Der 26. April 2024 ist ein Tag für Wangens Geschichtsbücher
Mindestens 2000 Besucher bei der wirklich gelungenen Eröffnungsfeier, viele weitere den ganzen Tag über auf dem riesigen Gelände. Dazu endlich, endlich Sonnenschein, gepaart mit angenehmen Temperaturen und ein zwar erst kurz vor knapp fertig gewordenes, aber sehr schön gestaltetes Gelände: Der Start der Wangener Landesgartenschau war absolut einer nach Maß.
Wie weggeblasen sind am Freitagvormittag Diskussionen um den Aussichtsturm, das Hundeverbot und Barrierefreiheit. Im Mittelpunkt stehen die Freude über das endlich gestartete „Jahrhundertereignis“. Und Durchatmen ist angesagt bei allen Beteiligten, die in den vergangenen Jahren, Monaten, Wochen, Tagen und Stunden an dessen Vorbereitung beteiligt waren. Jetzt ist Feiern angesagt, denn in den verbleibenden 163 Tagen Gartenschau findet in der Stadt „das längste Sommerfest im Allgäu“statt, wie einer der Veranstalter-slogans so schön sagt. Jetzt ist die Zeit, sich für die Anstrengungen und Unbilden der Vorbereitung selbst zu belohnen.
Und die Voraussetzungen sind gut, dass die Wangener Landesgartenschau ein Erfolg wird: Fast 25.000 bislang verkaufte Dauerkarten zeugen von einem ungeheuren Interesse. Nahezu 1000 Ehrenamtler bezeugen, dass die Bevölkerung zu ganz weiten Teilen hinter der Großveranstaltung steht und bestes Premierenwetter sowie vorhergesagte Frühlingstemperaturen für die kommenden Tage dürften Werbung pur für die Gartenschau sein. Denn bei Sonnenschein wirkt alles noch einmal viel schöner. Und was Menschen begeistert, spricht sich herum – und lockt weitere an.
Auch deutet sich an, dass noch etwas erreicht werden kann, das die Verantwortlichen immer auf dem Zettel hatten und betonten: Landesgartenschau und Altstadt sollen voneinander profitieren. Sprich: Wer das eine Ziel besucht, lässt das andere nicht links liegen. Ein f lüchtiger Blick in Wangens bislang einzige gute Stube am Freitagnachmittag lässt vermuten, dass dem so sein könnte.
Denn es tummelten sich auffallend viele als Besucher auszumachende Menschen in Herren-, Schmied- und Bindstraße.
Unabhängig davon ist gewiss: Der 26. April 2024 wird in die Wangener Geschichte eingehen als ein besonders bedeutender Tag für die Stadt. Denn eine Großveranstaltung wie eine Landesgartenschau ausrichten zu dürfen, ist für ein 27.000-Seelen-städtchen in der Tat ein Jahrhundertereignis.
Begonnen hat dieses eigentlich bereits im Jahr 2010. Damals erhielt Wangen – durchaus nach einigen Irrungen und Wirrungen sowie politischem Tauziehen hinter den Kulissen – den lang ersehnten Zuschlag für die Gartenschau. Seither vergingen 5110 Tage der Planungen, Bauarbeiten und sonstigen Vorbereitungen, wie OB Michael Lang in seiner Eröffnungsrede vorrechnete.
Mit Michael Lang ist die Wangener Landesgartenschau eng verbunden – und sie wird es auch nach deren Ende für immer sein. Er war maßgebliche Kraft, als es um die Vergabe ging, wichtigster Vordenker bei der Planung, härtester Kämpfer um Zuschüsse und eifrigster Werber um die Gunst der Bevölkerung. 76 Bürgerspaziergänge seit 2015 mit rund 10.000 Teilnehmern sind beredtes Beispiel dafür – denn die meisten hat er selbst geführt.
Wer mag dem Rathauschef also die sichtliche Rührung bei der Eröffnungsrede verdenken? Vermutlich niemand. Schließlich ist schon lange klar: Die Landesgartenschau ist Michael Lang auch eine Herzensangelegenheit.
Aber nicht nur das. Langs Vorgänger Jörg Leist winkt immer ab, wer ihm sagt, die Sanierung der Altstadt sei sein Lebenswerk als OB. Auch Michael Lang will von diesem Begriff nichts hören, wenn man in seiner Gegenwart dieses hehre Wort in den Mund nimmt. Doch ob er das nun will oder nicht: Die Landesgartenschau samt ihrer immensen Impulse für die gesamte Stadtentwicklung ist seine größte Leistung als Wangener Rathauschef. Sie ist genauso sein Lebenswerk wie die Altstadt das des Jörg Leist.