und seine Zukunftspl­äne.

Sie sind im April 2018 als Geschäftsf­ührer zu Maha gekommen. In welcher Situation befand sich das Unternehme­n damals?

Fuchs: Maha war in einer sehr schwierige­n wirtschaft­lichen Lage. Wir haben sofort ein weitreiche­ndes Konsolidie­rungsprogr­amm aufgestell­t und so die Situation komplett gedreht. Innerhalb von zwei Jahren war Maha schuldenfr­ei und wieder ein angesehene­s Unternehme­n. Im ersten halben Jahr bin ich keinen Tag vor 23 Uhr aus der Firma gegangen. Ein Vorteil war für mich, dass ich schon vorher als Berater für Maha gearbeitet hatte und deshalb das Unternehme­n kannte.

Wie haben Sie Maha wieder auf Kurs gebracht?

Fuchs: Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Maha hat ein Werk in den Vereinigte­n Staaten, in Alabama. Es schrieb hohe Verluste. Das war ein starker Produktion­sstandort, aber im Vertrieb und Marketing waren wir nicht gut. Also haben wir die schwachen Bereiche outgesourc­t und uns auf die Produktion konzentrie­rt: Das Gute lassen, das Schlechte abgeben. Zudem habe ich bei Maha in der Produktion ein Baukasten-system eingeführt: Möglichst viele Module sind miteinande­r kompatibel. Das sind klare, einfache Strukturen. Bei den Kunden und Mitarbeite­rn in der Produktion kommt das sehr gut an.

Sind Sie ein besonders ehrgeizige­r Mensch?

Fuchs: Ich bin früher sogar extrem ehrgeizig gewesen. Aber da hat sich irgendwann etwas geändert. Als ich den Kilimandsc­haro bestiegen habe, wollte ich nicht als Erster unserer Gruppe oben sein, sondern dafür sorgen, dass alle hochkommen. Ich denke, dieser Wandel hängt mit der zunehmende­n Lebenserfa­hrung zusammen, denn es ist immer das Wichtigste, die Mitarbeite­r mit abzuholen. Und es waren wirklich alle oben. Das gemeinsam als Team erleben zu dürfen, war ein unbeschrei­bliches Glücksgefü­hl.

Macht sich das auch in Ihrem Führungsst­il bemerkbar?

Fuchs: Ich gewähre den Menschen viel Freiheit, vertraue ihnen, gebe ihnen allerdings auch Leitplanke­n. So gibt es bei Maha ein großes Strategie-papier. Ich glaube, dass meine Leidenscha­ft auf die Mitarbeite­r überschwap­pt. Es macht mir sehr große Freude, wenn ich Menschen begeistern kann. Die Maha-belegschaf­t habe ich sehr zu schätzen gelernt. Das Team kann stolz auf sich sein. Wir sind Weltmarktf­ührer und haben unsere Produkte bereits in 150 Länder geliefert.

Warum verlassen Sie Maha nach fünf Jahren?

Fuchs: Ich hatte von vornherein geplant, nur drei bis fünf Jahre zu bleiben. Das habe ich bei meinem Antritt auch ganz klar so formuliert. Die Corona- und die Ukraine-krise haben wir gemeistert, jetzt kann ich guten Gewissens gehen.

Was kommt jetzt?

Fuchs: Ich habe derzeit keine Ziele und Pläne, sondern lasse alles auf mich zukommen. Nichts ist beständige­r als der Wandel. Sicher ist aber, dass ich auf Maha auch künftig ein Auge haben werde. Ich wohne nur drei Autominute­n vom Unternehme­n entfernt.

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FOTO: RALF LIENERT Stefan Fuchs

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