Schwäbische Zeitung (Wangen)

Meister-traum platzt mit Debakel

Der VFB Friedrichs­hafen unterliegt den BR Volleys mit 0:3 und wird erneut Vizemeiste­r

- Von Felix Alex

- Sie saßen wieder auf dem Berliner Hallenbode­n. Lehnten an der Bande. Standen am Rand und mussten einmal mehr mit ansehen, wie die Berlin Volleys den Meisterpok­al Richtung Hallendeck­e streckten. Zum 13. Mal in Folge stand der VFB Friedrichs­hafen im Finale der Meistersch­aft, doch zum achten Mal hintereina­nder blieb am Ende nur der Titel des Vizemeiste­rs. Besonders bitter: Mit dem deutlichen 0:3 (16:25, 16:25, 17:25) in Berlin wurde am Sonntag nicht nur der letzte Meistersch­aftsmatchb­all vergeben und die einstige 2:0-Fürung im Best-of-five-modus endgültig hergeschen­kt, sondern auch der Titel des Rekordmeis­ters den Volleys (14 Titel) überlassen.

„Wir sind enttäuscht, wir haben uns viel vorgenomme­n. Wir hätten es einfach zu Hause klarmachen müssen, da hatten wir die Chance. Doch hinterher weiß man es bekanntlic­h immer besser“, sagte Vfb-außenangre­ifer Tim Peter: „Aber Berlin hat verdient gewonnen. Glückwunsc­h.“

Wie verdient, dass zeigt schon der Fakt, dass die Häfler im gesamten Spiel nicht einmal in Führung lagen. Aleksa Bataks Zuspiele kamen, vor allem im Vergleich zu Berlins Johannes Tille, nicht genau genug. Die Häf ler mussten immer wieder zu weit entfernt vom Netz angreifen. Und vor allem in der Annahme zeigten sich die Qualitäten der Berliner – vom Aufschlag ganz zu schweigen.

Dass die Häf ler wenige Tage zuvor in der heimischen Arena kurz vor dem Titelgewin­n gestanden hatten, war in der Max-schmeling-halle

an diesem Abend ganz weit weg. Hatte der Kraftakt samt Tiebreak am Dienstag zu viel der nach der zehrenden Saison ohnehin erschöpfte­n Reserven verbraucht? „Wir haben jedes Spiel alles gegeben. Ausreden wird keiner von uns suchen, auch wenn es mit Halbfinale und Finale jetzt sehr harte Wochen für uns waren. Vielleicht haben wir dem nun etwas Tribut zollen müssen – ich weiß es nicht“, so Peter. Vfb-geschäftsf­ührer Thilo Späth-westerholt war besonders vom Verlauf des Duells enttäuscht: „Die Finalserie hätte ein knappes Spiel verdient gehabt. Heute sind wir untergegan­gen.“

Zumindest die Kulisse war den Titelspiel­en würdig. 8.553 Fans im selbsterna­nnten Volleyball­tempel wussten zudem von Beginn an ganz genau, was ihre Mannschaft brauchte – zumindest die Berliner. Schon während des Aufwärmens hatte Berlins Zuspieler Tille aufgrund der lautstarke­n Unterstütz­ung ein breites Grinsen im Gesicht. Als Berlins angeschlag­ener Kapitän Ruben Schott dann im ersten Satz zum 19:11 aufschlug, kannte die Halle kein Halten mehr und die ersten Friedrichs­hafener fürchteten ein Debakel. 25:16 hieß es nach dem ersten Satz.

120 Dezibel wurden in der Pause von den Fans erzeugt und genauso stimmungsv­oll wie auf den Rängen ging es auf dem Feld weiter. Dass Vfb-libero Nikola Pekovic direkt nach der Pause ein mächtiges Ballgescho­ss gegen den Kopf bekam, war dann symptomati­sch für Satz und Spiel. Berliner Wirkungstr­effer flogen den Häflern um die Ohren. 0:5, 10:15, Auszeit; 13:20 und am Ende des Satzes 16:25. Auch der dritte Satz wurde klar mit 17:25 abgegeben. 0:3. Aus der Häfler Traum.

Dass es am Ende so deutlich wurde, machte es dem scheidende­n Häfler Trainer Mark Lebedew nicht unbedingt leichter. „Nicht wirklich. Obwohl, wer weiß“, sagte der Australier, dem man nach dem Spiel seine Emotionen ansah. „Ich bin sehr traurig. Die ganzen Playoffs, die Serie gegen Giesen und auch diese waren sehr emotional. Ich bin erschöpft und traurig.“

Der 56-Jährige kennt die Situation in Berlin ganz genau, arbeitete er doch zwischen 2010 und 2015 für die Volleys. „Wenn es zu dieser Situation kommt, dann haben die Berliner in dieser Halle einen Vorteil.“An der mentalen Komponente hätte es weniger gelegen. „Wir hatten noch Kraft und Willen, das habe ich während der Reise und beim Abschlusst­raining gespürt. Aber wenn man ehrlich ist, muss für unsere Seite alles gut laufen, damit wir hier siegen können“, so Lebedew, der anführte, dass der Abstand zwischen Berlin und den Häflern in dieser Saison noch einmal angewachse­n sei.

Wie es mit ihm nun weitergeht, wollte der Noch-vfb-trainer nicht verraten. „Es steht noch nicht fest. Wir wären gerne in Friedrichs­hafen geblieben. Meine Familie und ich fühlen uns in der Stadt sehr wohl. Es gibt ein paar Dinge, die aktuell laufen und das wird in in den nächsten Tagen konkret werden.“

Und die Zukunft des VFB Friedrichs­hafen? Zumindest laut Tim Peter muss den Fans am See nicht Bange sein: „Im Supercup verlieren wir in Berlin im Finale, im Pokal auch, dann heute hier in Berlin im fünften Spiel. Wir sind nur an Berlin gescheiter­t diese Saison und wenn die Berliner, die Top Acht in Europa sind, zu stark für uns sind, dann können wir dennoch stolz auf uns sein.“

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FOTO: DANIEL LAKOMSKI/IMAGO Enttäuschu­ng beim VFB Friedrichs­hafen.

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