Bosch-tochter in Russland unter Zwangsverwaltung
Ein Dekret von Wladimir Putin stellt das Unternehmen unter die vorläufige Aufsicht des Gazprom-konzerns
(Afp/dpa) Kremlchef Wladimir Putin hat die russischen Tochtergesellschaften der Bosch-tochter BSH Household Appliances und der italienischen Heiztechnik-firma Ariston Thermo Group unter Zwangsverwaltung der Gazprom Holding gestellt. Ein entsprechendes Dekret wurde am Freitag in der offiziellen russischen Gesetzesdatenbank veröffentlicht. Demnach werden 100 Prozent der Anteile beider Unternehmen an Gazprom Bytowyje Sistemy übertragen.
Deutschland und Italien haben auf die Entscheidung Moskaus empört reagiert. „Wir verurteilen die angeordnete Zwangsverwaltung und behalten uns in enger Abstimmung mit Italien eine weitere Reaktion vor“, hieß es am Wochenende aus dem Auswärtigen Amt. Die italienische Regierung bestellte den russischen Botschafter ein.
„Die Regierung verlangt eine Klarstellung zu der Verstaatlichung der Ariston Thermo
Group“, erklärte der italienische Außenminister Antonio Tajani im Onlinedienst X. Italien arbeite in der Sache auch „mit Brüssel in Verbindung mit Deutschland“zusammen. Ein Eu-sprecher verurteilte das Vorgehen Moskaus als „einen weiteren Beweis für Russlands Missachtung internationaler Gesetze und Regeln“.
Eine Sprecherin der BSH Hausgeräte Gmbh teilte auf Anfrage mit, das Unternehmen führe derzeit Gespräche mit Gazprom Household Systems und wolle die russische Entscheidung zunächst nicht kommentieren.
Bosch hatte bereits kurz nach Kriegsbeginn in Russland die Fertigung von Waschmaschinen und Kühlschränken gestoppt. Medienberichten zufolge suchte das Unternehmen ab Sommer 2022 einen Käufer für seine Aktiva in Russland. Nach Angaben der Tageszeitung „Kommersant“hatte Bosch bis Ende vergangenen Jahres praktisch seine Aktivitäten im Land eingestellt.