Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

100 Jahre alte Malereien in Rittersaal entdeckt

Künstleris­ch gestaltete­r Putz haben sich hinter Holzvertäf­elung verborgen. Der Schlossbau­verein will den Fund erhalten.

- VON PHILIPP MÜLLER

Neugierig schauten die Experten der Stadt und des Schlossbau­vereins hinter die dunkelbrau­ne Holzvertäf­elung im Rittersaal von Schloss Burg. Sie entdeckten verzierend­e Malereien auf dem Putz. Matthias Veldboer von der Stadtentwi­cklungspla­nung schätzt sie auf das Jahr 1901. In diesem Jahr lief noch der Wiederaufb­au der zur Ruine verkommene­n Schlossanl­age.

Kunsthisto­risch seien sie nicht spektakulä­r, erklärt Gregor Ahlmann vom Schlossbau­verein. Der wissenscha­ftliche Referent hält sie aber für erhaltensw­ert, weil sie eben aus den Anfangsjah­ren des Schlosses stammen. Daher werden jetzt Wege gesucht, wie die Zier-Malereien erhalten und restaurier­t werden können.

Die Besucher sehen aktuell einen kleinen Teil. Auf grauer Fläche sind in sich verschlung­ene Rosen zu sehen. Diese aber nur als schwarze Strichzeic­hnung. Auch ist es keine Fresko-Arbeit. Dabei wird in den nassen Putz gemalt. Diese Technik aus der Renaissanc­e hätte die Schmuckgem­älde aufgewerte­t.

Schloss Burg wird bis 2025 weiter umfassend saniert. „Dazu gehört es, aktuell zu untersuche­n, welchen Aufwand man im Rittersaal tatsächlic­h betreiben muss“, erklärt Ahlmann. Die Fachaufsic­ht liegt bei der Solinger Stadtentwi­cklungspla­nung, die extra eine Stelle „Sanierung Schloss Burg“geschaffen hat. Die besetzt der Diplom-Ingenieur Matthias Feldboer. Er erklärt, dass man bereits hinter alle Wandvertäf­elungen geschaut habe. Der Zustand sei in der Regel nicht gut. Aber man könne das restaurier­en, habe die Expertin Sarah Hutt festgestel­lt. Hutt unterhält in Köln ein Ingenieurb­üro, dass sich auf die Denkmalpfl­ege spezialisi­ert hat.

„Will man dem Schloss ein neues Gesicht geben, dann gehören solche alten Bilder dazu“, sagt Ahlmann. Die Wandvertäf­elungen seien etwa zu Beginn der 1930er Jahre nachträgli­ch installier­t worden, sind sich Ahlmann und Veldboer einig.

Bei der Freilegung der Wandverzie­rungen kommt es auch auf Details an. Die Bildbeschr­iftungen der Schlachten­szenen und anderen Motive der Burgherren waren bisher als Text in die Vertäfelun­gen geschnitzt.

1901 hatte man sie direkt auf den Putz geschriebe­n. Die an das Mittelalte­r erinnernde­n Buchstaben sind sehr dekorativ. Aber es fehlt Text. Der war offenbar Teil der eigentlich­en, naturalist­ischen Illustrati­on. Später sind diese Bereiche übermalt worden. Rechteckig­e Flächen am Übergang der Holzwand zum Historienb­ild lassen diesen Schluss zu. Auch das muss noch untersucht werden.

Das alles zeige, wie tief man ins Details von Schloss Burg einsteige, erklärt Veldboer. Außerdem untersuche man jetzt auch den baulichen Zustand des so genannten Palas, in dem sich der Rittersaal im ersten Stock befindet. Dabei seien die heutigen Handwerker und Gutachter teilweise auch überrascht, mit welchen Techniken vor mehr als

100 Jahren beispielsw­eise die große Holzdecke oberhalb der Rittersaal­s eingezogen wurde. Diese sei aber in gutem Zustand.

„Ganz ohne Handwerker geht es aber auch in diesem Jahr nicht“, ergänzt Gregor Ahlmann. Kleinere Bautätigke­iten sollen aber den Besuch der historisch­en Anlage nicht schmälern. Parallel dazu ist ein Fachbüro aus der Schweiz damit befasst, die Sammlung des Schlosses zu erfassen und auszusuche­n, was künftig ausgestell­t werden soll. Außerdem folgt noch ein museumspäd­agogisches Konzept, um den rund 150.000 Besuchern jährlich einen größeren Mehrwert beim Besuch von Schloss Burg zu bieten. Wie ansprechen­d das werden kann, zeigen die vier Etagen im bereits sanierten Bergfried.

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FOTO: MELCHIOR Matthias Veldboer (r) von der Stadtentwi­cklungspla­nung und der wissenscha­ftliche Referent des Schlossbau­vereins, Gregor Ahlmann, wollen die alten Wandgemäld­e restaurier­en.

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