Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Kalenderblatt 18. Juni 1959
Theodor Heuss im Schloss Bellevue
Schloss Bellevue wurde ursprünglich als Wohnhaus errichtet. Der Bauherr, Prinz Ferdinand von Preußen, ließ es im 18. Jahrhundert als Landsitz erbauen. Bald bekam das Schloss seinen Namen: „Bellevue“, sinngemäß „schöne Aussicht“, wegen der unbestreitbar schönen Ausblicke in den umgebenden Park an der Spree. Über die folgenden Jahrhunderte erfuhr Schloss Bellevue mehrere Renovierungen und Umgestaltungen, bis es im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde. Zwischen 1955 und 1959 wurde es wieder aufgebaut. Die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland war Bonn. Auch der Amtssitz des Bundespräsidenten befand sich in der Stadt am Rhein: die Villa Hammerschmidt. Doch schon 1957 bestimmte der Bundestag einen zweiten Amtssitz für das deutsche Staatsoberhaupt. Schloss Bellevue wurde nun zu repräsentativen Zwecken umgebaut. Am 18. Juni 1959 übernahm Bundespräsident Theodor Heuss (Bild) die Räumlichkeiten offiziell. Aus Rücksicht auf den schwierigen diplomatischen Status von West-Berlin nutzten die Bundespräsidenten das Schloss in den folgenden Jahren eher moderat. Erst 1994 verlegte Richard von Weizsäcker den ersten Amtssitz nach Berlin. Der einzige Bundespräsident, der jemals in Schloss Bellevue wohnte, war Roman Herzog (1994 bis 1999). Mittlerweile wurden auch die ehemaligen Wohnräume im Schloss zu Büros umgebaut, so dass der Amtsinhaber nun in einer Dienstvilla lebt.