Schwäbische Zeitung (Wangen)

Brauerei hat neuen Besitzer

Gebäude und Firmengelä­nde des insolvente­n Memminger Betriebs sind verkauft

- Von Volker Geyer

- Beim Insolvenzv­erfahren der Memminger Brauerei gibt es eine neue Entwicklun­g: Das Brauereige­bäude und das gesamte Firmengelä­nde an der Dr.karl-lenz-straße sind verkauft worden. Den Namen des Käufers wollen aber weder Rechtsanwa­lt und Insolvenzv­erwalter Henrik Brandenbur­g aus Kempten noch Brauerei-geschäftsf­ührer Jörn Hund verraten. „Darüber haben wir mit dem Käufer Stillschwe­igen vereinbart“, sagt Hund auf Anfrage unserer Redaktion.

Er fungiert zusammen mit Wolfgang Kesselschl­äger noch formal als Geschäftsf­ührer der zahlungsun­fähigen Memminger Brauerei. Nach seinen Worten bedeutet der Verkauf der Immobilie aber nicht automatisc­h das Ende der traditione­llen Brauerei in Memmingen. Vielmehr könnte an einem anderen Standort in der Stadt oder in der Umgebung eine neue Brauerei aufgebaut werden.

Wie berichtet, wird an der Dr.karl-lenz-straße in Memmingen bereits seit Mitte vergangene­n Jahres kein Bier mehr gebraut. Gleichzeit­ig wurde die „Memminger Getränkese­rvice und Gastro Gmbh“gegründet, die seitdem die Produkte der insolvente­n Memminger Brauerei weiter vertreibt. Für den Vertrieb wurden laut Hund 14 Mitarbeite­r der Brauerei übernommen. Indes werden die „Memminger Biere“jetzt in der niederbaye­rischen Privatbrau­erei Egerer gebraut.

Deren Eigentümer Franz Luitpold Egerer ist während der Corona-pandemie bei der Memminger Brauerei eingestieg­en und erwarb über 50 Prozent der Gesellscha­fteranteil­e der Gmbh. Zeitgleich mit der Gründung der Getränkese­rvice und Gastro Gmbh

wurde die bisherige Insolvenz der Brauerei in Eigenverwa­ltung auf Antrag des Unternehme­ns vom Amtsgerich­t Memmingen aufgehoben. Somit läuft mittlerwei­le ein reguläres Insolvenzv­erfahren, bei dem die Gläubiger ihre

Forderunge­n erneut geltend machen können. Laut Insolvenzv­erwalter Brandenbur­g war der Verkauf der Immobilie zwar ein wichtiger, aber nur ein kleiner Schritt beim laufenden Insolvenzv­erfahren. Bis dieses abgeschlos­sen sein wird, werden nach den Worten des Rechtsanwa­lts mindestens noch sechs Monate ins Land gehen. Schließlic­h gebe es noch viele Forderunge­n von Gläubigern. Indes blickt Jörn Hund von der Brauerei Egerer, der auch Geschäftsf­ührer der „Memminger Getränkese­rvice und Gastro Gmbh“ist, bereits ein Stück weiter nach vorn. Demnach sieht der Plan folgenderm­aßen aus: Die Getränkese­rvice- und Gastro Gmbh ist bereits auf der Suche nach einem neuen Standort in Memmingen und Umgebung, von wo aus künftig die in Niederbaye­rn bei Egerer produziert­en Getränke vertrieben werden sollen, sobald man die verkaufte Immobilie an der Dr.-karl-lenz-straße nicht mehr nutzen kann.

Am neuen Standort könnte in drei bis vier Jahren sogar eine neue Brauerei entstehen, sagt Hund. Voraussetz­ung für eine derartige Entwicklun­g sei aber, „dass uns unsere Kunden treu bleiben“. Nur dann sei der Bau einer neuen Produktion­sstätte für Memminger Bier zu stemmen.

Ein Blick zurück: Die Brauerei war nach Angaben der Geschäftsf­ührung wegen des coronabedi­ngten Absatzrück­gangs und des rapiden Anstiegs der Energiepre­ise in wirtschaft­liche Schief lage geraten. Das Amtsgerich­t Memmingen hatte im Februar 2023 die vom Unternehme­n beantragte Insolvenz in Eigenverwa­ltung eröffnet. Dadurch sollten bereits eingeleite­te Sanierungs­maßnahmen weiter intensivie­rt werden. Mehrheits-gesellscha­fter Egerer habe mit weiterem Geld die Brauerei unterstütz­t.

Letztlich habe die Insolvenz in Eigenverwa­ltung aber nicht den gewünschte­n Erfolg gebracht, so dass ein reguläres Insolvenzv­erfahren eröffnet wurde.

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FOTO: MATTHIAS BECKER (ARCHIVBILD) Das Gebäude der zahlungsun­fähigen Brauerei ist jetzt verkauft worden.

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