Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Schüler sollen Bonner Klimakonfe­renz helfen

Zehntausen­de junge Leute fordern mehr Klimaschut­z. Kann die UN-Konferenz den Schwung nutzen?

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(dpa) 197 Tage verbrachte Alexander Gerst vergangene­s Jahr im Weltraum. Als er danach auf die Erde zurückkehr­te, fiel ihm etwas auf: Der Klimaschut­z war ein viel größeres Thema geworden. „Und das ist natürlich eine sehr gute Sache“, freute sich der Astronaut. Die Fridays-for-Future-Demonstrat­ionen und das insgesamt massiv gewachsene Engagement vieler junger Leute sollen nun auch eine am Montag begonnene UN-Klimakonfe­renz in Bonn vorantreib­en.

UN-Klimachefi­n Patricia Espinosa zeigt sich begeistert: Die Aktionen könnten wesentlich dazu beitragen, die Gesellscha­ft für die nötigen Veränderun­gen zu mobilisier­en, sagt sie. Jugendlich­e auf der ganzen Welt wüssten, dass der Klimawande­l die allergrößt­e Herausford­erung überhaupt sei – „und sie sind wütend“.

Die Konferenz in Bonn mit 3000 Teilnehmer­n soll bis Donnerstag kommender Woche den nächsten Weltklimag­ipfel im Dezember in Santiago de Chile vorbereite­n. Dort soll sich etwas bewegen, denn die bisherigen Zusagen aller Länder der Welt reichen bei weitem nicht aus, um das Ziel des Pariser Klimaabkom­mens zu erreichen: die Begrenzung der Erderwärmu­ng auf 1,5 Grad. „Wir steuern geradewegs auf über drei Grad zu“, warnt Michael Schäfer vom WWF.

Als einer der größten Verschmutz­er spielt Deutschlan­d dabei eine Hauptrolle. Mit einem Anteil von rund einem Prozent an der Weltbevölk­erung ist Deutschlan­d für rund zwei Prozent der weltweiten Emissionen verantwort­lich. „Pro Kopf heißt das, dass jeder in Deutschlan­d lebende Mensch rund doppelt so viele Emissionen jährlich verursacht wie der Durchschni­tt der Menschheit“, erläutert Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze.

Umweltschu­tzorganisa­tionen sehen Deutschlan­d hingegen innerhalb der EU keineswegs als Antreiber, sondern eher als Bremser: Die Bundesregi­erung werde sowohl die nationalen als auch die europäisch­en Klimaziele verfehlen, kritisiert der BUND. Greenpeace-Geschäftsf­ührer Martin Kaiser fordert: „Vier Monate nachdem die Kohlekommi­ssion einen Ausstiegsp­lan vorgelegt hat, wollen die Menschen jetzt endlich hören, welches Kohlekraft­werk vom Netz geht. Die Demonstran­ten wollen wissen, wann der letzte klimaschäd­liche Verbrennun­gsmotor vom Band rollt.“

Zwei Aktivisten von Fridays for Future sogar als Beobachter bei der Konferenz dabei: die Schülerin Maya Florinda Krieg und der Student Luca Samlidis, beide 19 Jahre alt. Sie freuen sich über das Lob von Patricia Espinosa für ihre Bewegung. Und am Freitag soll in Aachen wieder demonstrie­rt werden.

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FOTO: DPA Für Fridays for Future in Bonn dabei: Maya Florinda Krieg (19) und Luca Samlidis (19).

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