Klinik braucht weiter Unterstützung
Rotkreuzklinik Lindenberg lässt sich nicht wirtschaftlich betreiben, so der Generalbevollmächtigte
- In Sachen Rotkreuzklinik in Lindenberg gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Das Krankenhaus lässt sich nach Ansicht von Mark Boddenberg nicht wirtschaftlich betreiben. Der Betrieb könne nur mit „weiterer Unterstützung der Schwesternschaft“aufrechterhalten werden, so der Generalbevollmächtigte auf Anfrage. Dazu sei die Schwesternschaft aber bereit. „Sie hält am Standort fest“, sagt Boddenberg. Er soll jetzt ein Konzept erarbeiten, wie die Klinik in den nächsten Jahren aussehen kann. Tragen soll es zwei bis vier Jahre.
Die Schwesternschaft hat Ende Juli ein Schutzschirmverfahren für die angeschlagene Klinik Gmbh beantragt. Es verschafft dem Träger etwas Luft. Unter anderem übernimmt die Agentur für Arbeit drei Monate lang die Gehälter der mehr als 400 Beschäftigten.
Zu den akuten wirtschaftlichen Problemen der Rotkreuzklinik kommt die geplante Krankenhausreform. Fachleute befürchten deshalb die Insolvenz zahlreicher vor allem kleinerer Kliniken und anschließend ihre Schließung. Das soll in Lindenberg verhindert werden. Auch mit Hilfe des Generalbevollmächtigten. Mark Boddenberg ist Spezialist für Insolvenzverfahren von Kliniken. Er hat seine Arbeit vor knapp fünf Wochen aufgenommen. Am Mittwochnachmittag hat er die gut 400 Beschäftigten des Krankenhauses in einer Betriebsversammlung über die aktuelle Lage informiert.
Bisher hat die Rotkreuzklinik acht medizinische Bereiche. Welche davon erhalten bleiben, ist unklar. Aufschluss wird das Konzept geben, das Boddenberg in wenigen Wochen vorlegen will. Es soll nach seinen Angaben auf zwei bis vier Jahre ausgelegt sein. In der Zeit werde sich in Berlin einiges im Bereich Krankenhauswesen tun.
Das gilt wohl auch für das Westallgäu. Dort laufen seit einiger
Zeit Gespräche über die Zukunft der medizinischen Versorgung in der Region. Und zwar grenzüberschreitend. Dazu wird das Bayerische Gesundheitsministerium ein Gutachten in Auftrag geben. Im September wird es in der Sache ein Treffen mit Vertretern der Schwesternschaft, der Oberschwabenklinik und von Asklepios im Landratsamt Lindau geben. Dabei soll die konkrete Fragestellung des Gutachtens besprochen
werden und wer es anfertigen soll, erklärt Landrat Elmar Stegmann auf Anfrage. Dem Kreischef geht es dabei nicht nur um die Kliniken, sondern auch um „die ambulante Versorgung und den Rettungsdienst“.
Im September wird auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek zu Gesprächen mit der Schwesternschaft in Lindenberg erwartet. Der Freistaat hat ihr bereits 41,5 Millionen Euro für einen
Klinikneubau zugesagt Ob es zu dem Projekt tatsächlich kommen wird, ist allerdings ungewiss.
Es mehren sich auch die Stimmen für eine stärkere grenzübergreifende Zusammenarbeit, die in einen gemeinsamen Klinikneubau münden könnte. Er könnte statt der beiden geplanten Neubauten in Lindenberg und Wangen entstehen. Eine entsprechende Forderung hatte das Gesundheitsnetz Westallgäu erhoben.
Die Mediziner sehen das angesichts der Entwicklung als einzige Möglichkeit, eine klinische Versorgung auf höherem Niveau in der Region bieten zu können. Unterstützung haben bereits die SPD und der Fdp-landtagsabgeordnete Dominik Spitzer, gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion, erkennen lassen. Auch der Csu-kreisvorsitzende Uli Pfanner hält entsprechende Überlegungen für sinnvoll. Wichtig sei jetzt das Gutachten.
Die Gespräche werden auch von der CDU in Baden-württemberg begrüßt. „Es wäre eine erstmalige Aktion“, sagte Manuel Hagel, Vorsitzender der Cdu-fraktion im Landtag am Dienstag bei einem Abend von CSU- und Cdu-vertretern. Grundsätzlich kann sich der Abgeordnete aus Ehingen eine gemeinsame Kliniklösung in der Region vorstellen. Am Ende sei entscheidend, „was dem Menschen dient“. Auch aus Sicht von Christian Natterer, Cdu-kreisvorsitzender in Ravensburg, sollte man sich „die Zeit nehmen“für solche Überlegungen. „Es kann ein Modellprojekt entstehen, das Schule machen kann“, so der Stadt- und Kreisrat aus Wangen. Gefunden werden müsse in jedem Fall eine nachhaltige Lösung.
In Sachen konkreter Standort halten sich alle Beteiligten allerdings zurück. Nur so viel: Wenn es eine gemeinsame grenzübergreifende Lösung geben sollte, „muss die Klinik dahin, wo es am sinnvollsten ist“(Hagel). Und: Eine Notfallversorgung in Wangen steht zumindest für den Cdulandtagsabgeordneten Raimund Haser aus Kisslegg „außer Frage“.