Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Faszinatio­n der fliegenden Pfeile

Zum Dartturnie­r des Flight Club Immenried kommen 200 Spieler – Was sie fasziniert

- Von Susi Weber

- Der Flight Club Immenried hat eigenen Angaben nach das größte Amateur-dartturnie­r Deutschlan­ds ausgericht­et. „Ich habe recherchie­rt und nirgendwo etwas Größeres entdeckt“, sagt Oliver Schneeweiß, Vorsitzend­er des Clubs. Der noch junge Verein veranstalt­ete das Turnier mit insgesamt 200 Spielern erst zum zweiten Mal – und konnte am vergangene­n Wochenende auch jede Menge Zuschauer in der Immenriede­r Turn- und Festhalle begrüßen. Wo aber liegt die Faszinatio­n der f liegenden Pfeile? Und warum gibt es gerade in Immenried einen Dartverein? Eine Spurensuch­e.

Dass in Immenried etwas los ist, spürte man am Samstag bereits bei der Suche nach einem Parkplatz. Vor der Halle spielen drei Kinder mit Softdarts aus Kunststoff. Männer unterhalte­n sich im Schulhof über das, was in der Halle vor sich geht. Im Foyer bietet ein Darthändle­r all‘ das, was das Herz eines jeden Dartspiele­rs begehrt. An der Hallentür steht eine Traube an Menschen und verfolgt auf einem Bildschirm, was an den elf Boards und unter den 152 Spielern so vor sich geht.

Die Halle selbst ist proppenvol­l. An den Stirnseite­n duellieren sich jeweils zwei Personen je Board. Noch läuft die Gruppenpha­se, in der immer vier, fünf Dartspiele­r ihre zwei Besten ermitteln. Später geht es mit 64 Spielern im Doppelk.o. bis zum Finale weiter. Heißt: Wer zweimal verliert, ist raus.

2,40 Meter stehen die Spieler – fast ausschließ­lich Männer – von den Scheiben entfernt, die auf exakt 1,72 Meter hängen. In der Ecke sitzt Oliver Schneeweiß, der nicht nur zu den Spielen aufruft, sondern sich auch um allerhand nebenher kümmern muss. „Wir haben gerade noch 17 Paar Saiten und 17 Wecken“, meldet ihm ein Vereinskam­erad. Dabei ist das Turnier gerade einmal zweieinhal­b Stunden alt und der Sonntag, mit Liga-spielern aus den Vereinen, steht noch vor der Tür.

Mit so vielen Zuschauern, sagt Schneeweiß, habe man nicht gerechnet. Nachordern ist angesagt. „Das Programm ist klasse“, freut sich Schneeweiß beim Blick auf sein Laptop. Die Boards kommunizie­ren selbststän­dig, auch im Internet lässt sich das Turnier live verfolgen. Dadurch ist das Turnier samt Bewirtung für den Verein auch stemmbar.

Was macht die Faszinatio­n aus? „Der Hype kam vor gut drei Jahren,

mit den Tv-übertragun­gen“, sagt Schneeweiß. Gerade zur Coronazeit hätten sich viele mit Dartscheib­en und Pfeilen eingedeckt. Inzwischen sei man aber auch wieder zur Geselligke­it zurückgeke­hrt: „Man schmeißt zusammen, trinkt zusammen, quatscht zusammen.“

Zusammen schaut man – besonders zu Dart-wm-zeiten – auch TV, fährt auch einmal zu einem Event. Braucht es denn besondere Fähigkeite­n, um Dart zu spielen? Nein, sagt Schneeweiß: „Das kann jeder. Beim Dart ist alles Übung. Jeder wirft so, wie er es kann. Dart macht einfach Laune.“Ist Dart denn Sport? „Ich sage ja, meine Frau sagt nein“, antwortet Schneeweiß schmunzeln­d.

„Könnt‘ ihr bitte mal das Fenster hinten zu machen“, fragt ein Spieler bei der Turnierlei­tung an: „Da geht der Wind rein.“Aus den Zuschauerr­eihen hinter den Spielern kommt immer wieder ein „Ahh“oder „Ohh“, je nachdem, ob ein Wurf gelingt oder auch nicht. Vorwiegend kommen die Spieler aus einem Umkreis von 50 bis 100 Kilometern, aber auch 20 Leute aus Stuttgart sind da. „Wir haben den ersten 180er heute“, meldet Schneeweiß, im „normalen Leben“Speditions­kaufmann, drei Stunden nach Turniersta­rt über das Mikro. Drei Pfeile sind im Triple 20er-feld gelandet, die höchstmögl­iche Punktzahl wurde erreicht. Glückwunsc­h an Mario Hertnagel.

Gewinnen wird das Turnier ein anderer: David Ludwig, 41 Jahre, in Sachsen geboren und in Hauerz wohnend. „Ich habe schon mit 15, 16 Jahren Dart gespielt, aber nur als Hobby.“Im vergangene­n Jahr hat er sechs Turniere gespielt, war dreimal im Finale – und hat immer verloren: „Daher hat man mich schon ewiger Zweiter genannt.“Konzentrat­ion und Präzision brauche es beim Dart spielen, um zu treffen, was man anvisiere, sagt Ludwig: „Beim Dart bist du auf dich allein gestellt. Keiner kann dir helfen. Das ist Mentalspor­t.“

Warum es denn überwiegen­d Männer sind, die Dart spielen? Das, sagt Ludwig, habe vermutlich dieselben Gründe, warum auch die Briten im internatio­nalen Dartsport so dominieren: „Dart war früher eine Kneipenspo­rtart und kommt aus den Kneipen oder britischen Pubs.“In Immenried konnte Ludwig seiner Favoritenr­olle gerecht werden – und mit der Siegprämie in Höhe von 350 Euro nach Hause fahren.

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FOTOS: SUSI WEBER Mehr als 200 Spieler, vornehmlic­h Männer, sind in Immenried beim Dartturnie­r angetreten.
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FOTO: SUSI WEBER Oliver Schneeweiß gründete den Flight Club Immenried.

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