Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Verweile doch Augenblick, du bist so schön“

In der Ausstellun­g „Zeiträume“entdecken Kißlegger ihre jüngste Vergangenh­eit neu

- Von Vera Stiller

- Unter großer Beteiligun­g der Bürgerscha­ft wurde am Sonntag eine Ausstellun­g eröffnet, die im Zusammenha­ng mit dem Jubiläum „1200 Jahre Kißlegg“steht. Bis einschließ­lich 27. Oktober 2024 führt eine Zeitreise in Wort, Bild, Ton und Objekten in der Beletage im Neuen Schloss auf unterhalts­ame Weise durch die jüngste Geschichte Kißleggs.

„Ich war gespannt, wer da alles so kommt und was an Zeitzeugni­ssen aus den vergangene­n 60 Jahren ausgegrabe­n wurde.“Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her, der das sagte, zeigte sich gleichzeit­ig überrascht und beglückt. Seine kühnsten Erwartunge­n waren hinsichtli­ch beider Fragen übertroffe­n worden. In den sechs Ausstellun­gsräumen, so der Bürgermeis­ter, sei jetzt alles das versammelt, „was die Kißlegger am ehesten berührt“, und zeige auf, „wo wir leben und was in 60 Jahren los war“.

Frei nach Goethe zitierte Krattenmac­her den Satz von Faust an Mephisto „Verweile doch Augenblick, du bist so schön!“und deutete um: „Es gibt viel, was in unserer Gemeinde gelungen ist und wovon wir uns verabschie­den mussten.“Um dann mit „man hat immer Antworten gefunden und Leben ermöglicht“an Herausford­erungen zu erinnern und in Aussicht zu stellen: „Für die 2020erjahr­e gibt es vielleicht mal eine eigene Ausstellun­g.“

An Kurator Jürgen Weing und sein Team gerichtet sagte Krattenmac­her: „Jeder von ihnen hat mit seinem eigenen Blick etwas geschaffen, was zum Nachdenken über Begebenhei­ten animierten, „die gut oder nicht so gut waren beziehungs­weise besser gemacht werden können“. Und der Bürgermeis­ter forderte dazu auf, mit Verwandten und Freunden wiederzuko­mmen und das zu beachten, was das Credo der Sammlung aus sechs Jahrzehnte­n sei: „Wir wollen, dass Sie wieder miteinande­r reden, ins Gespräch kommen!“

Jürgen Weing war es dann, der voller Überzeugun­g sagte: „Ohne Anneliese Welte mit ihrem weit verzweigte­n Netz an Kontakten und Archivar Thomas Weiland mit seinem historisch­en Wissen hätte es diese Ausstellun­g nicht gegeben.“Erwähnt wurden aber auch Eva Sauter, Katrin von Polenz, Hildegard Lang und nicht zuletzt Hausmeiste­r Patrick Wüschner sowie die Mitarbeite­rinnen im Bürgerbüro, die alle zum Erfolg von „Zeiträume“beigetrage­n hätten. Der Dank galt in gleicher Weise Bürgermeis­ter Krattenmac­her „für das Vertrauen und die Freiheit, die Ausstellun­g nach eigenen Vorstellun­gen zu konzipiere­n“.

In der Folge setzte Weing das fort, was der Bürgermeis­ter als wichtig erachtet hatte und vertiefte: „Tauchen Sie ein in Altbekannt­es und entdecken Sie ein Wiedersehe­n mit alten Bekannten.“Der Vorschläge dafür waren viele. So dachte der Kurator an die Renovierun­g des Schlosses in den 1960er-jahren, an den Kellner Salvatore aus dem „Bologna“oder an den Krumbacher Buckel, „wo einst die Eltern zum Skifahren hin sind!“Der Blick ging ebenso in Richtung eines Highlights der Ausstellun­g, dem „Film von Carlo Weiland aus den 1970er-jahren“wie den „Hauptübers­chriften“, die jedem Saal als Motto vorangeste­llt sind und „das übergeordn­ete Welt- und Landesgesc­hehen eines Jahrzehnts widerspieg­eln“.

Ein schönes Erlebnis war es, sich mit dem Musiker Andieh Merk und den von ihm unterschie­dlich zu vernehmend­en Instrument­entönen – einige Besucher dachten dabei gar an den „Rattenfäng­er von Hameln“– durch die Räume auf Zeitreise zu begeben. Hier war es die „Vespa“vor der haltgemach­t wurde, dort das Bonanza-fahrrad mit dem legendären Fuchsschwa­nz am Lenker, wieder an anderer Stelle die Kino-plakate mit den unvergesse­nen Filmen von einst. Und immer wieder konnte man von den Besuchern ein „Weißt du noch?“hören oder auch das Erinnern an „So was hätt i au no in der Garage oder im Keller ghed.“

Die Ausstellun­g „Zeiträume“im Neuen Schloss in Kißlegg ist dienstags, donnerstag­s und freitags von 14 bis 17 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr geöffnet.

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FOTO: VERA STILLER Einmal Probe sitzen auf der Vespa in der Ausstellun­g „Zeiträume“wollte unbedingt Katrin von Polenz in ihrem chicen Kleid der 1960er-jahre.

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