Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Schach: Alptug Tayyar auf dem Weg zum Titel
Nun rauchen sie wieder – die vielen Köpfe bei der Remscheider Stadtmeisterschaft im Schach, die am 3. Mai im Haus des Deutschen Roten Kreuzes an der Alleestraße angelaufen ist und sich übersieben Runden erstreckt. Vier Runden sind bereits gespielt, heute folgt Runde fünf – und schon zeichnet sich ab, wer von den 23 Mitspielern am Ende die Nase vorn haben könnte: Es ist einmal mehr der junge Student Alptug Tayyar, der in der Tabelle ganz oben steht.
Hinter ihm folgen seine Vereinskollegen Ralf Barten und Holger Freiknecht. Alle drei spielen seit Jahren erfolgreich für den SW Remscheid. Barten und Freiknecht, der das Turnier auch leitet, sind darüber hinaus Mitglieder der 1. Mannschaft, die in der kommenden Saison „nach elf Jahren in der Verbandsklasse und vielen missglückten Versuchen endlich wieder in die Verbandsliga aufsteigen wird“, so der glückliche Kommentar von Freiknecht, dem auch die Stadtmeisterschaft einen Anlass zur Freude liefert: „Es haben noch nie so viele Jugendliche mitgespielt.“
Eine Rekordbeteiligung, die er sich als einziger Jugendtrainer in ganz Remscheid selbst auf die Fahne schreiben darf: Freiknecht, der nicht nur beim SW Remscheid, sondern auch bei den Schachfreunden in Lennep den Nachwuchs fördert, setzte alles daran, die unter 18-Jährigen für die Meisterschaft zu begeistern. Neben einem Jugendpreis und einem Preis für die untere Hälfte bei der Deutschen Wertungszahl bot er den jungen Mitspielern vom SW Remscheid sogar an, während der laufenden Stadtmeisterschaft temporär nicht zum wöchentlichen Schachunterricht zu kommen: „Immerhin starten die Runden des Turniers freitags um 19 Uhr direkt im Anschluss an das anderthalbstündige Jugend-Training.“
Bei einem Modus von 90 Minuten für die ganze Partie und einem Bonus von 30 Sekunden pro Zug kann es Runden mit einer Dauer von drei bis vier Stunden geben. Freiknecht weiß, dass so viele Stunden Schach hintereinander sogar jungen Spielern, die üblicherweise keine Konzentrationsschwierigkeiten haben, zuviel abverlangen könnte. Umso erstaunter sei er, dass fast alle Nachwuchsspieler dennoch weiter zum Training erscheinen, allen voran die ehrgeizige EMA-Gymnasiastin Zoé Beckert, die in der Altersklasse U 14 Bergische Meisterin ist. Und sie ist nicht die einzige weibliche Spielerin, die Freiknecht an die Bretter des hochkarätig besetzen Turniers holen konnte: Auch ihre Vereinskollegin und U 16-Bezirksmeisterin Daria Herbertz ist erstmals mit von der Partie, ferner die junge Spielerin Lina Goerzen, die Freiknecht mittwochs beim SF Lennep trainiert. Allen drei Mitspielerinnen ist jedoch klar, dass sie angesichts der starken männlichen Konkurrenz mit DWZ-Zahlen bis über 2100 allenfalls einen Platz im Mittelfeld ergattern können.
Auf mehr kommt es den Spielerinnen aber auch nicht an, zumal Beckert und Herbertz in der laufenden Saison schon einige andere Erfolge verbuchen konnten: So hatten sich beide Spielerinnen ein weiteres Mal für die NRW-Einzelmeisterschaft qualifiziert und bei der altersgemischten 3. Mannschaft des SW Remscheid mit einer prozentualen Punkteausbeute von 100 und knapp über 90 Prozent dazu beigetragen, dass das Team künftig eine Liga höher in der 1. Bezirksklasse spielen wird. Aus Freiknechts Sicht „ein grandioser Erfolg, weil die Mannschaft in der Schlusstabelle mit einem deutlichem Abstand zu allen anderen auf dem ersten Platz steht“. Als Trainer kann Freiknecht also sehr zufrieden sein. Ob er es auch als Mitspieler der Remscheider Stadtmeisterschaft sein wird, bleibt abzuwarten: Die letzte Runde wird am 28. Juni gespielt. Sollte dann nicht er selbst, der zuletzt 2003 Stadtmeister wurde, sondern Top-Favorit Tayyar den Sieg nach Hause tragen, wäre das für Freiknecht gleichermaßen ein Erfolg. Denn auch den ehemaligen Abiturienten des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums hat er bis vor zwei Jahren noch trainiert: „Ein Ausnahmetalent wie Alptug hat man selten in den Reihen.“