Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Mutter legt Neugeborenes in den Müll
(dpa) Das Neugeborene lag stundenlang in einem zugeknoteten Sack mit Hausmüll und der Sauerstoff reichte wohl nicht mehr lange: Polizisten haben im Märkischen Kreis ein kleines Mädchen gerettet, das dessen Mutter kurz nach der Geburt im Garten ihres Wohnhauses in Kierspe bei Lüdenscheid abgelegt haben soll – zusammen mit Hausmüll. Die Beamten hätten den Müllsack hinter dem Haus in einem Gebüsch entdeckt, sagte Staatsanwalt Michael Burggräf am Montag in Iserlohn. Sie hätten ein Wimmern aus dem blauen Müllsack gehört.
Das Baby sei komplett in zwei Handtücher gewickelt gewesen. Es habe etwa drei Stunden darin gelegen. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft sei der Sauerstoff in der Mülltüte „mit Sicherheit bald sehr knapp“geworden.
Das bislang namenlose Mädchen, dessen Körpertemperatur nur noch bei 31 Grad gelegen habe, schwebe inzwischen nicht mehr in akuter Lebensgefahr. Es ist nach Informationen der Ermittler nahezu unverletzt geblieben, wird aber weiter in einer Klinik betreut.
Die 31 Jahre alte Mutter habe das Ganze mit Ängsten erklärt, teilten die Ermittler mit. Sie lebe mit ihrem Verlobten und einer gemeinsamen einjährigen Tochter zusammen. Die Frau sei bisher nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten, erklärte die Polizei. Es lägen auch keine Informationen vor, dass sie beim Jugendamt auffällig geworden wäre.
„Die Frau hat alles Mögliche getan, um die Schwangerschaft geheim zu halten“, sagte Hauptkommissar Andreas Möller. Der Lebenspartner sei bei den Blutungen der Frau von einer Magen-Darm-Infektion ausgegangen und habe einen Krankenwagen gerufen, obwohl sie das nicht gewollt habe. Sie wurde in ein Krankenhaus in Lüdenscheid gebracht, es seien vaginale Blutungen festgestellt worden. Eine Ärztin habe gemeldet, dass es eine Geburt gegeben haben müsse. Daraufhin hätten Polizisten am Wohnort der Frau nach einem Neugeborenen gesucht. Gegen die Frau wurde Untersuchungshaft angeordnet.