Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Honigbienen auf Wohnungssuche
Im Mai und April ist Schwarmzeit, die Bienenvölker halten sich dann auch an ungewöhnlichen Orten auf.
Tausende Bienen, die den Gepäckträger eines Fahrrads als gemütlichen Rastplatz auserkoren haben – dieses beeindruckende Schauspiel hat manch ein Städter schon beobachten dürfen. Ungewöhnlich sei das nicht, erklärt Christoph Otten, Leiter des Fachzentrums für Bienen und Imkerei des Imkerverbandes Rheinland. „Wenn keine Bäume in der Nähe sind, suchen sich die Bienen eben einen anderen Ort zum Pause machen.“Doch – Entwarnung für Fahrradbesitzer – lange dort verweilen, das wollen die Schwärme laut des Bienenexperten nicht: „Das ist lediglich eine Zwischenstation.“In der Regel halten sich die Tiere an ihren „Rastplätzen“nur ein paar Stunden, höchstens jedoch ein bis zwei Tage auf. „Als langfristiges neues Zuhause brauchen sie einen geschützten Raum“, so Otten.
Von Mai bis Juni ist Schwarmzeit für Honigbienen. Die alte Königin macht Platz für eine neue und verlässt mit der Hälfte ihres Gefolges die Höhle. Etwa 10.000 bis 15.000 Bienen ziehen mit ihr in ein neues Zuhause um. Im Vorfeld kundschaften einzelne Tiere potenzielle neue Höhlen aus.
Wie ihnen die Besichtigung gefallen hat, zeigen die Kundschafter mit einer fliegenden Choreografie – den Bienentänzen. „Die Tiere drücken dann mit intensiven oder weniger intensiven Tänzen ihre Begeisterung für die besichtigte Höhle aus“, erklärt Christoph Otten. Die Verweildauer der Schwärme an ihren Pausenorten hänge nämlich auch davon ab, wie schnell die Bienen eine Entscheidung treffen. „Sie diskutieren erst einmal und wenn sie sich geeinigt haben, ziehen sie weiter“, so der Imker.
Für Menschen bestehe während der Schwarmzeit keine besondere Gefahr. „Bienen, die schwärmen, sind besonders ruhig und sanft. Mit etwas Abstand kann man das spektakuläre Schauspiel gut beobachten.“Wer Bienenschwärme entdeckt, die sich an ungünstigen Orten aufhalten, kann einen Imker oder die Feuerwehr informieren. Erst am vergangenen Wochenende setzte ein Bienenschwarm drei Jugendliche in einer Sattelkammer fest.
Auf der Webseite www.schwarmboerse.de können herrenlose Bienen ebenfalls gemeldet werden. Für Honigbienen gilt dabei die Regelung: Wer sie findet, darf sie behalten. „Zieht ein Bienenschwarm aus, so wird er herrenlos“, heißt es im BGB. „Wenn der Imker nicht direkt hinterher gehechtet kommt, verliert er seine Eigentumsrechte“, sagt Christoph Otten.