Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
100 Jahre alte Malereien in Rittersaal entdeckt
Künstlerisch gestalteter Putz haben sich hinter Holzvertäfelung verborgen. Der Schlossbauverein will den Fund erhalten.
Neugierig schauten die Experten der Stadt und des Schlossbauvereins hinter die dunkelbraune Holzvertäfelung im Rittersaal von Schloss Burg. Sie entdeckten verzierende Malereien auf dem Putz. Matthias Veldboer von der Stadtentwicklungsplanung schätzt sie auf das Jahr 1901. In diesem Jahr lief noch der Wiederaufbau der zur Ruine verkommenen Schlossanlage.
Kunsthistorisch seien sie nicht spektakulär, erklärt Gregor Ahlmann vom Schlossbauverein. Der wissenschaftliche Referent hält sie aber für erhaltenswert, weil sie eben aus den Anfangsjahren des Schlosses stammen. Daher werden jetzt Wege gesucht, wie die Zier-Malereien erhalten und restauriert werden können.
Die Besucher sehen aktuell einen kleinen Teil. Auf grauer Fläche sind in sich verschlungene Rosen zu sehen. Diese aber nur als schwarze Strichzeichnung. Auch ist es keine Fresko-Arbeit. Dabei wird in den nassen Putz gemalt. Diese Technik aus der Renaissance hätte die Schmuckgemälde aufgewertet.
Schloss Burg wird bis 2025 weiter umfassend saniert. „Dazu gehört es, aktuell zu untersuchen, welchen Aufwand man im Rittersaal tatsächlich betreiben muss“, erklärt Ahlmann. Die Fachaufsicht liegt bei der Solinger Stadtentwicklungsplanung, die extra eine Stelle „Sanierung Schloss Burg“geschaffen hat. Die besetzt der Diplom-Ingenieur Matthias Feldboer. Er erklärt, dass man bereits hinter alle Wandvertäfelungen geschaut habe. Der Zustand sei in der Regel nicht gut. Aber man könne das restaurieren, habe die Expertin Sarah Hutt festgestellt. Hutt unterhält in Köln ein Ingenieurbüro, dass sich auf die Denkmalpflege spezialisiert hat.
„Will man dem Schloss ein neues Gesicht geben, dann gehören solche alten Bilder dazu“, sagt Ahlmann. Die Wandvertäfelungen seien etwa zu Beginn der 1930er Jahre nachträglich installiert worden, sind sich Ahlmann und Veldboer einig.
Bei der Freilegung der Wandverzierungen kommt es auch auf Details an. Die Bildbeschriftungen der Schlachtenszenen und anderen Motive der Burgherren waren bisher als Text in die Vertäfelungen geschnitzt.
1901 hatte man sie direkt auf den Putz geschrieben. Die an das Mittelalter erinnernden Buchstaben sind sehr dekorativ. Aber es fehlt Text. Der war offenbar Teil der eigentlichen, naturalistischen Illustration. Später sind diese Bereiche übermalt worden. Rechteckige Flächen am Übergang der Holzwand zum Historienbild lassen diesen Schluss zu. Auch das muss noch untersucht werden.
Das alles zeige, wie tief man ins Details von Schloss Burg einsteige, erklärt Veldboer. Außerdem untersuche man jetzt auch den baulichen Zustand des so genannten Palas, in dem sich der Rittersaal im ersten Stock befindet. Dabei seien die heutigen Handwerker und Gutachter teilweise auch überrascht, mit welchen Techniken vor mehr als
100 Jahren beispielsweise die große Holzdecke oberhalb der Rittersaals eingezogen wurde. Diese sei aber in gutem Zustand.
„Ganz ohne Handwerker geht es aber auch in diesem Jahr nicht“, ergänzt Gregor Ahlmann. Kleinere Bautätigkeiten sollen aber den Besuch der historischen Anlage nicht schmälern. Parallel dazu ist ein Fachbüro aus der Schweiz damit befasst, die Sammlung des Schlosses zu erfassen und auszusuchen, was künftig ausgestellt werden soll. Außerdem folgt noch ein museumspädagogisches Konzept, um den rund 150.000 Besuchern jährlich einen größeren Mehrwert beim Besuch von Schloss Burg zu bieten. Wie ansprechend das werden kann, zeigen die vier Etagen im bereits sanierten Bergfried.