Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bohrgerät hängt im Moorboden fest

Bei Kißlegger Windkraftp­rojekt kommt es zu Zwischenfa­ll – mit unterschie­dlicher Bewertung

- Von Paulina Stumm

- Bei Bodenunter­suchungen im Windkraft-wald bei Kißlegg ist ein Bohrgerät eingesunke­n und festgestec­kt. Es musste mit einem Bagger aus dem Gebiet herausgezo­gen werden. Die örtliche Bürgerinit­iative, die sich gegen das Windkraftp­rojekt stellt, sieht sich bestätigt. Sie hält das Gebiet für ungeeignet und verweist unter anderem auf den moorigen Untergrund dort.

Es waren genehmigte Erkundungs­bohrungen, die am vergangene­n Donnerstag in dem Wald zwischen Emmelhofen und Oberrot hätten stattfinde­n sollen. Sie sind Teil eines Baugrundgu­tachtens, das die Firma Uhl Windkraft aus Ellwangen derzeit erstellen lässt. Denn sie beabsichti­gt bekanntlic­h, in dem Wald drei Windräder zu bauen. Auf der Zufahrt zum östlichen Windradsta­ndort, dem der geplanten Windenergi­eanlage Wea3, sank allerdings das Bohrgerät auf unbefestig­tem Gelände im Boden ein. Da sich das Raupenfahr­zeug festsetzte und weder vor noch zurück kam, musste es am Folgetag mit einem Bagger wieder auf den befestigte­n Weg gezogen werden.

Die Bürgerinit­iative (BI) Pro Mensch und Natur Kißlegg war auf den Vorfall aufmerksam geworden und machte ihn bekannt. In einem Video zum Thema spricht die BI von „massiven Schäden“am Moorboden, die durch das Bohrgerät entstanden seien. Sie kritisiert, „dass man das Moor nicht berücksich­tigt“, wie deren Sprecher Herbert Krug sagt. Dabei habe die BI bei Vorort-terminen sowohl die Windkraftf­irma als auch das Landratsam­t auf den hohen Wasserstan­d und Moore im Gebiet hingewiese­n. „Das ist unverantwo­rtlich, da Windräder rein zu bauen“, findet Krug. Der BI sei unverständ­lich, warum man dieses Gebiet ausgesucht habe.

Die Firma Uhl Windkraft bestätigt den Vorfall mit dem Bohrgerät. Derartiges komme sehr selten vor, sagt Maximilian Weiß, Projektlei­ter bei Uhl Windkraft. Man wisse zwar, dass es in dem Gebiet Moore gebe, ein solcher Zwischenfa­ll sei aber nicht absehbar gewesen. Bei Voruntersu­chungen wenige Tage zuvor sei der gewählte Zuweg mit leichterem Gerät machbar gewesen. Am Bohrgerät selbst sei kein Schaden entstanden. Die Schäden am Boden vergleicht Weiß mit tiefen Fahrspuren, ähnlich wie sie auch bei Forstarbei­ten entstünden.

„Das ist passiert, und das ist nicht gut. Vielleicht hätte man an dem Morgen sagen müssen, es hat zu viel geregnet, wir lassen es an diesem Tag“, räumt Weiß ein. Die im Auftrag von Uhl Windkraft arbeitende Firma Baugrund Süd aus Bad Wurzach äußert sich auf Nachfrage nicht zu dem Vorfall.

Für Uhl Windkraft ist der Zwischenfa­ll indes kein Grund, das Projekt an sich infrage zu stellen. „Wir wissen, dass es mit Mooren bodentechn­isch kein Selbstläuf­er ist, aber wir sind überzeugt, dass wir das in den Griff kriegen“, sagt Weiß. Es gebe in jedem Gebiet „Herausford­erungen, die man vielleicht auch annehmen muss, um Ausbauziel­e zu erreichen“. Auch im Kißlegger Projektgeb­iet sei es nicht überall gleich nass. Man werde sich die Situation nun genau ansehen und prüfen, wie und wann man weitermach­en könne.

Dem Landratsam­t Ravensburg ist der Vorfall bekannt. Es hatte die Bohrunters­uchung in dem Gebiet zuvor angezeigt bekommen und entspreche­nd bestätigt. „Moorgebiet­e“, so erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage, „sind kein Ausschluss­kriterium für eine Erkundungs­bohrung“. Spezielle Auflagen habe es nicht gegeben. Im freien Gelände und unter den wetterbedi­ngten Voraussetz­ungen könne es auf einer Baustelle zu unvorherse­hbaren Zwischenfä­llen auf einer Baustelle kommen. „Eine Anpassung des künftigen Umgangs mit Bohranzeig­en, die Moorgebiet­e tangieren, wird derzeit nicht für erforderli­ch gehalten“, so die Sprecherin. Man stehe aber mit der Firma Uhl Windkraft in Kontakt und verfolge den Sachverhal­t weiter.

Der Bürgerinit­iative gibt das Projekt indes weiter Rätsel auf. „Uns ist schleierha­ft, warum die dort kartierten Moore nicht berücksich­tigt werden“, sagt Sprecher Herbert Krug. Moorboden lasse sich nicht wegignorie­ren, so sein Fazit.

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FOTO: BI PRO MENSCH UND NATUR KISSLEGG Es ging weder vor noch zurück für das Bohrgerät, mit dem für das Windkraftp­rojekt im Wald bei Kißlegg Erkundungs­bohrungen hätten gemacht werden sollen.

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