Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Bad Bank für die Deutsche Bank
In die Tochter sollen Wertpapiere von bis zu 50 Milliarden Euro ausgelagert werden. Das soll helfen, das Investmentbanking zu stutzen. Die Anleger begrüßten die Spekulationen.
Die Deutsche Bank plant offenbar eine interne „Bad Bank“. In ein solches Abwicklungsinstitut sollen Wertpapiere und Finanzanlagen im Volumen von bis zu 50 Milliarden Euro ausgelagert werden. Darüber hatte am Montag die „Financial Times“als erste berichtet. Die Deutsche Bank kommentierte den Bericht nicht, verwies jedoch auf die Aussagen von Vorstandschef Christian Sewing auf der Hauptversammlung des Konzerns im Mai. Damals hatte er „harte Einschnitte“angekündigt. Die Investmentbank müsse noch mehr auf ihre Stärken ausgerichtet werden. Als die sieht Sewing etwa stabile Geschäfte, Zahlungsverkehrslösungen etwa, die die Transaktionsbank anbietet, aber auch die Vermögensverwaltungstochter DWS.
Als nicht so stabil aber gelten offenbar langlaufende Derivate. So sind beispielsweise Zinsswaps konstruiert, mit denen Kunden sich einen festen Zins für eine längere Laufzeit sichern wollen. Die Bank garantiert ihnen den und sichert sich entsprechend ab. Das aber sind eben langlaufende Geschäfte, die inzwischen aus zwei Gründen auf die Bilanz drücken: Anders als vielleicht vor fünf Jahren noch gedacht, bleiben die Zinsen nicht nur
„Kunden wüssten, welche Geschäfte sie von der Deutschen Bank
erwarten dürften“
Hans-Peter Burghof Bankwirtschafts-Professor
im Euroraum weiter sehr niedrig, die Bank muss also entsprechend mehr Kapital aufwenden, das Geschäft könnte deshalb für sie nicht mehr rentierlich sein. Zum anderen gibt es strengere regulatorische Auflagen, solche Geschäfte müssen also mit mehr Kapital unterlegt werden. Auch das schmälert die Rendite für die Bank. Solche Papiere kämen also vielleicht für eine solche Bad Bank in Betracht. Wie viel Kosten oder Verluste die Bank mit bestimmten Papieren hat, das weist sie nicht aus. Welche sie verschieben wird, auch nicht. Noch ist das reine Spekulation, erst am 24. Juli zur Vorlage der Bilanz für das zweite Quartal könnte Deutsche-Bank-Chef Sewing Details nennen.
Anders als in der Abwicklungseinheit, die die Bank nach der Finanzkrise gegründet hatte, dürften die Wertpapiere, die nun verschoben werden, nicht „toxisch“sein, der Bank also große Risiken und Verluste bringen. 2016 hatte die Deutsche Bank diese erste „Bad Bank“aufgelöst, in die sie Wertpapiere im Volumen von bis zu 128 Milliarden Euro verschoben hatte. Und die verbleibenden Papiere, die sie noch nicht abgestoßen hatte, wieder auf die Bilanz genommen. Sollte die neue „Bad Bank“nun als interne Abwicklungseinheit konstruiert werden, dann würde dies nur einen geringen Effekt auf die Eigenkapitalrendite der Bank haben. Aber es hätte doch Vorteile: „Die Bank würde damit zeigen, welche Bereiche sie für zukunftsträchtig hält“, erklärt Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim, die Idee dahinter. „Dann haben die Kunden Klarheit, welche Geschäfte sie von der Deutschen Bank künftig erwarten dürfen, aber auch die Mitarbeiter wissen, wohin die Reise geht.“Und nicht zuletzt auch die Investoren: Denn die dürften, so ist zu vermuten, viel Druck auf den Vorstand ausgeübt haben, endlich seine Strategie offenzulegen. Nach der Absage der Fusion mit der Commerzbank war der Kurs zwischenzeitlich auf ein Rekordtief von unter sechs Euro gesackt. Am Montag legte der Kurs zwischenzeitlich um 4,3 Prozent wieder zu – die Aktionäre schöpfen offenbar Hoffnung.