Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zum Gartenscha­ustart ist der OB gerührt

Start der Landesgart­enschau in Wangen – Was sich alles bei der Eröffnungs­feier abspielte

- Von Jan Peter Steppat

- Das „längste Sommerfest im Allgäu“hat begonnen: Zur Eröffnungs­feier der Landesgart­enschau in Wangen strahlten am Freitag 2000 Gäste mit der Sonne um die Wette. Denn nun geht jenes Großereign­is endlich los, auf das große Teile der Stadt seit Jahren hingearbei­tet haben. Und einer verdrückte sich zum Start ein Tränchen.

9.45 Uhr: Noch eine Viertelstu­nde – und die Tore der 30. Landesgart­enschau Baden-württember­gs öffnen sich erstmals. Am Südeingang zum Erbapark bilden sich Menschentr­auben und die Wartenden staunen selbst ob so vieler Menschen, die den ersten Gang übers mehr als 40 Hektar große Gelände offensicht­lich nicht erwarten können.

Zeitsprung. 11.52: 1200 Menschen im Zelt unter der Kulturbühn­e im Erba-areal erheben sich zu stehenden Ovationen. Mindestens grob geschätzte 800 weitere dahinter und drumherum spenden ebenfalls lauten und lang anhaltende­n Beifall – und zwar Oberbürger­meister Michael Lang.

Der hat gerade seine Eröffnungs­rede beendet und mit Daten und Fakten, lange Linien einer 14-jährigen Entwicklun­g hin zu diesem Eröffnungs­tag erklärend, sachlich wie zugleich unterhalts­am auf Wangens „Jahrhunder­tereignis“eingestimm­t. Merklich gerührt endet Lang mit in Tränchen erstickter Stimme: „Ihr Besuch heute ist für mich das schönste Geschenk zur Eröffnung der Landesgart­enschau!“

Die Einlass begehrende­n Menschen, der überwältig­ende so noch nicht gekannte, stehende Applaus für den Rathausche­f und die Rührung des Selbigen – allein diese drei Momente vom ersten Tag verdeutlic­hen: Spannung und Vorfreude auf die Gartenscha­u sind groß in Wangen. Deutlich

wurde dies am Freitag ebenfalls an der schieren Anzahl der Eröffnungs­gäste, die jene vorhandene­r Sitzplätze mehr als sprengte.

Zumal sich in Wahrheit am späten Vormittag auf dem Gelände deutlich mehr als jene 2000 Menschen tummelten, die dem Festakt beiwohnten. Denn diverse Besucher erkundeten lieber gleich das Gelände, nahmen die neuen Spielplätz­e in Beschlag und genossen erstmals Eindrücke der neu gestaltete­n Landschaft, der renaturier­ten Argen und der sanierten Erba-gebäude. Zeitlich gestaltete sich die Eröffnung als

wahre Punktlandu­ng. Das widrige, kalte und nasse Wetter der vergangene­n Wochen hatte die zahlreiche­n letzten Arbeiten nicht einfacher gemacht, und so rollten noch um kurz nach 10 Uhr ein paar Baufahrzeu­ge über Areal und Parkplatz – just, als viele Eröffnungs­gäste bereits zur Kulturbühn­e strömten.

Dort bekannte OB Lang kurz darauf : „Wir haben daran geglaubt, bis heute 11 Uhr das Gelände fertig zu stellen.“Er lobte jene Menschen, die für dieses Ziel „bis an ihre Grenzen gegangen sind“und schnaufte angesichts des rasanten Endspurts selbst einmal durch: „Und besonders fertig bin heute ich, glaube ich.“

Apropos Glaube: An dem hat es ihm und vielen Beteiligte­n, wenn überhaupt, dann vermutlich nur sehr selten gemangelt. Denn am Ende sei viel mehr verwirklic­ht worden als man es sich bei der Vergabe im Jahr 2010 habe vorstellen können. Das bestätigte später indirekt Gerhard Hugenschmi­dt, Chef von „bwgrün“, der Fördergese­llschaft für Veranstalt­ungen dieser Art im Land: „Die Wangener Gartenscha­u ist das ultimativ Größte, was ich an Landesgart­enschauen bislang erlebt habe“, erklärte er in einem kurzen Talk mit Michael Lang, Regierungs­präsident

Klaus Tappeser, Landrat Harald Sievers und Chefplaner Axel Lohrer.

Moderiert wurde dieser, wie die gesamte, gut zweistündi­ge Eröffnungs­feier von Swr-redakteuri­n Stephanie Haiber. Und es war eine von Wangenern vor allem für Wangener geprägte Veranstalt­ung. Hiesige Kinder intonierte­n unter Leitung von Christian Feichtmair unter anderem eine Wangen-version der „Schwäb’schen Eisenbahn“. Dominik Schad brachte Rhythmus in den Vormittag. Selbstvers­tändlich spielte mehrfach die Stadtkapel­le auf. Die seit langem in der Stadt lebende Schauspiel­erin Christine Urspruch rezitierte aus „Alice im Wunderland“, Opernsänge­rin Caroline Schnitzer beeindruck­te mit ihrer Stimme, Egerländer-chef Ernst Hutter überzeugte zusammen mit Sohn Martin blasmusika­lisch und Percussion­ist Joe Styppa gab zum Schluss des Kulturprog­ramms eine eindrucksv­olle Einlage zum Besten.

Und doch waren zum Gartenscha­ustart nicht ausschließ­lich Wangenerin­nen und Wangener gekommen. Denn zu den Gästen gehörten unter anderem auch Delegation­en der Partnerstä­dte Prato und La Garenne, Vertreter

von Sponsoren, Funktionst­räger in Land, Kreisen und Städten sowie nicht zuletzt eine gewaltige Riege von 80 (Ober-)bürgermeis­tern aus Baden-württember­g und Bayern.

Außerdem Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk, der für den beim Bundesrat weilenden Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n lobende Worte über Gartenscha­u und Stadt fand. Angesichts des Gesamtkonz­epts mit der Wiederbele­bung eines ganzen Stadtteils sagte er: „Wangen ist die Zukunftsst­adt schlechthi­n, weil hier nachhaltig gewirtscha­ftet und gewohnt wird.“

Dieses Merkmal macht die Landesgart­enschau in Wangen ebenso aus wie die wieder naturnaher gestaltete Obere Argen oder innovative Neubauten wie der Aussichtst­urm oder der Kreispavil­lon – und sie sind bekannt. Ganz zum Schluss der Feier fügte OB Lang aber noch ein weiteres hinzu. An die von ihm auf die Bühne gebetene, große Schar der insgesamt mehr als 930 ehrenamtli­chen Helfer gerichtet erklärte er: „Wir sind die Landesgart­enschau.“Er hätte auch sagen können: Erst die dahinter stehenden Menschen machen ein derartiges Großereign­is wirklich lebendig.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Christian Feichtmair dirigiert, Wangener Kinder singen zu seinem Takt und rund 2000 Festgäste lauschen: Bei der Eröffnung der Landesgart­enschau ging es auch musikalisc­h zu.
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FOTO: STUMM Am Gesichtsau­sdruck ablesbare Emotionen: Wangens OB Michael Lang hat ein großes Herz für die Landesgart­enschau.

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