Endlich ist Kemptens Schatzkammer fertig
Im Museumsdepot finden 40.000 historische Objekte, Bücher und Kunstwerke eine neue Heimat
- Kemptens historische Objekte und Kunstwerke bekommen eine neue Heimat. Das Museumsdepot bei Ursulasried ist nach zweijähriger Bauzeit und noch viel längerer Planungszeit fertig. Schon stehen erste Gemälde und Skulpturen in der riesigen Halle, bereit für eine Platzierung in den Regalfluchten. Die Museumsleute atmen auf, weil endlich die rund zwölf unzulänglichen Lager, die in der Stadt verteilt sind, aufgelöst werden können.
40.000 Objekte werden in den kommenden eineinhalb Jahren in Kemptens kulturhistorische Schatzkammer einziehen und unter besten klimatischen Bedingungen sowie sicher wie in einem Banktresor lagern. „Für mich geht ein Wunschtraum in Erfüllung“, sagt Museumsleiterin Christine Müller Horn.
Die Realisierung dieses Traums dauerte lange. Schon 2010 versuchte die Stadt, ein Zentraldepot für ihre Sammlung historisch wertvoller Gegenstände aus der 2000-jährigen Geschichte auf den Weg zu bringen. Doch solch eine Schatzkammer schien lange nicht finanzierbar zu sein. Erst vor drei Jahren war endlich genug Geld da, um das Riesenprojekt zu stemmen.
Während der Bauzeit lief aber auch nicht alles rund. Sie fiel in eine Phase von stark steigenden Materialpreisen und Lieferengpässen. Deshalb schob sich die Fertigstellung immer weiter nach hinten.
6,2 Millionen Euro kostet das grau angestrichene, 2000 Quadratmeter
große Gebäude aus Beton samt Zufahrtsstraße und Außenanlagen, sagt Baureferent Tim Koemstedt. Aus dem Stadtsäckel fließen 4,9 Millionen Euro. 1,3 Millionen kommen als Zuschüsse vom Kulturfonds Bayern und der bayerischen Landesstiftung. So etwas leistet sich nicht jede Stadt, lobt Kulturamtsleiter Martin Fink. „Das zeigt die Verantwortung der Politik gegenüber der Kultur.“
Was ihn und alle anderen aus dem Kulturamt besonders freut:
Die musealen Güter, die teils aus dem aufgelassenen Allgäu-museum stammen, finden nun eine Heimat, die bestens klimatisiert und einbruchsicher ist. Die Luftfeuchtigkeit in der Halle darf höchstens 60 Prozent betragen, die Temperatur muss zwischen 18 und 25 Grad schwanken. Derzeit surren noch etliche Luftentfeuchter, um dem Beton das Wasser zu entziehen. Vor allem im Obergeschoss, wo die historischen Bücher stehen werden, muss es besonders trocken sein.
Damit sich dies nicht wieder ändert, wird es auch keinen Tag der offenen Tür geben.
Licht dringt nur wenig in den Kulturbunker, auch das würde den musealen Gütern schaden. Bloß ein paar Oberlichter im Dach gibt es – versehen mit dicken Metallgittern gegen Einbruch. Immerhin lagern im Depot Werke, deren Wert schätzungsweise in die Millionen geht. Genaue Angaben wollen die Vertreter der Stadt nicht machen. Alle ins neue Depot kommenden kulturhistorischen Objekte, darunter viele Möbel, werden sauber gemacht, abgesaugt und – falls nötig – mit Stickstoff behandelt. Kein Holzwurm, kein Schädling, kein Schimmel darf mit einziehen. Restauratorin Monika Lingg überwacht dies. Inmitten der Halle steht ihr Schreibtisch, darauf ein aufgeklappter Laptop. Mit ihm inventarisiert sie jeden Gegenstand, der durch die Schleusen ins Haus gelangt. Und vermerkt, an welcher Stelle in den bis zu sechs Meter hohen Regalen
er gelegt, gehängt oder gestellt wird. Damit ist alles jederzeit auffindbar, etwa für Sonderausstellungen. „Jetzt haben wir endlich eine Sammlung, mit der wir arbeiten können“, jubelt Kulturamtsleiter Martin Fink.
Das aber wird, wie gesagt, noch dauern. Bis Ende des Jahres 2024 läuft der Einzug. Ausgeführt wird er von vielen Helferinnen und Helfern sowie Umzugsfirmen und Spezialunternehmen. Sie verpacken jedes Objekt, damit ihnen beim Umzug nichts zustößt. Rund 100.000 Euro kostet dies.
Nicht mit einziehen wird all das, was die Archäologie betrifft. Material aus den Grabungen auf dem Gelände von Kemptens Vorgängerstadt Cambodunum ruht derzeit in rund 12.000 Kisten. Außerdem gibt es mehrere Tausend archäologische Objekte. Das soll im bisherigen Hauptdepot, ebenfalls bei Ursulasried gelegen, unterkommen. Allerdings muss dieses Gebäude an der Messerschmittstraße erst noch ertüchtigt werden, sagt Museumsleiterin Müller Horn.
Damit das neue Museumsdepot nicht gleich wieder voll ist, wurde es größer dimensioniert als aktuell nötig. Rund 70 Prozent der unzähligen Regale und Schränke werden vorerst befüllt, 30 Prozent bleiben frei. Christine Müller Horn möchte durch zurückhaltende Auswahl dafür sorgen, dass sich der Reserveplatz auch nicht allzu schnell füllt. Man schaue genau hin, was man an Nachlässen aufnehme und welche Kunstwerke man ankaufe.