Zum Gartenschaustart ist der OB gerührt
Start der Landesgartenschau in Wangen – Was sich alles bei der Eröffnungsfeier abspielte
- Das „längste Sommerfest im Allgäu“hat begonnen: Zur Eröffnungsfeier der Landesgartenschau in Wangen strahlten am Freitag 2000 Gäste mit der Sonne um die Wette. Denn nun geht jenes Großereignis endlich los, auf das große Teile der Stadt seit Jahren hingearbeitet haben. Und einer verdrückte sich zum Start ein Tränchen.
9.45 Uhr: Noch eine Viertelstunde – und die Tore der 30. Landesgartenschau Baden-württembergs öffnen sich erstmals. Am Südeingang zum Erbapark bilden sich Menschentrauben und die Wartenden staunen selbst ob so vieler Menschen, die den ersten Gang übers mehr als 40 Hektar große Gelände offensichtlich nicht erwarten können.
Zeitsprung. 11.52: 1200 Menschen im Zelt unter der Kulturbühne im Erba-areal erheben sich zu stehenden Ovationen. Mindestens grob geschätzte 800 weitere dahinter und drumherum spenden ebenfalls lauten und lang anhaltenden Beifall – und zwar Oberbürgermeister Michael Lang.
Der hat gerade seine Eröffnungsrede beendet und mit Daten und Fakten, lange Linien einer 14-jährigen Entwicklung hin zu diesem Eröffnungstag erklärend, sachlich wie zugleich unterhaltsam auf Wangens „Jahrhundertereignis“eingestimmt. Merklich gerührt endet Lang mit in Tränchen erstickter Stimme: „Ihr Besuch heute ist für mich das schönste Geschenk zur Eröffnung der Landesgartenschau!“
Die Einlass begehrenden Menschen, der überwältigende so noch nicht gekannte, stehende Applaus für den Rathauschef und die Rührung des Selbigen – allein diese drei Momente vom ersten Tag verdeutlichen: Spannung und Vorfreude auf die Gartenschau sind groß in Wangen. Deutlich
wurde dies am Freitag ebenfalls an der schieren Anzahl der Eröffnungsgäste, die jene vorhandener Sitzplätze mehr als sprengte.
Zumal sich in Wahrheit am späten Vormittag auf dem Gelände deutlich mehr als jene 2000 Menschen tummelten, die dem Festakt beiwohnten. Denn diverse Besucher erkundeten lieber gleich das Gelände, nahmen die neuen Spielplätze in Beschlag und genossen erstmals Eindrücke der neu gestalteten Landschaft, der renaturierten Argen und der sanierten Erba-gebäude. Zeitlich gestaltete sich die Eröffnung als
wahre Punktlandung. Das widrige, kalte und nasse Wetter der vergangenen Wochen hatte die zahlreichen letzten Arbeiten nicht einfacher gemacht, und so rollten noch um kurz nach 10 Uhr ein paar Baufahrzeuge über Areal und Parkplatz – just, als viele Eröffnungsgäste bereits zur Kulturbühne strömten.
Dort bekannte OB Lang kurz darauf : „Wir haben daran geglaubt, bis heute 11 Uhr das Gelände fertig zu stellen.“Er lobte jene Menschen, die für dieses Ziel „bis an ihre Grenzen gegangen sind“und schnaufte angesichts des rasanten Endspurts selbst einmal durch: „Und besonders fertig bin heute ich, glaube ich.“
Apropos Glaube: An dem hat es ihm und vielen Beteiligten, wenn überhaupt, dann vermutlich nur sehr selten gemangelt. Denn am Ende sei viel mehr verwirklicht worden als man es sich bei der Vergabe im Jahr 2010 habe vorstellen können. Das bestätigte später indirekt Gerhard Hugenschmidt, Chef von „bwgrün“, der Fördergesellschaft für Veranstaltungen dieser Art im Land: „Die Wangener Gartenschau ist das ultimativ Größte, was ich an Landesgartenschauen bislang erlebt habe“, erklärte er in einem kurzen Talk mit Michael Lang, Regierungspräsident
Klaus Tappeser, Landrat Harald Sievers und Chefplaner Axel Lohrer.
Moderiert wurde dieser, wie die gesamte, gut zweistündige Eröffnungsfeier von Swr-redakteurin Stephanie Haiber. Und es war eine von Wangenern vor allem für Wangener geprägte Veranstaltung. Hiesige Kinder intonierten unter Leitung von Christian Feichtmair unter anderem eine Wangen-version der „Schwäb’schen Eisenbahn“. Dominik Schad brachte Rhythmus in den Vormittag. Selbstverständlich spielte mehrfach die Stadtkapelle auf. Die seit langem in der Stadt lebende Schauspielerin Christine Urspruch rezitierte aus „Alice im Wunderland“, Opernsängerin Caroline Schnitzer beeindruckte mit ihrer Stimme, Egerländer-chef Ernst Hutter überzeugte zusammen mit Sohn Martin blasmusikalisch und Percussionist Joe Styppa gab zum Schluss des Kulturprogramms eine eindrucksvolle Einlage zum Besten.
Und doch waren zum Gartenschaustart nicht ausschließlich Wangenerinnen und Wangener gekommen. Denn zu den Gästen gehörten unter anderem auch Delegationen der Partnerstädte Prato und La Garenne, Vertreter
von Sponsoren, Funktionsträger in Land, Kreisen und Städten sowie nicht zuletzt eine gewaltige Riege von 80 (Ober-)bürgermeistern aus Baden-württemberg und Bayern.
Außerdem Landwirtschaftsminister Peter Hauk, der für den beim Bundesrat weilenden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann lobende Worte über Gartenschau und Stadt fand. Angesichts des Gesamtkonzepts mit der Wiederbelebung eines ganzen Stadtteils sagte er: „Wangen ist die Zukunftsstadt schlechthin, weil hier nachhaltig gewirtschaftet und gewohnt wird.“
Dieses Merkmal macht die Landesgartenschau in Wangen ebenso aus wie die wieder naturnaher gestaltete Obere Argen oder innovative Neubauten wie der Aussichtsturm oder der Kreispavillon – und sie sind bekannt. Ganz zum Schluss der Feier fügte OB Lang aber noch ein weiteres hinzu. An die von ihm auf die Bühne gebetene, große Schar der insgesamt mehr als 930 ehrenamtlichen Helfer gerichtet erklärte er: „Wir sind die Landesgartenschau.“Er hätte auch sagen können: Erst die dahinter stehenden Menschen machen ein derartiges Großereignis wirklich lebendig.