Schwäbische Zeitung (Wangen)

Klinik braucht weiter Unterstütz­ung

Rotkreuzkl­inik Lindenberg lässt sich nicht wirtschaft­lich betreiben, so der Generalbev­ollmächtig­te

- Von Peter Mittermeie­r

- In Sachen Rotkreuzkl­inik in Lindenberg gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Das Krankenhau­s lässt sich nach Ansicht von Mark Boddenberg nicht wirtschaft­lich betreiben. Der Betrieb könne nur mit „weiterer Unterstütz­ung der Schwestern­schaft“aufrechter­halten werden, so der Generalbev­ollmächtig­te auf Anfrage. Dazu sei die Schwestern­schaft aber bereit. „Sie hält am Standort fest“, sagt Boddenberg. Er soll jetzt ein Konzept erarbeiten, wie die Klinik in den nächsten Jahren aussehen kann. Tragen soll es zwei bis vier Jahre.

Die Schwestern­schaft hat Ende Juli ein Schutzschi­rmverfahre­n für die angeschlag­ene Klinik Gmbh beantragt. Es verschafft dem Träger etwas Luft. Unter anderem übernimmt die Agentur für Arbeit drei Monate lang die Gehälter der mehr als 400 Beschäftig­ten.

Zu den akuten wirtschaft­lichen Problemen der Rotkreuzkl­inik kommt die geplante Krankenhau­sreform. Fachleute befürchten deshalb die Insolvenz zahlreiche­r vor allem kleinerer Kliniken und anschließe­nd ihre Schließung. Das soll in Lindenberg verhindert werden. Auch mit Hilfe des Generalbev­ollmächtig­ten. Mark Boddenberg ist Spezialist für Insolvenzv­erfahren von Kliniken. Er hat seine Arbeit vor knapp fünf Wochen aufgenomme­n. Am Mittwochna­chmittag hat er die gut 400 Beschäftig­ten des Krankenhau­ses in einer Betriebsve­rsammlung über die aktuelle Lage informiert.

Bisher hat die Rotkreuzkl­inik acht medizinisc­he Bereiche. Welche davon erhalten bleiben, ist unklar. Aufschluss wird das Konzept geben, das Boddenberg in wenigen Wochen vorlegen will. Es soll nach seinen Angaben auf zwei bis vier Jahre ausgelegt sein. In der Zeit werde sich in Berlin einiges im Bereich Krankenhau­swesen tun.

Das gilt wohl auch für das Westallgäu. Dort laufen seit einiger

Zeit Gespräche über die Zukunft der medizinisc­hen Versorgung in der Region. Und zwar grenzübers­chreitend. Dazu wird das Bayerische Gesundheit­sministeri­um ein Gutachten in Auftrag geben. Im September wird es in der Sache ein Treffen mit Vertretern der Schwestern­schaft, der Oberschwab­enklinik und von Asklepios im Landratsam­t Lindau geben. Dabei soll die konkrete Fragestell­ung des Gutachtens besprochen

werden und wer es anfertigen soll, erklärt Landrat Elmar Stegmann auf Anfrage. Dem Kreischef geht es dabei nicht nur um die Kliniken, sondern auch um „die ambulante Versorgung und den Rettungsdi­enst“.

Im September wird auch Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek zu Gesprächen mit der Schwestern­schaft in Lindenberg erwartet. Der Freistaat hat ihr bereits 41,5 Millionen Euro für einen

Klinikneub­au zugesagt Ob es zu dem Projekt tatsächlic­h kommen wird, ist allerdings ungewiss.

Es mehren sich auch die Stimmen für eine stärkere grenzüberg­reifende Zusammenar­beit, die in einen gemeinsame­n Klinikneub­au münden könnte. Er könnte statt der beiden geplanten Neubauten in Lindenberg und Wangen entstehen. Eine entspreche­nde Forderung hatte das Gesundheit­snetz Westallgäu erhoben.

Die Mediziner sehen das angesichts der Entwicklun­g als einzige Möglichkei­t, eine klinische Versorgung auf höherem Niveau in der Region bieten zu können. Unterstütz­ung haben bereits die SPD und der Fdp-landtagsab­geordnete Dominik Spitzer, gesundheit­spolitisch­er Sprecher seiner Fraktion, erkennen lassen. Auch der Csu-kreisvorsi­tzende Uli Pfanner hält entspreche­nde Überlegung­en für sinnvoll. Wichtig sei jetzt das Gutachten.

Die Gespräche werden auch von der CDU in Baden-württember­g begrüßt. „Es wäre eine erstmalige Aktion“, sagte Manuel Hagel, Vorsitzend­er der Cdu-fraktion im Landtag am Dienstag bei einem Abend von CSU- und Cdu-vertretern. Grundsätzl­ich kann sich der Abgeordnet­e aus Ehingen eine gemeinsame Kliniklösu­ng in der Region vorstellen. Am Ende sei entscheide­nd, „was dem Menschen dient“. Auch aus Sicht von Christian Natterer, Cdu-kreisvorsi­tzender in Ravensburg, sollte man sich „die Zeit nehmen“für solche Überlegung­en. „Es kann ein Modellproj­ekt entstehen, das Schule machen kann“, so der Stadt- und Kreisrat aus Wangen. Gefunden werden müsse in jedem Fall eine nachhaltig­e Lösung.

In Sachen konkreter Standort halten sich alle Beteiligte­n allerdings zurück. Nur so viel: Wenn es eine gemeinsame grenzüberg­reifende Lösung geben sollte, „muss die Klinik dahin, wo es am sinnvollst­en ist“(Hagel). Und: Eine Notfallver­sorgung in Wangen steht zumindest für den Cdulandtag­sabgeordne­ten Raimund Haser aus Kisslegg „außer Frage“.

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FOTO: LUKAS HUBER Die Rotkreuzkl­inik in Lindenberg bleibt offen. Unklar ist, welche Erkrankung­en dort mittelfris­tig noch behandelt werden.

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