Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Hongkonger Demonstrant Joshua Wong wieder frei
(ap) Die Proteste gegen die Regierung von Hongkong wegen des umstrittenen Auslieferungsgesetzes reißen nicht ab. Nachdem am Wochenende nach Schätzung der Organisatoren bis zu zwei Millionen Menschen auf die Straße gegangen waren, versammelten sich auch am Montag wieder zahlreiche Demonstranten vor dem Sitz von Regierungschefin Carrie Lam und forderten ihren Rücktritt. Parallel dazu wurde Joshua Wong aus dem Gefängns entlassen.
Lam hatte versucht, im Eilverfahren ein Gesetz durchzudrücken, das die Auslieferung bestimmter Verdächtiger aus der Sonderverwaltungszone an China erlauben sollte. Kritiker befürchten dort Folter und unfaire Prozesse. Angesichts des massiven Widerstands legte Lam die Gesetzesvorlage auf Eis. Die Demonstranten wollen aber, dass das Vorhaben komplett aufgegeben wird, und fordern eine Entschuldigung von Lam für das gewaltsame Vorgehen der Polizei. 80 Menschen wurden am vergangenen Mittwoch verletzt.
Ein Mitglied des Hongkonger Exekutivrats gab sich reumütig. Es sei ein „großer Fehler“gewesen, nicht erst die Meinung der Öffentlichkeit über das Gesetzesvorhaben einzuholen, sagte Lam Ching Choi. Er rechne auch damit, dass sich die Regierungschefin in naher Zukunft noch einmal dafür entschuldigen werde. Einige Demonstrierende verbrachten auch die Nacht auf Montag im Freien. Die Szenen erinnerten an Demonstrationen vor knapp fünf Jahren, als die Bewohner Hongkongs gegen Regelungen demonstrierten, die eine direkte Wahl des höchsten Vertreters Hongkongs verhinderten.
Wong war Aktivist der sogenannten Regenschirmbewegung der Demonstrationen in Hongkong vor fünf Jahren. Unmittelbar nach seiner Freilassung schloss sich der 22-jährige Wong den Demonstranten vor dem Regierungssitz an. „Zieht das Auslieferungsgesetz zurück. Carrie Lam, tritt zurück“, schrieb er auf Twitter. Wong hatte eine zweimonatige Haftstrafe wegen Missachtung des Gerichts abgesessen.