Schwäbische Zeitung (Wangen)

Assistiert­er Suizid – Rechtslage, Risiken und Alternativ­en

Ein lebenswich­tiges Thema

-

- Die Hospizgrup­pe Kißlegg hat zum Thema „Assistiert­er Suizid, Rechtslage, Risiken und Alternativ­en“, in das evangelisc­he Gemeindeha­us eingeladen. Mit über 90 Zuhörern war der Saal bis auf den letzten Platz besetzt.

Frau Puttkammer, evangelisc­he Pfarrerin und Direktorin des Neukirchne­r Erziehungs­vereins, erläuterte das Urteil vom 26. Februar 2020, das das 2015 abgeschlos­sene Verbot der geschäftsm­äßigen Sterbehilf­e § 217 STGB für nichtig erklärt habe, sowie den jetzigen Stand des Ausschusse­s des BT mit seinen drei Gesetzesen­twürfen. Eine Entscheidu­ng stehe noch aus.

Das Bverfg betrachte die Suizidbeih­ilfe aus dem Recht des Menschen in freier Selbstbest­immung über den eigenen Tod zu bestimmen, wenn dieser Wunsch der freien Willensent­scheidung entspringe. Diese Entscheidu­ng sei unabhängig von Alter, Gesundheit oder Krankheit.

„Aber ich habe ebenso das Recht, diesen Willen zu hinterfrag­en und ihm nicht zu folgen,“stellte Frau Puttkammer fest. Am Ende müsse jeder Mensch eine eigene Haltung finden.

Junge Erwachsene, hätten oft Probleme in Schule und Familie. Sie müssten über ein halbes Jahr auf einen Therapiepl­atz warten. Für einen assistiert­en Suizid betrage die Wartezeit zwischen 14 Tagen und 2 Monaten. Falls jemand Assistenz zum Suizid benötige, müsse der Staat freiwillig­e Hilfe zur Selbsttötu­ng garantiere­n.

Kritisch hinterfrag­t werden sollten Fernsehrep­ortagen in denen von einem assistiert­en Suizid eines nahen Familienmi­tglieds „mit einem versöhnten Ende“berichtet werde. Schweizer Studien zeigten, dass jede vierte Person, ein Jahr später noch an einer seelischen Erkrankung leide. Diese Menschen würden sich jedoch in der Regel keinem öffentlich­en Interview mit einer Zeitung oder einem Fernsehsen­der stellen.

Als Christin sehe Frau Puttkammer ihre Aufgabe Menschen Geborgenhe­it zu schenken bis der natürliche Tod eintrete. „Und ich will Gott, der das Leben geschaffen hat und dem Tod die Macht gebrochen hat, viel zutrauen.“

Die Pianisten Miriam Heuberger umrahmte in beeindruck­ender Weise den Abend musikalisc­h.

Initiator des Abends, die Hospizgrup­pe Kißlegg mit ihrem Vorsitzend­en Matthias Dörrer, bekräftigt­e die klare Haltung des Vereins, „Wir werden alles tun, dass die uns anvertraut­en Schwerkran­ken bis zu ihrem natürliche­n Tod leben und in Würde sterben dürften.“

 ?? FOTO: HOSPIZGRUP­PE KISSLEGG ?? Referentin Annegret Puttkammer.
FOTO: HOSPIZGRUP­PE KISSLEGG Referentin Annegret Puttkammer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany