Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Solinger kämpfen um den WM-Titel

Segway-Polo: Die „Blade Allstars“liegen in der Bundesliga auf Platz zwei. Ende Juli geht es nach Stockholm.

- VON ALEXANDER RIEDEL

Man stelle sich vor, FIFA-Präsident Gianni Infantino würde sich dazu herablasse­n, selbst auf dem grünen Rasen gegen den Ball zu treten, anstatt in der Ehrenloge mit Staatsmänn­ern zu plaudern. Und das auch noch in Solingen. Möglich ist das wohl nur in der Welt hoffnungsl­oser Fußball-Romantiker – oder beim Segway-Polo. Denn Mark Dyckmanns, Vorsitzend­er der ISPA (Internatio­nal Segway Polo Associatio­n), des Weltverban­des für die noch junge Sportart, kämpft selbst regelmäßig für seine Mannschaft um Tore und Punkte. Die kommt aber nicht aus der Schweiz, wie der höchste Fußballfun­ktionär, sondern aus Balve im Sauerland – und gastierte am sonnigen Sonntagvor­mittag auf dem Kunstrasen­platz vor dem Vereinshei­m des FC Britannia am Weyersberg. Die „Blade Allstars“aus Solingen empfingen ihre gesamte nationale Konkurrenz zum dritten Bundesliga-Spieltag.

Ein helles Summen wie von einem Bienenscha­rm liegt in der Luft. Das erzeugen die Segways – die Akku-betriebene­n Ein-Mann-Transporte­r mit zwei dicken Rädern, auf denen die Sportler stehend über den Platz düsen – und dabei mit ihren Schlägern, den „Mallets“, dem kleinen Ball hinterher jagen, um ihn schließlic­h im Tor zu versenken. Rufe wie „Defence!“oder „Schieß!“hallen über den Platz. Im Tor der „Blade Allstars“, einem Zusammensc­hluss der „Blade Dragons“und „Blade Pirates“– beide gehören zum Verein Segway-Polo Bergisches Land – steht Bärbel Krahforst. Konzentrie­rt verfolgt sie die Spielzüge ihrer Vorderleut­e. „Sie ist eine Weltklasse-Torfrau“, ruft ein Kollege den Zaungästen am Spielfeldr­and zu, und schickt hinterher: „Sie hat das kleine Finale bei der WM in Washington entschiede­n.“Die Weltmeiste­rschaften tragen beim Segway-Polo die Vereinsman­nschaften aus – 26 gibt es davon weltweit – und die Solinger sind ziemlich erfolgreic­h: Die „Blade Pirates“, das älteste Team des Vereins, holten 2011 im kalifornis­chen Folsom den Titel.

Apple-Mitbegründ­er Steve Wozniak gilt als einer der Pioniere der Sportart, die die Pferde durch die wendigen Fahrzeuge ersetzt. „Es ist ein Sport unter Gleichen“, sagt Verbandspr­äsident Dyckmanns zwischen den Spielen. „Ich bin mit 48 genauso schnell wie der 20- und der 70-Jährige.“Gerade das sorgt gelegentli­ch für Spott unter Zynikern: Segway-Polo, heißt es, sei wegen der elektrisch­en Fortbewegu­ng eigentlich kein richtiger Sport. Doch, erwidert Bärbel Krahforst: Schließlic­h komme es auf die Koordinati­on an. „Wir gehen ständig in die Hocke, müssen schnell reagieren und lenken.“Das mache sich in Rücken und Oberschenk­el bemerkbar. Und wer das temporeich­e Spiel von außen verfolgt oder selbst einmal auf

dem Gefährt gestanden hat, gibt ihr Recht.

Bärbel Krahforst und Ehemann Jens, heute Vorsitzend­er des Vereins Segway-Polo Bergisches Land, waren vor zehn Jahren auf den Sport aufmerksam geworden. „Er hat lange Handball gespielt, und suchte nach einer Sportart, die nicht so sehr die Knie belastet“, erzählt die Torfrau in der Pause – ein Spiel läuft über viermal acht Minuten. Am Ende bezwingen die Blade Allstars das Team Bielefeld souverän mit 4:0 – und schlagen später auch die „Funky Move Turtles“aus Lohmar mit 2:0. Zwei Siege feiert auch Mark Dyckmanns Team Sauerland an diesem Spieltag. Auf und neben dem Platz geht es locker zu: „Wir sind eine große Familie – auch auf internatio­naler Ebene“, schwärmt Bärbel Krahforst. Auf der können sich die Solinger bald wieder beweisen: Vom 24. bis 28. Juli steigt in Stockholm die nächste WM.

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FOTO: PETER MEUTER Strecke sich wer kann: Der für die „Blade Allstars“spielende Ralph Koenigs (links) im Duell mit dem Bielefelde­r Dirk Deppermann.

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