Bohrgerät hängt im Moorboden fest
Bei Kißlegger Windkraftprojekt kommt es zu Zwischenfall – mit unterschiedlicher Bewertung
- Bei Bodenuntersuchungen im Windkraft-wald bei Kißlegg ist ein Bohrgerät eingesunken und festgesteckt. Es musste mit einem Bagger aus dem Gebiet herausgezogen werden. Die örtliche Bürgerinitiative, die sich gegen das Windkraftprojekt stellt, sieht sich bestätigt. Sie hält das Gebiet für ungeeignet und verweist unter anderem auf den moorigen Untergrund dort.
Es waren genehmigte Erkundungsbohrungen, die am vergangenen Donnerstag in dem Wald zwischen Emmelhofen und Oberrot hätten stattfinden sollen. Sie sind Teil eines Baugrundgutachtens, das die Firma Uhl Windkraft aus Ellwangen derzeit erstellen lässt. Denn sie beabsichtigt bekanntlich, in dem Wald drei Windräder zu bauen. Auf der Zufahrt zum östlichen Windradstandort, dem der geplanten Windenergieanlage Wea3, sank allerdings das Bohrgerät auf unbefestigtem Gelände im Boden ein. Da sich das Raupenfahrzeug festsetzte und weder vor noch zurück kam, musste es am Folgetag mit einem Bagger wieder auf den befestigten Weg gezogen werden.
Die Bürgerinitiative (BI) Pro Mensch und Natur Kißlegg war auf den Vorfall aufmerksam geworden und machte ihn bekannt. In einem Video zum Thema spricht die BI von „massiven Schäden“am Moorboden, die durch das Bohrgerät entstanden seien. Sie kritisiert, „dass man das Moor nicht berücksichtigt“, wie deren Sprecher Herbert Krug sagt. Dabei habe die BI bei Vorort-terminen sowohl die Windkraftfirma als auch das Landratsamt auf den hohen Wasserstand und Moore im Gebiet hingewiesen. „Das ist unverantwortlich, da Windräder rein zu bauen“, findet Krug. Der BI sei unverständlich, warum man dieses Gebiet ausgesucht habe.
Die Firma Uhl Windkraft bestätigt den Vorfall mit dem Bohrgerät. Derartiges komme sehr selten vor, sagt Maximilian Weiß, Projektleiter bei Uhl Windkraft. Man wisse zwar, dass es in dem Gebiet Moore gebe, ein solcher Zwischenfall sei aber nicht absehbar gewesen. Bei Voruntersuchungen wenige Tage zuvor sei der gewählte Zuweg mit leichterem Gerät machbar gewesen. Am Bohrgerät selbst sei kein Schaden entstanden. Die Schäden am Boden vergleicht Weiß mit tiefen Fahrspuren, ähnlich wie sie auch bei Forstarbeiten entstünden.
„Das ist passiert, und das ist nicht gut. Vielleicht hätte man an dem Morgen sagen müssen, es hat zu viel geregnet, wir lassen es an diesem Tag“, räumt Weiß ein. Die im Auftrag von Uhl Windkraft arbeitende Firma Baugrund Süd aus Bad Wurzach äußert sich auf Nachfrage nicht zu dem Vorfall.
Für Uhl Windkraft ist der Zwischenfall indes kein Grund, das Projekt an sich infrage zu stellen. „Wir wissen, dass es mit Mooren bodentechnisch kein Selbstläufer ist, aber wir sind überzeugt, dass wir das in den Griff kriegen“, sagt Weiß. Es gebe in jedem Gebiet „Herausforderungen, die man vielleicht auch annehmen muss, um Ausbauziele zu erreichen“. Auch im Kißlegger Projektgebiet sei es nicht überall gleich nass. Man werde sich die Situation nun genau ansehen und prüfen, wie und wann man weitermachen könne.
Dem Landratsamt Ravensburg ist der Vorfall bekannt. Es hatte die Bohruntersuchung in dem Gebiet zuvor angezeigt bekommen und entsprechend bestätigt. „Moorgebiete“, so erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage, „sind kein Ausschlusskriterium für eine Erkundungsbohrung“. Spezielle Auflagen habe es nicht gegeben. Im freien Gelände und unter den wetterbedingten Voraussetzungen könne es auf einer Baustelle zu unvorhersehbaren Zwischenfällen auf einer Baustelle kommen. „Eine Anpassung des künftigen Umgangs mit Bohranzeigen, die Moorgebiete tangieren, wird derzeit nicht für erforderlich gehalten“, so die Sprecherin. Man stehe aber mit der Firma Uhl Windkraft in Kontakt und verfolge den Sachverhalt weiter.
Der Bürgerinitiative gibt das Projekt indes weiter Rätsel auf. „Uns ist schleierhaft, warum die dort kartierten Moore nicht berücksichtigt werden“, sagt Sprecher Herbert Krug. Moorboden lasse sich nicht wegignorieren, so sein Fazit.