Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Leidtragen­de sind Kinder, Familien und Erzieherin­nen“

- Patrick Boneberg, Amtzell

Amtzell gilt als vergleichs­weise wohlhabend­e Gemeinde. Trotz dessen wurde die letzten Jahre die Personalde­cke der örtlichen Kindertage­sstätte konsequent dünn gehalten, die Erzieherin­nen dadurch über Gebühr gefordert.

Nun kommt es bis auf Weiteres zu Schließung­en für alle. Dauer der Maßnahme? Ungewiss. Besonders betroffen sind die Familien und die mit ihnen verbundene­n berufliche­n Kontexte. Das nicht für möglich gehaltene Szenario tritt auch deshalb ein, weil Bürgermeis­terin Oswald Kompromiss­lösungen innerhalb der Einrichtun­g ablehnt. Das Wohl der Erzieherin­nen und jenes der Kinder führt sie als Argumente an.

Bei den zu betreuende­n Kindern soll wie etwa zu Pandemieze­iten nicht nach den Bedürfniss­en der Familien differenzi­ert, Gruppen sollen nicht wie zuletzt durchmisch­t und von Erzieherin­nen aus anderen Gruppen der Einrichtun­g betreut werden. Nun feiert die Bürgermeis­terin ein von Eltern initiierte­s Notangebot, bei dem Kinder in fremden Räumen mit fremden Bezugspers­onen in der fremden, belebten Schulmensa betreut und mit Essen versorgt werden sollen. Anspruch und Wirklichke­it wollen hier – auch vor dem Hintergrun­d der seit Langem anhaltende­n dünnen Personalde­cke in der Kita – nicht so recht zusammenpa­ssen. Leidtragen­de bleiben die Kinder, die Familien und die Erzieherin­nen. Aber nicht alleine. Auch das Image von Amtzell als einer familienfr­eundlichen Gemeinde leidet. Interessen­ten der künftigen Neubaugebi­ete beispielsw­eise werden genau hinschauen, ob ihre Kinder hier willkommen, d. h. angemessen versorgt sind. Verlässlic­he Kindertage­sstätten gelten mittlerwei­le zurecht als unverzicht­barer Grundbaust­ein im alltäglich­en Leben – hier wie anderswo. In diesem Bereich zu sparen ist ein grober Fehler, der Probleme potenziert.

Wer in den letzten Tagen Manuela Oswald aufmerksam zugehört hat, der konnte wiederholt die Bitte vernehmen: „Glauben Sie mir.“

Die Bürgermeis­terin, wie auch der Gemeindera­t, werden besonders in den nächsten Wochen daran gemessen werden, ob auf den Glauben die guten Taten folgen.

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